Besetzer: Raum für Initiativen in Feuerwache


Von HEIKO MÜHLBAUER

Die Szene erinnert an die 80-er Jahre. "Häuser für lau, für alle" fordert ein Transparent. Und ein anderes verkündet: "Dieses Haus ist instandbesetzt".

Seit Samstag wohnt die kleine Schar von Besetzern in der ehemaligen Feuerwache in Grumme. Sie fordern ein "Antirassistisches Zentrum" und Wohnraum in den verlassenen Gebäuden zu schaffen.

Seit 16 Monaten stehen die Gebäude der Feuerwehr leer. Die Stadt würde das Grundstück gerne verkaufen. "Die Wirtschaftsförderung führt bereits Verhandlungen", so Stadtsprecher Thomas Sprenger. Zuletzt seien die Häuser vom Sozialamt als Lager genutzt worden.

Gestern Morgen hatte Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber seinen neuen Jugendamtsleiter Dolf Mehring ausgeguckt, um mit den Besetzern zu verhandeln. Die Taktik der Stadt war klar: Man wolle den Leuten nicht auf die Füße treten hieß es.

Aber als die Besetzer forderten, man solle Gas, Wasser und Strom wieder anstellen, blieb die Stadt hart. "Das geht im Moment überhaupt nicht", so Sprecher Sprenger.

Mittlerweile haben sich die neuen Bewohner eingerichtet. Nach eigenen Angaben handelt es sich um 30 Leute, nach Schätzungen der Stadt sind es 20. Strom gewinnen sie mit einem kleinen Aggregat - Wasser wird über einen Schlauch aus dem Nachbargebäude bezogen.

Nach Rücksprache mit der Stadt zog sich die Polizei wieder zurück. Sechs Streifenwagen waren am Samstag ausgerückt, um dann aber aber wieder unverrichteter Dinge abzufahren.

Dass viele Initiativen in Bochum Räumlichkeiten brauchen, meinen auch die Grünen im Rat. "Deren Sprecher Wolfgang Cordes meldete sich gestern zu Wort: "Ich appelliere an die Stadt, den Konflikt nicht eskalieren zu lassen." Ein Antirassistisches Zentrum würde das politische und kulturelle Leben der Stadt sicherlich bereichern.

Die Besetzer nutzten auf jeden Fall ihr erstes Wochenende im Haus für eine "Eröffnungsparty". Neben einigen übrig gebliebenen Bierflaschen blieb auch so manche Grafitti nach dem Fest zurück.

Für Dienstag abend, so ließen sie mitteilen, wolle man sich mit den Initiativen zusammensetzen, die in der letzten Zeit Räume gesucht hätten. Mit der Besetzung sei auf jeden Fall die Erklärung der Stadt widerlegt, dass man keine geeigneten freien Räume habe, erklärten sie weiter.

Heute Nachmittag will der Jugendamtschef die Räume selber besichtigen. Die bisherigen Verhandlungen fanden in seinem Büro im Rathaus statt.

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