Neugründung und

als Beispiel die Geschichte der Mei-Coop in Bochum

Keine Food-Koop vor Ort?
... Platz 35 auf der Warteliste der heillos überfüllten in der Nähe?
Macht nix! Selber machen!
Wir helfen mit Anregungen, Tips und besten Wünschen bei der Gründung von Kooperativen.

Wer macht mit?
Wer kann was machen?
Wie wollen wir uns organisieren?
Wo können wir anfangen?
An welche Waren kommen wir?

1. Anstoß: Food-Koop, was is´n das?

Vielleicht lernt man jemanden kennen, der in einer Koop Mitglied ist und davon erzählt. Oder man hat in einer Zeitung über Food-Koops oder Lebensmittelkooperativen gelesen.

2. Ich möchte auch sowas machen!

Das Ganze hört sich interessant an, und man kann sich vorstellen, auch selber in einer Koop Mitglied zu werden. Wenn es am Ort keine Koop gibt oder die bestehende Kooperative keine Mitglieder aufnimmt, dann stellt sich die Frage: Soll ich nicht selber mit anderen zusammen eine Kooperative gründen?

3. Einführungsabend

Im Bekanntenkreis finden sich sicherlich einige Leute, die Interesse haben mitzumachen. Alle InteressentInnen werden zum ersten Informations- und Koordinationstreffen eingeladen. Sobald man 5 - 10 Leute beisammen hat, kann es losgehen. Zur Vorbereitung der Einführungsveranstaltung liefern die Bundesarbeitsgemeinschaft der Lebensmittelkooperativen oder die Regionalkontaktstelle nähere Informationen. Bei der BAG oder bei den Regionalkontaktstellen kann man auch nach ReferentInnen fragen. Ein Einführungsabend kann einen Überblick geben und den InteressentInnen zeigen, worum es geht. Hilfreich ist es, Kontakt zu Koops in der Nähe aufzunehmen. An so einem Abend könnte eine Person aus einer bestehenden Koop erzählen.

4. Was wollen wir?

Zunächst sollte herausgefunden werden, welche Ansprüche die Mitwirkenden an die Koop haben: Sollen eher Gemüse, Milchprodukte und Brot organisiert werden, oder will man vor allem "feste" Ware wie Nudeln, Getreide, Aufstriche etc.? Wieviel Zeit sind die einzelnen bereit zu investieren? Wie oft soll bestellt werden? Je nachdem, was besorgt werden soll, muß wöchentlich oder auch nur alle 1 - 2 Monate bestellt werden. Steht ein Umschlagplatz für die Waren zur Verfügung, oder wird am Anfang vielleicht gar keiner gebraucht?

5. Wo werden die Waren verteilt?

Sind die Erwartungen geklärt, muß zunächst die Raumfrage gelöst werden.

6. Wer beliefert uns?

Über die Bundesarbeitsgemeinschaft der Lebensmittelkooperativen, andere Koops, das alternative Branchenbuch oder über die Anbauverbände werden Händler und Lieferanten ausfindig gemacht.

7. Leute suchen, die mitmachen

Sobald ein erstes Konzept erarbeitet ist, werden über Lokalzeitungen und -radio, Wochenblätter, Szeneblätter, Aushänge in Familienbildungsstätten oder Gemeindezentren und Schwarze Bretter an der Uni Interessierte gesucht, die mitmachen wollen. Um Kosten zu sparen, kann mit einer anderen Koop eine Bestellgemeinschaft gebildet werden.

8. Rechtsform etc.

Grundsätzlich wird keine bestimmte Rechtsform benötigt, um eine Food-Koop zu gründen. Solange das Ganze in einem relativ kleinen, überschaubaren Rahmen bleibt, lohnt sich der Aufwand nicht. Für größere Gruppen kann eine Vereinsgründung sinnvoll sein, um Haftungsrisiken klein zu halten oder um einen festen Rahmen zu haben, innerhalb dessen man agieren kann. In einer Satzung oder "Geschäftsordnung" können die Regeln, die in der Koop gelten sollen, verbindlich festgelegt werden.

Die häufigsten Koop-Startschwierigkeiten und wie sie vermieden werden können

Die Anlaufzeit sollte nicht zu lange dauern. Wenn nach einem halben Jahr noch nicht mit der Verteilung der Waren begonnen wurde, bricht die Gruppe schnell wieder auseinander. Daher sollte man auch ohne feste Raum mit den Bestellungen anfangen, um Erfolgserlebnisse zu haben.

Man sollte sich nicht zu viel auf einmal vornehmen: Lieber nur einmal im Monat Sammelbestellungen machen, als versuchen, von Anfang an alles perfekt zu organisieren.

Von Anfang an Aufgaben festlegen und gleichmäßig verteilen, nicht einen "Guru", der alles macht und alles weiß. Das kann auch sehr gut funktionieren, entspricht aber nicht dem Koop-Prinzip, da eine Konzentration von Informationen Abhängigkeiten schafft. Steigt dieseR aus, bricht alles zusammen.

Auch die Finanzen stellen am Anfang eine Schwierigkeit dar: Häufige Fehler sind z.B. das Vergessen der Mehrwertsteuer bei der Verkaufspreisberechnung und nicht korrektes Auszeichnen der Waren oder das Nicht-Nachhalten von Reklamationen.

Tip: Vergleicht die Rechnung mit dem Lieferschein (wir bezahlten beispielsweise ein Kilo Fleisch mit, welches nie geliefert wurde, merkten das erst nach 5 Monaten, als wir ein Minus hatten, und bekamen es dank der Unkompliziertheit des Hofes zurücküberwiesen. )

Tip: Notiert euch die Reklamationen

1. für euch

2. und für den, der die nächste Bestellung macht

3. für den, der die Rechnung nach Vergleich mit den Lieferscheinen zahlt. Wobei Reklamationen alle zuviel oder zuwenig gelieferten Waren sind.

Da die Satzung eines eingetragenen Vereins nur unter Kosten geändert werden kann, ist es besser, zur Ergänzung eine Geschäftsordnung oder ein anderes Regelwerk zu schaffen, das die Entscheidungsstrukturen festhält.

Bei der Mei-Coop, die so gut wie keine schriftlichen Regeln kennt, entscheidet das monatliche Mitgliedertreffen über anstehende Punkte. Die Entscheidungen werden im Protokoll festgehalten und auch mündlich weitergegeben: "... Das hatten wir im Sommer aber schon beschlossen, daß wir das Gemüse jetzt über den anderen Hof beziehen wollen, guck doch noch mal nach! ..." Stehen wichtige Entscheidungen an, z.B. Rausschmiß einer Person, kann auf einem Monatstreffen dazu eine Entscheidung oder eine Regel aufgestellt werden, die dann auf einem der nächsten Treffen bestätigt und umgesetzt wird.

Eine Organisation wächst und ändert sich mit der Zeit -
Die Entwicklung der Mei-Coop in Bochum

Die Mei-Coop in Bochum ist Ende der 70er Jahre entstanden. In den besetzen Häusern im Heusnerviertel gab es eine Gruppe, die für die anderen gekocht hat. Von einer Bio-Bäckerei in der Nähe konnten die nicht verkauften Brote abgeholt werden. Über diese Bäckerei wurden gelegentlich auch Getreide oder Nudeln beim Großhändler mitbestellt. Diese Bestellungen entwickelten sich zu einer regelmäßigen Einrichtung. Als die besetzten Häuser geräumt und abgerissen wurden, traf sich die Bestellgruppe bei einem der Mitglieder im Hinterraum eines Kinder-Second-Hand-Ladens. Von diesem Zeitpunkt an wurden auch die Bestellungen beim Großhandel auf eigene Rechnung gemacht. Einmal die Woche war Treffen in dem Raum, und die Waren wurden verteilt. Als der Second-Hand-Laden in neue Räume umzog, blieb die Koop in den alten Räumen und vergrößerte sich. Neben dem reinen Großhandelsbezug wurden auch Kontakte zu Biohöfen geknüpft und das Warenlager vergrößert. Die Zahl der Mitglieder pendelte sich auf 15 - 25 Haushalte ein. Alle Mitglieder bekamen einen Schlüssel zu dem Ladenlokal und konnten jederzeit einkaufen. Da der gemeinsame Einkaufstermin als Treffpunkt wegfiel, wurde jetzt ein monatliches Treffen abends in den Koop-Räumen abgehalten. Mittlerweile finden die Treffen reihum bei den Mitgliedern statt. Während früher in erster Linie StudentInnen und SchülerInnen in der Koop waren, sind es jetzt vor allem Familien mit Kindern. Von den Gründungsmitgliedern sind heute noch 2 in der Koop.

Kontaktadresse:
Mei-Coop Bochum und
Bundesarbeitsgemeinschaft der Lebensmittelkooperativen e.V.
Annette Hoffstiepel
Im Mailand 131
44797 Bochum
Tel. 0234 / 79 78 31