So leben Sinti und Roma heute in Bochum:



In Bochum Gerthe gibt es seit Jahren einen Platz, auf denen Sinti und Roma zum Teil schon seit mehr als 15 Jahren leben.

Doch unter welchen Bedingungen leben sie dort?

Der Platz liegt direkt am Castroper Hellweg, gegenüber von der Werner von Siemens Schule. Diese Schule besuchen auch die meisten ihrer Kinder.

Am Eingang zum Platz ist ein Haus, das auf der Vorderseite vergitterte Fenster und eine ständig verschlossene Tür zeigt. Auf der Rückseite des Hauses sind zwei Türen mit der Aufschrift "Damen" und "Herren" . Diese Türen sind leider nur von morgens um 8.00 Uhr bis nachmittags um 17.00 Uhr geöffnet. Einen Schlüssel zu den Toiletten haben nur wenige der Platzbewohner.

Wenn morgens die Kinder zur Schule müssen, wird es problematisch: Nur jeweils eine Toilette und ein Waschbecken für sämtliche Damen und Herren auf dem Platz, da wird es eng. Also wäscht man sich im Wohnwagen. Das Wasser muß aber von den Hähnen auf den Toiletten zu den Wohnwagen getragen werden.

Und zurück natürlich auch.




Strom fließt bekanntich besser als Wasser. Deshalb gibt es seitlich am Toilettenhaus Stromanschlußkästen, aus denen dann einige Kabel hoch in die Bäume gehen und von dort aus über lange Strecken von Baum zu Baum bis hin zu den Wohnwagen führen. Und von dort aus dann wieder zu anderen Wohnwagen.

Auf einem Deutschen Campingplatz wäre eine solche Stromverteilung gar nicht zulässig.

Aber auf Deutschen Campingplätzen sind Sinti und Roma ja auch unerwünschte Gäste!
 
 
 



Der Platz ist unbefestigt. Bei Fahrten mit dem PKW ergeben sich nach Zeiten mit Frost, Schnee und Regen auch bei vorsichtiger Fahrweise tiefe Spuren. Der Matsch ist für Fußgänger, und das sind ja alle mal, dann einfach unerträglich.

Da wächst dann auch kein Grashalm mehr. Aber immer regnet es auch in Bochum nicht.

Manchmal scheint hier auch tagelang die Sonne. Aber dann staubt es. Schön ist das auch nicht.

Vor manchen Wohnwagen wurde der Platz mit angefahrenem Schotter provisorisch befestigt. Die Kosten dafür trugen die Bewohner selbst. Der ungeklärte Status (die Sinti sind dort zwar polizeilich gemeldet, aber von der Stadt Bochum  nur geduldet. Ein Wohnrecht haben Sie nicht) ist aber nicht dazu angetan, Eigeninitiative zu zeigen.


Trotz dieser Wiedrigkeiten erhalten die Sintis nachts immer wieder Besuch. Besonders saubere Menschen laden dann ihren Müll auf dem Platz ab. (Bei den "dreckigen Zigeunern" fällt das ja auch nicht weiter auf)

Von den Sintis wurde der Müll zusammengesucht und zur Müllkippe gefahren. Für 157,00 DM konnten sie ihn dort loswerden.

Der hier gezeigte Müll wurde nach monatelangen Protesten der Grünen Fraktionsvorsitzenden in der Bezirksvertretung Bochum Nord, Gerda von der Linde, vom USB abgeholt.

Müllcontainer auf dem Platz gibt es nicht. Gelbe Säcke werden manchmal, aber nicht immer abgeholt.



Der Vorschlag der VVN - BdA, einen Platz stellvertretend für die von den Nazis verfolgten und ermordeten Bochumer Sinti und Roma nach Apolonia Pfaus zu benennen, ist bisher auf ein positives Echo gestoßen.

Wir sind der Meinung, daß die Sintifamilien auf dem Platz ein Bleiberecht erhalten sollten.

Die Stadt Bochum sollte dann mit den Platzbewohnern gemeinsam nach einer Lösung suchen, wie die Lebensverhältnisse dort verbessert werden können. Die Bereitschaft für Eigeninitiative ist bei den dort lebenden Sinti vorhanden, sie wollen aber die Sicherheit, daß sie die investierte Arbeit und das Geld nicht zum Fenster hinauswerfen. Das Bleiberecht ist die erste Voraussetzung dazu.

Wenn das gewährleistet ist, dann sollte man diesen Platz
Apolonia Pfaus Platz
nennen.

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