Vier Jahre rot-grüne Regierungspolitik: “Absacken der Politik ins Gewalttätig-Bodenlose” Wolf-Dieter Narr über
Entwicklungen in den internationalen Strategien der deutschen Politik
Anfang dieses Jahres hatte Ludger Vollmer, Staatsminister im Außenministerium (und
hierzulande auch bekannt als früherer Aktivist der Basisgruppen an der Ruhr-Uni), den Versuch unternommen,
KriegsgegnerInnen und PazifistInnen als tendenziell politikunfähig darzustellen. Mit Hilfe des vermeintlichen
Generalnenners “11. September” sollte nicht nur den KriegsgegnerInnen, sondern vermutlich auch der z.T. zweifelnden rot-grünen
Parteibasis vorgeführt werden, wie pazifistische Grundhaltung doch mit Kriegspolitik zu vereinbaren sei, ja
geradezu vereinbart werden müsse. Die mehrheitliche Ablehnung in der Bevölkerung gegenüber kriegerischer Strategie
musste der herrschenden Politik ein besonderer Dorn im Auge sein: hatten doch gerade fast 95% der VolksvertreterInnen
– ganz im Gegensatz zum Volk selbst – keine prinzipiellen Einwände gegen den Afghanistan-Krieg und die folgenden
Kriegseinsätze gehabt. Die rot-grünen “WeltinnenpolitikerInnen” wollten eine Argumentationslücke neben
dem üblich gewordenen imperialen Pragmatismus schließen und haben doch eine neue aufgemacht. In die stösst Wolf-Dieter Narr. Er stellt die historischen und aktuellen Grundprobleme
der kapitalistischen Globalisierung dar: unter anderem die fortgesetzte Produktion von Ungleichheit: “Ungleichheit, massenhafte
Unterversorgung aller Art - von der Ernährung über die Gesundheit bis zur Bildung und Beteiligung”. Ungleichheit
als systematischer Verstoß gegen die Menschenrechte und als “Reservoir für alle Arten von Gewalt”. Deren Lösung könne keineswegs im propagierten “Marktvertrauen” liegen. Narr kritisiert
das Unverständnis der herrschenden Politik für die “terroristisch zum Ausdruck gekommenen Probleme, die sich auf keinen Fall mit Gewalt lösen
lassen”. Er benennt die Opfer der dauernden Hochrüstung – auch im Westen – auch in “Nichtkriegszeiten”. “Realpolitik
bedeutet
in antimenschenrechtlicher deutscher Tradition, Politik kurzsichtig mit Blut und Eisen zu betreiben oder zu unterstützen,
wenn es den eigenen Macht- und Wohlstandsinteressen dient...” Professor Wolf-Dieter
Narr lehrt Politikwissenschaft an der FU Berlin. Er war und ist einer der Promotoren des “Komitees für Grundrechte
und Demokratie” Veranstaltet vom Bochumer
Friedensplenum und Bahnhof/Politik Montag 18.
März
19.30 Uhr |