Liebe Kolleginnen, Liebe Kollegen

Brief an die Vertrauensleute bei den
Opel Werken Bochum

Die DKP Bochum wünscht Eurer Versammlung ein gutes Gelingen. Wir hoffen, dass es Euch gelingt, Wege zu finden, die gewerkschaftlichen Standpunkte im Sinne der Beschäftigten zu stärken. Wir möchten Euch auf diesem Wege einige unserer Gedanken mitteilen, in der Hoffnung, dass sie in Eure Überlegungen miteinfließen.

Internationaler Aktionstag:
Wir denken, dass es ein Fehler ist, auf einen solchen Tag zu verzichten, wie es in der Konferenz der Betriebsvorsitzenden mit den Vertretern der IG Metall beschloßen wurde. Darauf zu hoffen, dass alleine durch Verhandlungen sich alles zum Besten verändert, ist unrealistisch. Stattdessen ist es notwendig, dass verstärkt gemeinsame Aktionen aller europäischen Standorte stattfinden, um eine gemeinsame Front aller Beschäftigten herzustellen. Auf einen Standort könnte GM immer noch verzichten. Aber auf den Druck aller Standorte muss GM reagieren. Soziale Einschnitte an einem Standort kann nur Koordination an allen Standorten verhindert werden.

Statt Verzicht auf den Aktionstag ist es eher notwendig darüber nachzudenken, wie kann durch den Austausch von Delegationen so ein Aktionstag wirklich mit Leben gefüllt werden. Der Euro-Betriebsrat ist ein Löwe ohne Zähne und Krallen, der zudem noch gezähmt wurde. Deshalb sind Initiativen von unten notwendig, die Zusammenarbeit zwischen den Belegschaften herzustellen.

Vertrauen in Forster
Forster hat auf der Betriebsversammlung gepunktet. Er schien offen aufzutreten und ehrlich zu antworten. Bei vielen Kollegen weckte dieses Auftreten Vertrauen.

Dieser Mann wurde jahrelang so ausgebildet, dass er so auftreten kann. Er hat in vielen Aufgaben gelernt, wie er mit Belegschaften und ihren Vertretern umgehen muss, dass sie ihm aus der Hand fressen. Sein Geld kriegt er aber letztlich nur von GM. Wenn er seinen Job nicht ordentlich macht, wieder mehr Geld für den Hauptaktionär rauszuholen, dann kann er auch bald wieder gehen. Sein Wort gilt leztlich nichts. Vertrauen sollte man nur in die eigene Stärke haben und nicht in bezahlte Chargen.

Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen
Die Forderung des Gesamtbetriebsrat auf den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ist nicht ausreichend. Für den Standort bedeutet er  ein langsames Absterben der Werke. Jeder Arbeitsplatz in Bochum wird gebraucht. Je höher die Arbeitslosigkeit ist, desto höher ist auch der Druck auch auf die Belegschaft, Einschränkungen hinzunehmen. Schaut Euch Hoesch, Krupp-Rheinhausen oder die Henrichshütte an. Die haben am Anfang auch auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet.

Viele von Euch haben Kinder und wünschen diesen einen sicheren Arbeitsplatz. Viele hoffen, dass sie später bei Opel einen solchen finden. Das geht nur, wenn die Forderung lautet: Erhalt aller Arbeitsplätze. Diese Forderung lässt sich am Besten mit der 30h-Woche umsetzen.

Abbau der Ausbildungsplätze
Was hat Wolfgang Clement zu diesen Plänen Opels gesagt? Wir wissen nur, trotz aller Beteuerungen der Landesregierung gibt es in Nordrhein-Westfalen, gibt es in Bochum immer noch Jugendliche ohne Ausbildungsplätze. Zugleich steigt der Bedarf der Industrie an Facharbeitern. Clement sagte mal, dass gut ausgebildete Arbeitskräfte unsere Hauptargumente für unseren Standort sind. Es ist also nicht nur im Sinne Eurer Kinder und Enkel, wenn diese Ausbildungsplätze erhalten bleiben, es ist auch in Eurem Interesse.

Aufbau eines Zuliefererzentrums
Sehr schnell hatte Peter Jaszczyk die Rettungsmöglichkeit für das Werk Bochum aus der Tasche gezogen. Ein Zuliefererzentrum auf dem Robert-Müser-Gelände. Wir fragen uns, welche neuen Arbeitsplätze sollen dort entstehen? Outgesourcte Ex-Opel-Arbeitsplätze? Arbeitsplätze, die zuvor anderen Kollegen an anderen Standorten weggenommen wurden?

Dieser Vorschlag mag gut zur Profitmaximierung sein, ist aber schlecht für die Solidarität der Belegschaft und der Standorte.

VW-Tarifvertrag 5000x5000
Die SPD-Spitze (Bundeskanzler Schröder, Ministerpräsident Gabriel) übte hohen Druck auf die IG Metall aus, einer Lohnkürzung bei VW zuzustimmen: Bei 5000X5000 wurde die 35h-Woche gekippt, auch wenn es anders verlautbart. Fakt ist 35 h + 3 h Zeit für Qualifizierung. Dazu kommt, dass die Kollegen künftig bei Produktionsfehlern kostenlos mehrarbeiten dürfen etc. Die Billigung des Hauptvorstandes der IG Metall für dieses Modell hat Rückwirkungen auf Bochum. Wenn ein Konkurrenzmodell unter solchen Bedingungen produziert wird, wird Opel dass auch wollen. Die Vertreter des Hauptvostandes der IG Metall müssen sich fragen lassen, ob sie Vertreter der Bundesregierung oder der Beschäftigten aller Standorte sind.

Schweigeabkommen
Zu begründen, dass Co-Management ein Fehler ist, sprengt den Rahmen dieses Flugblattes. Aber ein Verstoß gegen alle Regeln der Demokratie stellt das Schweigeabkommen des Hauptbetriebsrates mit der Konzernleitung dar. Als der Kollege Jaszczyk noch Mitglied der DKP war, wusste er das noch. Er ist der Belegschaft ständig Rechenschaft schuldig, nicht der Konzernleitung.

Öffentliche Veranstaltung

 VW 5000x5000 und Opel Olympia:
Zwei Konzepte mit gleichen Zielen?

Uwe Fritsch, Betriebsrat bei VW und Wolfgang Schaumberg, Ex-Opel  Betriebsrat

Zeit:  4. November 2001 - 10.00 Uhr

Ort: DKP, Hoffnungstr. 18, Essen