An den
Oberbürgermeister der Stadt Bochum
Herrn Stüber
Rathaus
44787 Bochum
29.08.00
Besuch der Ghetto- und KZ-Überlebenden Orna Birnbach im Ruhrgebiet
Sehr geehrter Herr Stüber,
nicht erst vor dem Hintergrund der verabscheuungswürdigen Gewaltausbrüche der jüngsten Zeit haben
wir uns entschlossen, Frau Orna Birnbach, die heute in Tel Aviv lebt, zwischen dem 1. und 11. November 2000 erneut
ins Ruhrgebiet einzuladen.
Konzeptionell knüpfen wir dabei an ihren Besuch in Bochum und Witten im Jahr 1998 an. Die große Resonanz
damals und die wiederholten Anfragen von LehrerInnen und SchülerInnen heute stimmen uns hoffnungsvoll darin,
dass dieser spezielle Beitrag für "Toleranz und Zivilcourage" mit den hoffentlich jetzt zahlreich
folgenden Aktivitäten verzahnt werden kann.
Hinsichtlich des Beschlusses des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Bochum vom
16. August d.J., möchten wir unseren Teil dazu beitragen, Toleranz zu fördern und Fremden-feindlichkeit
zu bekämpfen. Insbesondere eine Zusammenarbeit mit Schulen liegt uns hierbei sehr am Herzen. So wird Frau
Birnbach an ca. 16 Schulen in Bochum, Witten, Herne und Duisburg vor allem mit Jugendlichen das Gespräch suchen
und darüber hinaus mit Pädagogen/Multiplikatoren der (kirchlichen) Erwachsenenbildung debattieren und
in soziokulturellen Zentren sprechen.
Als 72-jährige ist sie ein der jüngsten Überlebenden von Auschwitz, die eine besondere Beziehung
zu Bochum hat. Hat sie doch am Landgericht zwischen 1964 und 1974 in spektakulären NS-Prozessen ausgesagt,
von denen selbst Lokalhistoriker bis zu ihrem ersten Besuch 1998 nichts wussten.
Wir (die GEW-Bochum, vertreten durch Frau Schiele, zwei Schülerinnen des Albert-Einstein-Gymnasium und
Andreas Disselnkötter, Universität Dortmund) werden Frau
Birnbach in unserer Freizeit begleiten und für ihren angenehmen Aufenthalt sorgen.
Wie wir der WAZ vom 30.08. d.J. entnommen haben, wurde der Stadt Bochum vom Land NRW 400.000,- DM zur Verfügung
gestellt, um die örtliche Arbeit von Initiativen zu unterstützen. Um Orna Birnbachs Besuch hier überhaupt
zu ermöglichen, muss eine Summe von ca. 6.500,- DM aufgebracht werden. Da die Schulen zumeist keine Gelder
freimachen können, wenden wir uns an Sie, mit der Bitte um Unterstützung. Von den Kosten sind bislang
weit weniger als die Hälfte gedeckt.
Im Einzelnen werden die Mittel benötigt für:
· einen Linienflug Tel Aviv - Bochum - Tel Aviv
· Kost und Logis über den gesamten Zeitraum von ca. 11 lagen
· Fahrtkosten (es muss ein vollversicherter PKW angemietet werden)
· zudem erhält Frau Birnbach eine Aufwandsentschädigung für
jeden Vortrag von ca. 350,- DM.
Dieses Geld wird teilweise von der o.g. Gesamtsumme abgeschöpft, da die Schulen oftmals keine eigenen Mittel
bereitstellen können.
· Ausflüge zu Orten/Gedenkstätten im Ruhrgebiet mit SchülerInnen
· Eine Dokumentation des Besuchs wird auf der Basis von Schülerarbeiten
erstellt, in der auch Maßnahmen der Parteien gegen die Gewalt von rechts aufgeführt und Spender verzeichnet
werden. Das WDR-Fernsehen hat bereits die Übertragung einer Veranstaltung bzw. einen Bericht angekündigt.
Ggf. könnte die Dokumentation in größerer Zahl publiziert werden.
Bei der Deutschen Bank 24 wurde ein Konto eingerichtet, auf das die Gelder zweck-gebunden für Orna Birnbachs
Besuch eingezahlt werden können. Die Verwendung der Gelder wird lückenlos dokumentiert und ggf. gegenüber
den Unterstützern belegt.
Deutsche Bank 24; Andreas Disselnkötter; Verwendungszweck; »Orna Birnbach«;
BLZ 43070024; Kto. Nr.: 323125501
Um möglichst schnell Planungssicherheit zu erlangen - insbesondere auch für Frau Birnbach- wären
wir Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns schon bald über Ihre Möglichkeiten informieren könnten. Für
Rückfragen können Sie sich auch direkt an Frau Schiele wenden: Tel.: 0234/311642.
Vielleicht lässt es Ihre Zeit im November zu, Frau Birnbach persönlich kennen zu lernen, der es in
so ungewöhnlicher Weise gelingt, alt und jung durch Klugheit und Witz in ihren Bann zu ziehen. Eventuell könnte
man auch eine Veranstaltung mit einer der Stadt nahe stehenden Kultureinrichtung planen.
Mit besten Grüßen
für die Organisation
Gesellschaft Bochum-Donezk e.V.; Verein Erinnern für die Zukunft e.V.
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