Bericht von Rolf van Raden zum Ende seiner Mitarbeit
bei Radio ct
31.1.2001
Ich wurde heute von der Chefredaktion gebeten, von einer weiteren Mitarbeit
bei Radio c.t. abzusehen, weil ein Interessenskonflikt zwischen meiner Aktivität bei der Linken Liste und
bei dem Campus-Radio bestehe. Konkreter Anlass war die Tatsache, dass ich gestern darum gebeten habe, eine Nachricht,
in der es um die "illegale Plakataktion" der Alternativen Liste ging, nicht On Air lesen zu müssen.
Auch wenn sofort eine Kollegin zur Hand war, die das Lesen der Nachrichten übernommen hat und es keine weiteren
Probleme gab, sei dies ein Präzendenzfall. Denn darüber, welche Nachrichten gesendet würden, habe
der Chef vom Dienst (CvD) zu entscheiden, und nicht ich als einfacher Mitarbeiter. Auch meine Kritik, dass sowohl
der Plakat"skandal" von der Lili, als auch der der al Thema in den Nachrichten war, nicht aber die Plakate
der GEW, wurde zurückgewiesen. Es wurde entgegnet, dass man zu dem Zeitpunkt noch recherchiert habe und dass
es sich um eine eingefädelte Aktion der al handle.
Meine Weigerung von "illegalen Plakaten" auf dem Sender zu sprechen, sei ein Vertrauensbruch gegenüber
den CvD's. Und in einem Team müsse man sich aufeinander verlassen können. Ausserdem sei ich garnicht
verantwortlich für das, was ich lese, sondern die Verantwortung läge bei den CvD's, die die Nachricht
abgesegnet hätten.
Alles in allem könne man sich eine Zusammenarbeit mit mir nicht mehr vorstellen, da ich es nicht schaffen
würde, meine Aktivitäten bei der Linken Liste von dem zur totalen Neutralität verpflichteten Journalismus
bei Radio c.t. zu trennen. Als weiterer Beweis wurde von meinem CvD ein von mir produzierter Beitrag angeführt,
in dem es um die Verleihung des "Carl Arnold Kortum Motivationspreises" ging. Denn an dem vor mehreren
Monaten gesendeten Beitrag habe man eindeutig gemerkt, dass ich die pompöse Inzenierung der Verleihung für
lächerlich gehalten habe. Dass sei mit dem Pressekodex (absolute Objektivität in der Berichterstattung)
nicht vereinbar.
Da ich schon vorher bekannt gegeben habe, dass ich mich zu Semesterende sowieso aus der Tagesredaktion zurückziehen
werde, hat der Rausschmiss wohl viel mehr symbolische Funktion. Es wären eh nur noch zwei Tage gewesen, an
denen ich in der Redaktion mitgearbeitet hätte. Jedoch könne man "den Sender dichtmachen",
wenn so ein Verhalten einreißen würde, hieß es während des Gesprächs.
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