AugenzeugInnen-Bericht: 22.2. in Werne

Nachdem wir um kurz vor 15.00 Uhr in einer Gruppe von ca. 10-15 Leuten versucht hatten, auf die Route der Nazis zu gelangen und von einer Hundertschaftseinheit wieder zurückgeschickt worden waren, kamen wir an der Absperrung Vom-Waldhausen-Straße/Ecke Auf-den-Holln vorbei. Dort herrschte bei den uns begleitenden Polizeibeamten der Hundertschaft einige Augenblicke Unklarheit darüber, in welche Richtung sie uns schicken wollten, und so blieben wir eine Weile an dieser Ecke stehen.
Auf einmal kam ein Polizeibeamter, der eigentlich nur zur Verkehrsregelung eingesetzt war und mit seinem Streifenwagen die Straße versperrte, auf unsere Gruppe zu und begrüßte uns mit den Worten: „Was macht ihr hier?! Der Zoo ist da drüben!“ Auf das von uns geäußerte Unverständnis hinsichtlich seines durchgängigen Duzens gegenüber ausnahmslos volljährigen Menschen und seiner Zoometaphorik folgten weitere Beleidigungen der übelsten Art: „Guckt euch doch an, ihr seht aus wie die Affen!“ respektive „So was wie ihr gehört in den Zoo!“, „Guckt euch doch an, wie scheiße ihr schon ausseht!“ etc.
An dieser Stelle möchte ich noch darauf hinweisen, dass keinerlei Provokationen von unserer Seite aus den Beamten zu derartigen verbalen Angriffen angestachelt haben könnten, im Gegenteil, alle Leute aus unserer Gruppe verhielten sich ruhig und deeskalierend.
Der Beamte, der in einer unglaublich aggressiven Art auf mich und weitere Personen aus der Gruppe zustürmte und uns im Kasernenton seine Beleidigungen ins Gesicht brüllte, weigerte sich auch auf mehrmaliges Nachfragen hin, uns seinen Namen zu nennen.
Er wäre aber spätestens dann zur Nennung seines Namens verpflichtet gewesen, als wir darauf hinwiesen, ihn wegen Beleidigung anzeigen zu wollen. Wie wäre auch sonst eine strafrechtliche Verfolgung möglich gewesen?
Wir wussten uns also nicht anders zu helfen, als den Ansprechpartner der Hundertschaft, die groteskerweise zu diesem Zeitpunkt gerade die Personalien der Leute aus unserer Gruppe überprüfte, um Rat zu fragen.
Hilflos gegenüber dem rabiat-cholerischen Benehmen seines Bochumer Kollegen, riet er mir, den Ort des Geschehens (Ecke Vom Vom-Waldhausen-Straße/ Auf-den-Holln), den Dienstgrad des Kollegen (ein silberner Stern, also angeblich Polizeikommissar) und das Kennzeichen des dazugehörigen Streifenwagens (BO-3223) zu notieren.
Wir waren an diesem Tag in Bochum-Langendreer, um gegen den Aufmarsch von Neonazis zu protestieren, und lassen uns eine derartig unverschämte, in keiner Weise herausgeforderte Vorgehensweise seitens der Bochumer Polizei nicht bieten. Deshalb behalten sich einige Personen aus der Gruppe, mich eingeschlossen, weiterhin eine Anzeige gegen den Choleriker in Uniform vor.