Tag X - Wir stellen uns quer !

Castor-Alarm in Gorleben

mit: Jochen Stay (x1000malquer überall)

Freier Journalist und Verleger aus dem Wendland

Francis Althoff (Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg)

Mittwoch, 21. Februar, 2000 Uhr, Raum 6
Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, Bochum


Nach einem knapp dreijährigen Transportstopp sollten im März 2001 die berüchtigten Castor-Trans-porte mit gleich zwei Atommüllfuhren in die Zwischenlager in Ahaus und Gorleben wiederaufgenommen werden. Nach einem längeren politischen Tauziehen wurde der für Anfang März angesetzte Transport aus dem AKW Neckarwestheim in das Zwischenlager Ahaus wieder abgesagt. In einer geschickten politischen Inszenierung hat das NRW-Innenministerium der Landesregierung in Baden-Württemberg und den AKW-Betreibern in Neckarwestheim zunächst einen Transporttermin angeboten, um dann in einer großangelegten Medienkampagne seine Überflüssigkeit zu behaupten und den Druck auf die Genehmigung von sog. Interimslagern an den Atomstandorten in Süddeutschland zu erhöhen.

 

Für den Verzicht auf ihren Transportanspruch wurden den AKW-Betreibern umfangreiche Geschenke gemacht: Das Bundesamt für Strahlenschutz will noch im Februar die atomrechtliche Genehmigung für ein Interimslager in Neckarwestheim erteilen. Bundesumweltminister Trittin hat die baden-würt-tembergische Landesregierung per Weisung gezwungen, eine Überschreitung der Höchstmenge an radioaktiven Inventar in Neckarwestheim zu dulden. Außerdem wurde den Betreibern ein Transport in die britische Skandal-Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield genehmigt. Die Positionen der Anti-Atom-Bewegung werden in dem politischen Streit um Castor-Transporte und Interimslager an den Standorten immer mehr an den Rand gedrängt. Castor-Transporte in zentrale Zwischenlager und die Wiederaufbereitung dienen genauso wie die dezentralen Interimslager an den Standorten dazu, den reibungslosen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke zu garantieren und das nach wie vor absolut ungelöste Problem der Entsorgung des Atommülls zu verschleiern. Bei den im Atomkonsens vereinbarten Laufzeiten der AKW’s wird sich der gesamte Atommüllberg noch einmal verdoppeln.

 

In Gorleben steht für den Zeitraum vom 26. März bis zum 29. März ein Rücktransport von hochradio-aktiven Glaskokillen aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage in La Hague ins Haus. Die französische Regierung macht von dem erfolgreichen Rücktransport nach Gorleben alle weiteren Transporte von deutschen Atomstandorten nach La Hague abhängig. Fünf bereits im Herbst 2000 genehmigte Wiederaufbereitungstransporte konnten bisher aufgrund der politischen Blockade Frank-reichs nicht durchgeführt werden. Umwelminister Trittin besteht deshalb auf der rechtlichen, politi-schen und moralischen Verpflichtung zur Rücknahme des deutschen Atommülls. Ein erfolgreicher Rücktransport nach Gorleben wäre der Türöffner für hunderte weitere Transporte in die Wiederaufbereitung in Frankreich und England.

 

Mit der Wiederaufnahme der Atommüll-Transporte tritt die Auseinandersetzung um die Zukunft der Atomenergienutzung in der Bundesrepublik in ihre entscheidene Phase. Nur wenn ihr eine weitgehende Befriedung des Anti-Atom-Widerstandes gelingt, kann die rot-güne Bundesregierung ihre mit dem Atomkonsens verbundene Versprechung eines störungsfreien zwanzigjährigen Restlaufbetriebes gegenüber der Atomindustrie einhalten. Gelingt der Anti-Atom-Bewegung eine erfolgreiche Mobilisier-ung, dann sind die zahlreichen, in nächster Zeit dringend notwendigen, Transporte nicht realisierbar und es besteht zum ersten mal die reale Aussicht, laufende Atomkraftwerke vom Netz zu blockieren.

Veranstalter: Anti-Atom-Plenum Ruhrgebiet/Bergisches Land