Die BIGA/BISA -
eine Geschichte von Widerstand und Zuwendung
SÜDAFRIKA
Die gesellschaftliche Wirklichkeit aller Länder im südlichen Afrika ist bis heute durch die Folgen der
Kolonialherrschaft und des Apartheidregimes geprägt, das 45 Jahre lang Südafrika beherrscht hat. Seit
1910 waren dort die wenigen Rechte der schwarzen Bevölkerung systematisch eingeschränkt worden. Die ab
1948 regierende Nationalpartei forcierte die Politik der "Rassentrennung" (Apartheid). Das rassistische
Regime verteidigte seine Position durch rücksichtslose Kriegführung in den Nachbarstaaten wie gegen den
Widerstand im eigenen Land. Die Mehrheitsherrschaft, die seit 1994 auch in Südafrika verwirklicht ist, hat
bei weitem nicht alle Probleme lösen können: Krasse soziale Ungleichheit, große verelendete Landstriche
vor allem in den früheren homelands, die ungelöste Landfrage, beständig hohe und noch steigende
Arbeitslosigkeit sind einige der Probleme, die durch die besorgniserregende HIV/AIDS-Pandemie noch verstärkt
werden.
BOCHUM
Seit Jahren arbeiten Menschen in Bochum gegen die massive Ungerechtigkeit im südlichen Afrika.
SÜDAFRIKA 1984
Der Präsident von Südafrika P.W. Botha macht erste politische Schritte zu einer Reform der Apartheid:
Die Abschaffung der verhassten Passgesetze, zugleich aber soll der Bevölkerungsmehrheit die politische Mitsprache
auf Dauer verweigert werden. - Die schwarze Bevölkerung akzeptiert dies nicht und entfesselt den wütendsten
und längsten Aufstand in der Geschichte Südafrikas.
BOCHUM 1984
Tausende Kilometer vom südlichsten Zipfel Afrikas entfernt treffen sich Menschen, um Ursache und Hintergründe
der südafrikanischen Politik hier bekannt zu machen. Es ist an der Zeit, auch hier Widerstand zu organisieren.
Unsere Regierung muss ständig an das Handelsembargo und an die internationale Empörung über Gewaltmaßnahmen
"erinnert" werden. Es gilt, die Kollaboration der Banken und Konzerne öffentlich zu machen. Die
BIGA (Bochumer Initiative gegen Apartheid) ist ins Leben gerufen worden.
Südafrikanische Flüchtlinge, die den staatlichen Terrormaßnahmen und der Folter entkommen waren,
helfen uns sehr. Sie versorgen uns mit aktuellen Informationen und Tipps für Hilfe von Bochum aus. Wir versuchen,
auch ihnen Hilfe zu leisten. Entwurzelung, Heimatverlust, Krankheit, Armut, Unterbrechung ihrer Ausbildung - es
bedarf vieler Hilfen und Zuwendung.
BOCHUM 1989
Wir fühlen uns finanziell überfordert. Es wird die Vereinsgründung vorbereitet, um wenigstens Spenden
steuerlich günstig abzurechnen. Am 18.1.1989 findet die Gründungsversammlung statt.
BOCHUM 1989-1994
Jetzt geht die Arbeit der BIGA richtig los: Monatlich werden Informationsveranstaltungen im kleinen Freiraum an
der Wittenerstraße durchgeführt. Außer der ständigen Hilfe für südafrikanische
Flüchtlinge, organisieren wir Früchte- und SHELL-Boykott, beteiligen uns an Anti-Minenkampagnen und versuchen,
über den örtlichen Lokalfunk und die Lokalpresse, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Die
BIGA hat in diesen Jahren rund 50 Mitglieder. Sie erhalten den monatlich erscheinenden Rundbrief mit ausführlichem
Pressespiegel.
SÜDAFRIKA 1994
Nach über 50 Jahren Apartheid: Nelson Mandela wird zum ersten demokratischen Präsidenten Südafrikas
gewählt.
BOCHUM 1994
Das Ziel ist erreicht und nun? Weitermachen, das ist keine Frage. Die "Anti-Apartheid-Arbeit in den Zeiten
nach der Apartheid" hat begonnen. Die Folgen der jahrzehntelangen Unterdrückung der Bevölkerungsmehrheit
können nicht einfach durch freie Wahlen verändert werden. Es bleiben Armut, Analphabetismus, mangelnde
Infrastrukturen und ungleiche Chancen. Wir können weiterhin viele wachsame Augen auf das Land am Kap haben,
"solidarisch Kritik üben" (Zitat Peter Schröder) und weiter für eine gerechte Aufteilung
der Ressourcen kämpfen.
SÜDAFRIKA / BOCHUM 1996
Nach langen Diskussionen steht es fest: Aus der BIGA wird nun die BISA, die "Bochumer Initiative südliches
Afrika". Unsere südafrikanischen Freunde möchten das Wort "Apartheid" nicht länger
in unserem Namen lesen.
SÜDAFRIKA 1999
Die ersten "normalen" Parlamentswahlen.
BOCHUM 1999
Die BISA: 25 Jahre Anti-Apartheidsarbeit, davon zehn Jahre als eingetragener Verein.
BOCHUM 2005
Die Vorstandsfrauen Marie Luise Bartz und Irene Broszio, die über so viele Jahre die Vereinsangelegenheiten
organisiert haben, treten von dieser Arbeit zurück - bleiben aber als Mitglieder aktiv. Die BISA erhält
einen neuen Vorstand. Für die auch nach dem Ende der Apartheid immer noch wichtige Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit
werden weiterhin in Kooperation mit dem Bahnhof Langendreer Vorträge, Lesungen und Konzerte veranstaltet.
Auch der Rundbrief wird weiterhin an über 50 Interessierte und Mitglieder verschickt - nun mindestens zwei
mal im Jahr. Außerdem unterstützt die BISA im im Rahmen ihrer Möglichkeiten ausgewählte Projekte
im südlichen Afrika. In Bochum ist sie mit den Gruppen des EineWelt Forums vernetzt und kooperiert in diesem
Rahmen bei vielen Veranstaltungen und Aktionen mit der Friedensbewegung, auf Bundesebene ist sie Mitglied im "Koordinationskreis
Südliches Afrika" (KoSA). Die Bochumer Arbeit zum südlichen Afrika ist so in die globalisierungskritische
Praxis eingebettet.
Der neue Vorstand: Prof. Reinhart Kößler, Dagmar Wolf, Anja Schermuly
(Stand November 2005)
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Für Interessentinnen und Interessenten,
die überregionale Informationen zum südlichen Afrika suchen, können die folgenden Links von Interesse
sein:
Informationsstelle Südliches
Afrika (ISSA) e.V., Bonn: publiziert die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift afrika
süd und hält umfangreiche Informationsmittel (Archiv, Fachbibliothek
bereit.
http://www.issa-bonn.org/
Koordination Südliches Afrika
(KOSA): Vereinigung von Aktionsgruppen:
http://www.kosa.org/
Kirchliche Arbeitsstelle Südliches
Afrika (KASA): ökumenisches Netzwerk
http://www.kasa.woek.de/
Medico international, Frankfurt unterstützt
eine Reihe von Projekten in der Region und gibt wichtige Informationen:
http://www.medico-international.de/
Deutsch-namibische Gesellschaft: Bündelt
auf sehr breiter Grundlage Interessen an Namibia, mit starkem Akzent auf den Beziehungen zu den deutschsprachigen
Namibiern und Tourismus
http://www.dngev.de/
die entsprechende Internet-Buchhandlung:
http://www.namibiana.de/
Kritische Solidarität mit Moçambique
und Zimbabwe:
http://www.kkmosambik.de/
http://zimbabwenetzwerk.de
Mail & Guardian, Johannesburg
Die Werbung für die gedruckte Wochenausgabe stimmt vermutlich sogar: "Africa's best read"
http://www.mg.co.za
Blätter des iz3w, das wichtigste
kritische Magazin zu Fragen der "Dritten Welt" in deutscher Sprache:
www.iz3w.org
Nützliche Informationen zu deutschem
Kolonialismus und nicht nur lokaler Erinnerungspolitik:
http://www.freiburg-postkolonial.de/
Die deutschsprachige wissenschaftliche
Zeitschrift zu Fragen der "Dritten Welt":http://www.zeitschrift-peripherie.de/
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