Betr. Bücherverbrennung in Bochum
am 10. Juni 1933



Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freundinnen und Freunde,
sehr geehrte Damen und Herren,

in den Abendstunden des 10. Juni 1933 versammelten sich auf dem Kaiser Friedrich-Platz (heute Imbusch-Platz): die Hitler-Jugend, die Lehrlinge des Bochumer Vereins und der Zechen, Mitglieder der evangelischen Jugendverbände, Schüler. Ihr Ziel: „In einer selten einmütigen und geschlossenen Front Proteste zu erheben gegen Ungeist, Charakter- und Ehrlosigkeit jüdischen und volksfremden Literatentums, gegen den marxistischen Kulturverfall und sich zu bekennen zu einem sauberen, kräftigen, volksverbundenen deutschen Schrifttum.“
In Bochum wurden die Werke von Karl Marx, Friedrich Wilhelm Förster, Carl von Ossietzky, Kurt Tucholsky, Alfred Kerr, Thomas Mann und Magnus Hirschfeld verbrannt; einzelne Bände des „Volksblatts“, der „Westfälischen Volkszeitung“, des „Ruhr-Echos“, die „Bücherei des Volksblatts“ und des Bergarbeiterverbandes. Dem Feuer wurden ferner übergeben „eine marxistische Büchersammlung des ehemaligen sozialdemokratischen Arbeitsamtsdirektor Thöne“. Auch die Büchereien der Ruhrknappschaft, der städtischen Schulen und die Bestände der Stadtbücherei wurden „gesäubert“. Flammen, die verführte Jugendliche gezündet hatten, Flammen, die kritischen Geist in Deutschland sollten. (Text aus: Bochum in der Zeit des Nationalsozialismus, Stadtarchiv, www.bochum.de).

Dieses Ereignis jährt sich 2008 zum 75. mal.

Das Bochumer Bündnis gegen rechts schlägt vor, den Jahrestag der Bücherverbrennung, den Angriff auf den kritischen Geist, in unserer Stadt offensiv zu begehen.

Der 10. Juni 2008 sollte geprägt sein durch
a)viele dezentrale Veranstaltungen im Verlauf des Tages. Diese sollten
b)münden in einer zentralen Veranstaltung in der Christuskirche am Abend.
Zu a)
- die Bochumer Schulen sollten dafür gewonnen werden, im Vorfeld des 10. Juni die „Bücherverbrennung“ zu thematisieren, die „verbrannten Dichter“ zu lesen. Am 10. Juni selbst sollten in Schulveranstaltungen Lesungen stattfinden;
- andere Bildungseinrichtungen (Universität, Volkshochschule, Schauspielhaus) und gesellschaftliche Organisationen sollten angeregt werden, in ihren Räumen oder Stadtteilen den Tag angemessen zu begehen;
- die Stadtbibliothek und alle Stadtteilbibliotheken sollten dafür gewonnen werden, aus ihren Beständen Bücher der „verbrannten Dichter“ gesondert auszustellen; in eigener Regie könnten am Nachmittag Lesungen für und mit der Öffentlichkeit organisiert werden;

- alle Bochumer Buchhandlungen sollten dafür gewonnen werden, ihre Schaufenster zu diesem Termin mit den Büchern der „verbrannten Dichter“ auszustatten.

Zu b) Der Tag sollte enden mit einer zentralen Veranstaltung am Abend in der Christuskirche. Im Mittelpunkt sollten hier Lesungen der Texte der „verbrannten Dichter“ stehen. Als Akteure sollten hierbei vor allem die Schüler und Erwachsenen stehen, die sich schon in Veranstaltungen am Tage engagiert hatten.
Die Lesungen sollten ergänzt werden
durch einen Kurzvortrag, in dem die Ereignisse des 10. Juni 1933 in Bochum dargestellt und historisch eingeordnet werden;
durch Musikbeiträge, in denen Musik der in Nazi-Deutschland verfemten Musik zu Gehör gebracht wird (evtl. durch SchülerInnen der Musikschule).

Es wäre sinnvoll, diese zahlreichen Aktionen durch einen symbolischen Akt am Ort des Geschehens, dem heutigen Imbuschplatz, zu ergänzen. Frühere Überlegungen über die Anbringung einer Gedenktafel oder der Einrichtung einer wie auch immer gearteten Gedenkstelle sollten aufgegriffen und am 10. Juni realisiert werden. Das könnte z.B. vor Beginn der Veranstaltung in der Christuskirche passieren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde, sehr geehrte Damen und Herren, wie Sie dem
beiliegenden Referenzschreiben entnehmen können, findet das Projekt die Unterstützung der Oberbürgermeisterin unserer Stadt, Frau Dr. Scholz.

Wir laden alle VertreterInnen von Schulen und der anderen Bildungseinrichtungen zu einem Gespräch ein, in dem wir uns darüber austauschen sollten, wie die genannten Vorschläge umgesetzt werden können. Natürlich wäre es sehr hilfreich, wenn die Teilnehmer bereits konkrete Vorschläge in die Diskussion einbringen würden.

Termin: Freitag, 22. Februar 2008, 19.00
Ort: in den Nebenräumen der Christuskirche, Westring 26b.

Für Rückfragen im Vorfeld dieses Termins stehen zur Verfügung:
Uli Borchers, Hombecker Weg 4, 44793 Bochum, Tel. 0176-51524944
Klaus Kunold, Friederkastraße 103, 44789 Bochum, Tel. und Fax 34603.

Wir hoffen auf eine positive Resonanz und verbleiben mit freundlichen Grüßen

Uli Borchers Klaus Kunold
i.A. des Bochumer Bündnisses gegen rechts