Das Gesundheitssystem in diesem Land ist krank. Für diese Erkenntnis brauchte es eigentlich nicht erst die aktuelle Pandemie. Aber mit den Bildern von überlasteten Beschäftigten in den Krankenhäusern – insbesondere auf den Intensivstationen – ist es überdeutlich geworden. Und es ist vermutlich mehr Menschen klar geworden, wie es um die Wertschätzung dieser Menschen und deren Arbeit steht: nachdem zu Beginn der Pandemie diese Beschäftigten als neue „Helden“ beklatscht wurden, ist mittlerweile wieder Ernüchterung eingetreten und klar geworden, dass die vollmundig versprochenen Prämien großenteils ausgeblieben sind. Der Personalengpass ist für alle sichtbar ein Dauerzustand.
Wir wollen das nicht länger hinnehmen. Wir, das sind Menschen aus Bochum, die Mitte Februar das Komitee „Gesunde Krankenhäuser in NRW – für ALLE“ gegründet haben. Auf Initiative von ver.di Mittleres Ruhrgebiet und der attac-Gruppe Bochum haben sich Menschen zusammengeschlossen, um auch hier in Bochum kräftig für die entsprechende Volksinitiative NRW zu werben.
Die Volksinitiative ist ein Instrument, bürger*innenschaftlich Druck auf den Düsseldorfer Landtag auszuüben und ihn zu zwingen, sich mit der Situation in den Krankenhäusern zu befassen. Wir wollen eine Abkehr von dem Konzept der Fallpauschalen, das Krankenhäuser zwingt, nach Kostengesichtspunkten unsinnige Operationen an die Stelle sinnvoller – aber aufwändigerer – Behandlungen zu setzen, die Verweildauer von Patient*innen immer mehr zu kürzen und damit unzureichende Nachversorgung in Kauf nimmt und eben ständig an der Personalschraube zu drehen. Patient*innen müssen wieder als Menschen mit der Notwendigkeit einer individuellen Behandlung gesehen werden können und nicht nur als Fall, der möglichst kosteneffizient abgearbeitet werden muss. Die Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern dürfen nicht weiter die Belastungsgrenzen der Mitarbeiter*innen sprengen. Krankenhäuser müssen wieder attraktive Orte für medizinisches, pflegerisches und soziales Engagement werden, damit Menschen wieder Lust bekommen sich in ihnen zu engagieren.
Wir wollen eine Umkehr von der zunehmenden Profitorientierung und Privatisierung der Krankenhäuser und der sogenannten „Bereinigung“ der Krankenhauslandschaft, womit vor allem die Aufgabe der Flächenversorgung gemeint ist. Wir wollen einen neuen Krankenhausplan NRW unter breiter Beteiligung der Gesellschaft.
Wir wollen insgesamt eine Gesundheitsversorgung, die am Bedarf der Patient*innen ausgerichtet ist und gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten ermöglicht. Die Menschen, die sich in dem Bochumer Komitee engagieren, kommen aus unterschiedlichen Bereichen und haben gemeinsam begonnen – trotz Pandemiebedingungen – die Unterschriftensammlungen, die für die Durchsetzung der Volksinitiative nötig ist, an verschiedenen Stellen der Stadt durchzuführen. Wir brauchen mehr Mitstreiter*innen – macht mit für ein gemeinwohlorientiertes Gesundheitswesen.