Protest gegen Studiengebühren:
Studierende mauern Ruhr-Uni Bochum ein
Ein ungewöhnlicher Anblick: In der Nacht von Sonntag auf Montag haben
Studentinnen und Studenten den Zugang zur Ruhr-Universität Bochum mit
einer Mauer aus über 300 Kartons symbolisch versperrt.
Damit protestieren sie gegen die drohende Zugangsbeschränkung zu
Universitäten durch Studiengebühren. Auf dem über 50 Meter langen und 3
Meter hohen bunt bemalten Bauwerk sind Sprüche wie „Bildung darf keine
Ware sein" und „Niemand hat die Absicht, Studiengebühren zu erheben" zu
lesen. Das umgewandelte Ulbricht-Zitat soll die rot-grüne Regierung an
ihre Versprechen erinnern, Studiengebühren ohne wenn und aber zu
verbieten.
Mit Musik, einem Infostand und kreativen Aktionen wollen die
Studentinnen und Studenten den ganzen Montag vor der Mauer über
Studiengebühren und Bildungsprivatisierung informieren.
„Heute beschränken wir den Zugang zur Universität nur mit ein paar
Pappkartons", sagt die 20jährige Studentin der Sozialwissenschaft Britta
Schneider. „Wenn das Studium in Zukunft Geld kosten würde, dann würden
sich die Unis für viele dauerhaft verschließen." Schon jetzt müssten
viele Studierende nebenbei arbeiten, um sich ein Studium leisten zu
können. Dadurch verlängere sich ihr Studium. Gerade für junge Menschen
ohne reiche Eltern seien zusätzliche Gebühren nicht verkraftbar.
Die Aktion stellt den lokalen Auftakt zu der europaweiten Protestwoche
„Education - not for sale" dar, die am Freitag ihren Höhepunkt mit einer
internationalen Großdemonstration in Brüssel findet.
Studiengebühren ab 2003?
Konkreter Anlass für die Proteste vor Ort ist die Ankündigung von
NRW-Wissenschaftsministerin Gabriele Behler (SPD), bis spätestens 2004
Studiengebühren in NRW einzuführen. Nach den Vorstellungen der
Ministerin soll in Zukunft nur ein bestimmtes Stundenvolumen für das
Erststudium kostenfrei bleiben. Jede Semesterwochenstunde, die über
dieses Guthaben hinausgeht, soll 25 Euro kosten. Auch Zweitstudien und
Weiterbildungsangebote sollen an den Unis grundsätzlich kostenpflichtig
werden. Je nach Anzahl der belegten Veranstaltungen ergäben sich so
Gebühren von über 1000 Euro pro Jahr.
Die Einführung von Gebühren wollen die Studentinnen und Studenten nicht
isoliert betrachten. Dieser Plan reiht sich ein in die desaströse
Bildungspolitik, die auf Privatisierung und rücksichtsloses Sparen
setzt. In Bochum führt dies unter anderem zu der Einstellung von ganzen
Studiengängen, wie zum Beispiel der Skandinavistik und Neugriechisch.
„Die Aktionen an der Ruhr-Uni stehen nicht alleine da", sagt Rolf van
Raden, AStA-Referent für Hochschul- und Bildungspolitik. „An vielen
anderen Hochschulen regt sich ebenfalls Protest. Für Dienstag haben die
SchülerInnenvertretungen in Bochum eine De-monstration gegen
Studiengebühren und Bildungsprivatisierung angekündigt, an der auch wir
als Studierende teilnehmen werden."