FEAR NOW!
CASTORF GEFEUERT
DIE RUHRFESTSPIELE RUINIERT
NO FUTURE IM REVIER?

Diskussionsveranstaltung des Instituts für Theaterwissenschaft der Ruhr-Uni Bochum Donnerstag, den 1. Juli um 16 Uhr in der Ruhr-Universität Bochum, HGB 10
Gestern morgen haben der DGB und die Gesellschafter der Ruhrfestspiele Recklinghausen Frank Castorf als künstlerischen Leiter der Ruhrfestspiele entlassen.
2010 möchte das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas werden. Damit kulminiert ein Prozess, der als kulturelle Neu-Entdeckung des Ruhrgebiets wesentliche Akzente in der Region setzt. Wenn aus dem Kohlenpott des vergangenen Jahrhunderts die Ruhrstadt der Zukunft werden soll, ist eine lebendige Kulturlandschaft die Bedingung für diesen umfassenden Strukturwandel.
"Industriekultur" wurde zum Schlüsselbegriff einer ganzen Region und zur neuen Standortbestimmung des Ruhrgebiets. Doch "Industriekultur" kann nicht den musealen Erhalt von Gebäuden meinen, sondern braucht innovative und kontroverse Auseinandersetzungen und künstlerische Experimente. Wenn das Ruhrgebiet eine offene und innovative Kulturregion in Europa sein will, muss es sich neuen Formen und Fragen öffnen, so wie es in Initiativen und Festivals bereits immer wieder gelingt. Ein weiterer Schritt auf diesem Weg der kulturellen Befragung und Neubestimmung war die Berufung von Frank Castorf zum künstlerischen Leiter der Ruhrfestspiele. Frank Castorf und das Team der Ruhrfestspiele NO FEAR 2004 stehen für ein vielschichtiges, anspruchsvolles und internationales Festivalprogramm, in dessen Zentrum die Auseinandersetzung mit aktuellen künstlerischen und politischen Formen und Fragen steht. Damit war NO FEAR 2004 eine wichtige Bereicherung für die Kulturszene der Region.
Seine Entlassung durch den DGB ist ein harter Rückschlag für die kulturelle Landschaft im Ruhrgebiet und für alle, die auf einen breiten Strukturwandel in der Region hoffen. Der DGB hat provinzielle Engstirnigkeit bewiesen und gezeigt, dass mit ihm künstlerische Experimente und Innovation nicht zu machen sind. Damit steht diese Entscheidung kontraproduktiv für die Entwicklung und den Strukturwandel einer ganzen Region. Das Ruhrgebiet hat die Wahl, eine moderne Metropole zu werden oder als provinzieller Kohlenpott unterzugehen. Der DGB hat seine Wahl getroffen - doch der DGB ist nicht das Ruhrgebiet!
Was bleibt noch von der neuen Kulturpolitik im Ruhrgebiet? Wir laden herzlich ein zur Diskussionsveranstaltung!
Die Lehrenden und Studierenden des Theaterwissenschaftlichen Instituts der Ruhr-Universität, Bochum: Prof. Dr. Ulrike Haß, Prof. Dr. Guido Hiß, Dr. Jürgen Groß, Dr. Nikolaus Müller-Schöll, der Fachschaftsrat der Theaterwissenschaft.