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Bei ingesamt 16 Organisationen und Einrichtungen in Bochum werden
Landesmittel gekappt.
DPWV und die Betroffenen kündigen jetzt breiten Widerstand gegen
das Streichprogramm an
Erstmals liegt der WAZ einGesamtliste Bochumer Einrichtungen vor, die von der Sparpolitik
der Landesregierung betroffen sind. Dem Engagement von Brigitte Ponath, Geschäftsführerin beim Deutschen
Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) in Bochum, ist es zu verdanken, dass es diesen Überblick gibt.
"Ich habe die Einrichtungen selbst angerufen, um mir die entsprechenden Informationen
zu besorgen," erzählte Ponath beim traditionellen Neujahrsempfang der "Sozialen Bewegung" im
Bahnhof Langendreer. Viele der Betroffenen hätten erst aus den Medien oder lediglich mündlich davon erfahren,
dass bei ihnen Mittel gekürzt werden.
Die Liste, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, zeigt einen Querschnitt
fast sämtlicher Organisationen, die in der Stadt im sozialen Bereich aktiv sind. Insgesamt sind 16 Träger
oder Projekte von der Streichliste des Landes betroffen. "Dass die Betroffenen nicht gleichzeitig die Informationen
erhalten haben, kann ich nur auf einen Anfänger-Dilettantismus der neuen Landesregierung zurückführen",
schätzt Ponath. Sie kündigt, trotz der schwierigen Lage, Widerstand gegen die Streichliste an.
Die Kürzungen treffen folgende Gruppen:
Der Zuschuss an das Akademische Förderungswerk wird um 800 000 Euro, von bisher 3,9
Mio Euro gekürzt.
Die Caritas-Suchtberatung in der Justizvollzugsanstalt Krümmede muss auf 20
000 Euro verzichten. Nochmals 10 000 Euro fallen bei der allgemeinen Suchtberatung für Frauen weg. Außerdem
kann eine von bislang vier Stellen beim ebenfalls von der Caritas betriebenen Frauenhaus nicht mehr erhalten werden.
In der Beratungsstelle "Neue Wege" gegen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen
muss eine halbe Stelle im Bereich Tätertherapie bei Jugendlichen gestrichen werden.
Für das beim Bahnhof Langendreer angesiedelte "Eine-Welt-Promotorinnen-Programm"
wurden die Personalkosten in Höhe von 34 000 Euro komplett gestrichen.
Betroffen ist auch die Beratungsstelle für homosexuelle Männer und Frauen Rosa
Strippe. Zwar wurden die 1,5 Fachstellen erneut bewilligt. Dafür wurden jedoch landesweit die Finanzmittel
für Projekte gegen Diskriminierung um 240 000 Euro auf 360 000 Euro gekürzt.
Der Aids-Hilfe ist mitgeteilt worden, dass ihre Zuschüsse in den nächsten
vier Jahren um insgesamt fünf Prozent gekappt werden sollen, dies soll ähnlich auf beim Figuren-Theater-Kolleg
erfolgen. Wie bereits ausführlich berichtet, muss die Krisenhilfe auf 55 000 Euro an Landesmitteln verzichten,
was vor allem die Arbeit im Café einschränkt. Wie Brigitte Ponath erfuhr, befürchtet auch der
Via Kürzungen. Im Gespräch seien minus 20 Prozent bei der Straffälligenhilfe und um 31 vH beim Täter-Opfer-Ausgleich.
Ebenfalls von Kürzungen betroffen sind die Erziehungs- beratungsstellen (minus
17,6 Prozent), die Familienbildungsstätten (bis zu minus 20 Prozent), die Jugendförderung (hier soll
das Jugendförderungsgesetz nicht umgesetzt werden und Maßnahmen für die Integrationsförderung
(minus 6,38 Prozent). Hinzu komme, dass der Ausgleich für die Kita-Elternbeiträge um 0,5 Mio in
diesem Jahr und um 1 Millionen Euro in den Folgejahren gekürzt werden soll. Hier werden höhere Elternbeiträge
befürchtet.
Kommentar 2. Lokalseite
Der Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) versteht sich in Bochum als Dachorganisation von über 150 Vereinen
und Initiativen. Seine Aufgabe ist, die zum Teil sehr kleinen Gruppen durch örtliche Interessensvertretung,
fachliche Beratungen oder organisatorische Hilfen zu unterstützen. In der örtlichen Geschäftsstelle,
Kortumstraße 145, Tel: 60687, finden die Mitglieds-organisationen Ansprechpartner, die ihnen jederzeit
weiterhelfen können.
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