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Pressemitteilung Mieterforum Ruhr
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Bochum, 21. April 2004

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Viterra: Rekordgewinne auf Kosten der Mieter
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Zur heutigen Jahrespressekonferenz der Viterra AG erklärt Mieterforum Ruhr:

Die Strategie des E.on Konzerns, seine Profite durch den Ausverkauf der
Wohnungsbestände im Ruhrgebiet zu maximieren, geht auf: Die Viterra konnte
im Jahr 2003 ihren Gewinn um 17,2 Prozent auf 289,8 Mio. Euro verbessern. Die
Gewinnsteigerung ist ausschließlich auf Wohnungsverkäufe zurückzuführen.
Zitat aus dem Geschäftsbericht "Mit 11.060 Wohneinheiten erhöhte Viterra die
Anzahl der verkauften Wohnungen im Ruhrgebiet gegenüber dem Vorjahr deutlich
um 44 Prozent. (...) Der Verkauf von Mehrfamilienhäusern lag mit 7.296
Wohneinheiten um mehr als 64 Prozent über dem Vorjahreswert." In diesen
Rekordzahlen ist der Massenverkauf von 35.000 Wohnungen an die KGAL/MIRA
(Januar 2004) nicht einmal enthalten!

Es ist ein Geschäft auf Kosten der Mieter-/innen, der Beschäftigten und der
betroffenen Stadtteile.
In vielen Fällen hat der Verkauf der Mietwohnungen an Weiterverwerter und
Selbstnutzer zu Mieterverdrängungen geführt, das gilt insbesondere für den
heftig gesteigerten Verkauf kleiner Mehrfamilienhäuser. Hier gelten - anders
als im Fall der Umwandlung in Eigentumswohnungen - für
Eigenbedarfs-Kündigungen keine Sperrfristen.

Anstatt in ihre teilweise instandsetzungsbedürftigen Bestände zu
investieren, stößt die Viterra vor allem die schlechteren Objekte ab. Es ist
kein Wunder, dass damit die Leerstandsquote im Unternehmen stabil gehalten
wurde. Im ehemaligen Bestand sieht es ganz anders aus. Auch weil viele
Mieter aus Furcht vor Verdrängungen das Feld bereits im Vorfeld räumen.

Die verlustträchtigen Wohnungsbestände werden - direkt oder über
Weiterverwerter wie die berüchtigte Bochumer "Häusser-Bau" - abgewickelt,
die Lasten an die Endkäufer und bisherigen Mieter weitergegeben. Im Ergebnis
macht sich Viterra reif für die Komplettabwicklung. Es gibt Hinweise darauf,
dass die Viterra noch in diesem Jahr komplett zerschlagen oder
weiterveräußert wird. Damit steht der Wohnungsmarkt im Ruhrgebiet vor einer
Herausforderung, für deren Bewältigung es bislang keine Instrumente gibt.

Nicht ohne Grund ist seit Januar vor allem in Gelsenkirchen, Herne und
anderen besonders betroffenen Städten eine neue Protestbewegung der Mieter
entstanden. Die Kommunen und das Land haben bereits reagiert. So hat die
Landesregierung weitere Städte in die Kündigungssperrfristverordnung
aufgenommen. Diese gilt aber wie gesagt nur im Umwandlungsfall. Der Landtag
plant auch eine Entschließung zu einem "Verhaltens-kodex für
sozialverträgliche Verkäufe". Mit dem Antrag von SPD und Grünen wird in
diesen Wochen gerechnet.

Das sind aus unserer Sicht alles begrüßenswerte Schritte. Der Druck auf die
Viterra muss von allen Seiten erhöht werden.

Gefragt ist auch die Bundespolitik. Mieterforum-Ruhr fordert:
- Die Kündigungssperrfrist muss auf alle Verkäufe von Mehrfamilienhäusern
ausgedehnt werden.
- Die Subventionierung der Wohnungsverkäufe durch die Eigenheimzulage muss
gestoppt werden. Die freiwerdenden Mittel werden für die Finanzierung von
Auffanglösungen für die bedrohten Wohnungsbestände und für die
Stabilisierung bedrohter Stadtteile dingend benötigt.