attac Bochum
...eine andere Welt ist möglich!
Was hat Bochum mit der WTO zu tun?
Chile als Beispiel des Neoliberalismus von WTO, Weltbank und IWF
Bochum, 11.9.03
Was hat Bochum mit der WTO-Ministerkonferenz in Cancun, Mexiko, zu tun? "Mehr als man glaut", behauptet
Thomas Maas von attac Bochum. "Die Entscheidungen in Cancun betreffen uns alle, auch die BürgerInnen
in Bochum." Es sei durchaus möglich, dass in den Bochumer Supermärkten der Anteil gentechnisch-manipupierter
Lebensmittel ohne Kennzeichnung ansteige, regionale Bio-Bauern ihre Anbauflächen nicht mehr gegen Verunreinigungen
schützen könnten, die Ruhr-Universität sich von Coca Cola die Bibliotheksauswahl zusammenstellen
lassen müsse, die Innenstadt aufgrund des zusammenbrechenden regionalen Markts weiter veröden und die
VHS demnächst im Microsoft-Bildungs-Network auftauche.
"Das Szenario hat nichts mit Panikmache zu tun", sagt Maas, GATS- und WTO-Experte der Bochumer Gruppe.
"Wir haben im Fall der Klage der USA vor der WTO gegen das Gentechnik-Moratorium der EU gesehen, wohin diese
Machtkonzentration ohne Bürgerbeteiligung führen kann. Gentechnik-freie Zonen wird die EU jetzt nicht
mehr dulden." Ziel der WTO-Verhandlungen ist die weitere Öffnung internationaler Märkte. Davon hätten
nur die Konzerne im Norden des Globus etwas, die Länder des Südens würden weiter verarmen, sagt
attac. Resultat seien verschärfte religiöse und kriegerische Konflikte aufgrund der Armutssituation.
"Das betrifft uns auch in Bochum", spannt Maas den Bogen. "Die Privatisierung öffentlicher
Dienstleistungen wird hier ebenso mit Leistungseinbußen verbunden sein. Dabei geht es um Energie, Wasser,
Entsorgung und Bildung." Der Privatisierung der Sozialversicherungen sei bereits kaum noch zu entrinnen, beschreibt
Maas die Situation um die Agenda 2010. Demokratische Rechte spielten keine Rolle mehr, wie die Bochumer im Frühjahr
beim ausgehebelten Bürgerbegehren gespürt hätten.
In Bochum beteiligen sich die Globalisierungskritiker anlässlich der bundesweiten Aktionswochen gegen die
WTO-Cancun-Konferenz an der Chile-Veranstaltung im Bahnhof Langendreer. "Chile ist Neoliberalismus und WTO
pur," sagt Bianca Schmolze von attac. Sie moderiert die Podiumsdiskussion der Chile-Tage am Samstagnachmittag,
13 Uhr, im Bahnhof Langendreer. "Kaum jemand weiß, was sich wirklich hinter AoA, TRIPS, MAI, GATS verbirgt.
Die einzige Chance, die wir haben, ist, eine breite Öffentlichkeit aufzuklären. Das wollen wir mit dieser
Veranstaltung tun." Besondere Empfehlung von ihr dazu: "Neoliberalismus: eine Weltseuche aus Pinochets
Labor", ein Vortrag um 16 Uhr. Dass die Hoffnung auf Veränderungen nicht umsonst ist, zeigt xxx mit seinem
Vortrag um 17:15 Uhr: "30 Jahre Widerstand: soziale Bewegungen heute".
Terminhinweis:
Veranstaltung vom 11.9. bis 13.9. zu 30 Jahre Neoliberalismus in Chile, 30 Jahre Militärputsch: 30 Jahre nach
dem Militärputsch in Chile herrscht der Neoliberalismus in Südamerika fast uneingeschränkt. Soziale
Bewegungen werden im Interesse von WTO, Weltbank und IWF massiv unterdrückt. In Filmen und Vorträgen,
wird beleuchtet, welche Auswirkungen das chilenische Experiment für die weltweite Ökonomie bis heute
hat. Lesungen und Konzerte zeigen, dass der Widerstand gegen das neoliberale System lohnt.