Kommentar:
Terror in Bochum
Der Bochumer Polizeipräsident Wenner inszenierte am Freitag vergangener Woche für eingeladene MedienvertreterInnen eine erkennungsdienstliche Behandlung aller Besucher zweier Bochumer Moscheen. Dabei räumte er offensichtlich ohne die geringsten Skrupel ein, dass es nicht einmal einen konkreten Anfangsverdacht gab. Es lägen aber angeblich Hinweise auf "ernst zunehmende Akivitäten" vor. Vor ein paar Jahren noch wäre ein Polizeipräsident, der mit einer rechtsstaatlich so unhaltbaren Position den Großeinsatz mehrerer hundert Polizisten aus ganz NRW angeordnet hätte, unverzüglich aus dem Dienst entfernt worden. Heute darf ein Polizeichef offensichtlich ungestraft für die Medien inszenieren, wie in Kampfmontur und mit Maschinenpistolen Besucher eines Freitagsgebets öffentlicht kriminalisiert werden.
Seit ein paar Jahren denkt Wenner sich regelmäßig populistische Aktionen oder Erklärungen aus. Eins seiner liebsten Opfer waren z.B. die Junkies und die Drogenberatungsstelle in der Innenstadt. Hartnäckig hat er immer wieder versucht, die Einrichtung eines "Druckraumes" zu torpedieren.
Erst im Februar hatte er von sich reden gemacht, als er im Zusammenhang mit einem Bandenmord von Deutschen osteuropäischer Herkunft von einer Gewaltbereitschaft sprach, "die mehr asiatisch ist" und härteres polizeilches Vorgehen verlangt.
Die Motivation von Wenners Medienauftritten ist durchsichtig: Er hatte eigentlich eine blitzsaubere sozialdemokratische Karriere begonnen: Vom aktiven Juso über eine Tätigkeit im Innenministerium zum Polizeichef von Bochum, Herne und Witten. Doch dann endete die Karriere abrupt. Es war aufgeflogen, dass in seinem Polizeipräsidium illegal ein Squashspielfeld gebaut und als Hochregallager abgerechnet worden war. Wenner beteuerte, nicht gemerkt zu haben, was in seinem Keller passiert. Mehrere Jahre lang war er deshalb eigentlich nur Ziel von Spott und Hohn. Als ihm klar wurde, dass seine Karriere beendet ist, dachte er sich offensichtlich: Ist der Ruf erst ruiniert...