BgR (Bund gegen Rechts):
NRW ist nicht Sachsen
Dies durfte Udo Voigt am Samstag den 30.4. in Bochum erfahren.
Er und seine Vorredner Markus Schuhmacher aus Hattingen und Claus Cremer aus
Wattenscheid agitierten die Hauswände des Massenbergsboulevards. Außer den
angereisten  NS-ApologetInnen hörte ihn kaum jemand. Und applaudieren taten
auch nur ein Teil der von der Polizei gezählten 78 KameradInnen.
Für den Bundesvorsitzenden der NPD und Bochumer Direktkandidaten für das
Landesparlament NRW sicherlich eine leicht frustrierende Situation.
Und allzu sicher fühlte er sich auch nicht. Die kürzlich von Nazis
begangenen Morde an Thomas Schulze in Dortmund und Arthur K. (aus
Altenbochum) in Schwerte ließen seine Security doch schon mal nach flinken
Ausweichmöglichkeiten für den Chef suchen. Dies bot der Hinterausgang des
ansässigen griechischen Lokals.
Und auch die schwachbrüstige eigene Klientel dürfte den Chef gewurmt haben.
Die anwesenden NPDler, die in Wattenscheider und Hattingen Lokalparlamenten
sitzen, konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass in Bochum und
Wattenscheid die NPD personell knapp bestückt ist. Nun da die „Freien
Kameradschaften“, wie weiland die SA bei der NSDAP, sich für ihr Engagement
auf der Straße bezahlen lässt (siehe:
idgr - 18. April 2005), sind die Jungs
und Mädels am Start. Aus dem Hochsauerlandkreis, Moers, Gelsenkirchen,
Recklinghausen, Essen usw.. Aber eigene Parteistrukturen?
Obwohl die WAZ durch ihre Berichterstattung überhaupt kundtat, dass eine
NPD- Wahlkampsveranstaltung in Bochum stattfinden sollte, fand sich auch so
gar keine WählerIn der NPD zum Jubeln ein. Auch das ist bei uns in NRW
anders.
Der letztgenannte Zustand ist aber auch den anwesenden AntifaschistInnen zu
verdanken. Ohne ihre Präsenz wäre es nicht zu den Absperrungen und somit zu
der fruchtlosen Selbstagitation der Nazis gekommen. Voigt und Co hätten
somit die einkaufenden BochumerInnen beschallt und Raum und Platz für ihren
Totalitarismus, Demokratiefeindlichkeit, Rassismus und Volksverhetzung
gehabt. (z.B. rühmte sich C.Cremer am 30.4.05 mit der Berühmtheit, die er
durch seine antisemitische Rede am 26.6.04 erhalten habe. Die Rede, für die
er wegen Volksverhetzung 1 Jahr auf Bewährung im Februar diesen Jahres
verurteilt wurde.)
Ein Erfolg für die AntifaschistInnen war der letzte Samstag. Wiederholen wir
dies noch einige Male, so dürfte das Interesse der Nazis an öffentlichen
Auftritten sinken. Die Parole: "Whereever they are, we are” hat sich als
erfolgreich bewiesen.
Und dabei war das Potential der AntifaschistInnen nicht ausreichend
ausgeschöpft. Es fehlte an großen Transparenten und Lärminstrumenten und vor
allem an Informationsflugblättern über und gegen die Nazis. Auch konnten
sich die Herrschaften des NS-Kults unbeschwert  bewegen.
Abgesehen davon, dass Udo Voigt (Listenplatz 1), Stephan Haase (Listenplatz
2), Claus Cremer (Listenplatz 3), Daniela Wegener(Listenplatz 11) und Markus
Schuhmacher samt einiger Weniger auf dem Massenbergboulevard eintrafen und
dort mutterseelenallein ihr Ständchen aufbauten. Volle Bürgernähe! Wer hätte
ihnen so viel Risikobereitschaft zugetraut?
Es gilt also am Ball zu bleiben. Nicht, dass es wie letzte Woche Samstag, am
23.4., in der Herner Fußgängerzone zu reibungslosen NS-Agitation kommt.
Dabei ist sicherlich davon auszugehen, dass auch die Nazis eine kleine
Lagebesprechung machen und ihr Vorgehen ändern werden. Also: Holzauge sei
wachsam. Und natürlich nicht den langen Atem vergessen.