15.12.2005
Stellungnahme des ehemaligen AStA-Vorstands 04/05 zum antifaschistischen Aufkleber
Im Februar 2005 trat eine antifaschistische Initiative an den AStA-Vorsitzenden heran und bat um die Druckkostenunterstützung
für einen antifaschistischen Aufkleber. Dass Initiativen an den AStA zur Übernahme von Druckkosten herantreten,
ist nicht unüblich, weil die Unterstützung von Initiativen und Projekten an der Ruhr-Uni zum Aufgabenbereich
des AStA gehört und im Haushalt der Studierendenschaft vorgesehen ist.
Da eine Vorlage für den Aufkleber zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte, erläuterte die antragstellende
Gruppe mündlich den Inhalt des Aufklebers in groben Zügen: Der Sticker sollte die rechtsextremistische
Tätigkeit eines an der Ruhr-Universität studierenden NPD-Funktionärs auch an der Uni öffentlich
machen. So sollte darüber informiert werden, dass Rechtsextremisten als vermeintlich harmlose Studierende
unter uns studieren. Der AStA-Vorsitzende hat nach Rücksprache mit dem restlichen Vorstand dem Antrag zugestimmt.
Der AStA-Vorstand sah die mit dem Aufkleber beabsichtigte Information auch deswegen als sinnvoll an, weil besagter
Rechtsextremist zuvor nachweislich versucht hatte, die Hochschulgruppe der globalisierungskritischen Bewegung attac
zu infiltrieren. Dass mangelhafte Information über an der Uni aktive Rechtsextremisten auch Auswirkungen auf
die universitäre Lehre haben kann, zeigte sich im Vorfeld an einem anderen Vorfall: In einem kunstgeschichtlichen
Seminar wollte der NPD-Funktionär ausgerechnet ein Referat zum Berliner Holocaust-Mahnmal halten.
Nach Ansicht des AStA-Vorstandes lag eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte bei der dem AStA-Vorsitzenden
vorgestellten Aufkleber-Idee nicht vor, da der studentische Rechtsextremist durch seine Tätigkeit als Ratsherr
der NPD in Hattingen eine Person des öffentlichen Lebens ist. Außerdem tritt er auf rechtsextremen Veranstaltungen
und Demonstrationen öffentlich als NPD-Redner auf und ist somit Teil der öffentlichen Wahrnehmung.
Grundsätzlich steht der ehemalige AStA-Vorstand hinter der Ablehnung und Bekanntmachung von Neo-Nazis an der
Ruhr-Universität. Er sieht den Kampf gegen rechtsextreme Tendenzen an der Hochschule als Aufgabe einer verantwortungsvollen
Studierendenvertretung an. Hätte der damalige AStA-Vorstand bei Beschlussfassung über die Unterstützung
vom möglicherweise beleidigenden Inhalt des Aufklebers gewusst, hätte er einer Druckkostenunterstützung
nicht zugestimmt bzw. auf eine Änderung des konkreten Aufkleber-Inhalts gedrängt. Als eigenen Fehler
bewertet der ehemalige AStA-Vorstand deshalb, nicht rechtzeitig vor dem Druck das genaue Design des Aufklebers
von der Initiative abgefragt zu haben, um auf die konkrete Gestaltung und den expliziten Inhalt Einfluss nehmen
zu können. Die Behauptung, dass auf dem gedruckten Aufkleber die Adresse und das Studienfach des studentischen
Rechtsextremisten öffentlich gemacht worden sind, ist jedoch unwahr.
Die ehemaligen Mitglieder des AStA-Vorstandes werden weiterhin Positionen gegen faschistische und antisemitische
Tendenzen an der Ruhr-Universität beziehen. Sie werben dafür rechtsextremistischen Positionen offensiv
entgegen zu treten. Deswegen befürworten und unterstützen sie die Erklärung Entschlossen gegen
Nazis aller im 38. Studierendenparlament der Ruhr-Universität vertretenen Listen.
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