An den Vorstand der Stiftung der Sparkasse

zur Förderung von Kultur und Wissenschaft

z. Hd. Herrn Goldmann

Dr.-Ruer-Platz

44787 Bochum

 

Antrag auf Förderung eines Forschungsvorhabens:

Zwangsarbeit in Bochum und Wattenscheid

Antragsteller: Bürgerinitiative "Entschädigung jetzt!", c/o Susanne Slobodzian, Ehrenfeldstr. 19, 44879 Bochum, Tel. (0234) 3255887

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts:

Waltraud Jachnow (Gesellschaft Bochum-Donezk)

Karin Schiele (Lehrerin, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft))

Dr. Wilfried Korngiebel (Literatur- und Kulturwissenschaftler)

Klaus Kunold (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes)

Susanne Slobodzian, M.A. (Gegen Vergessen - für Demokratie e.V.)

Wissenschaftliche Begleitung: Dr. Hubert Schneider (Historisches Institut der Ruhr-Universität Bochum)

  1. Kurzdarstellung des Projekts

    Ziel des Projekts ist die regionale Erforschung von Zwangsarbeit während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Bochum und Wattenscheid. Die Arbeit der Bürgerinitiative hat die einzelnen 'weißen Flecken' vor dem Hintergrund der bislang vorliegenden Arbeiten herausgearbeitet. Das Projekt wird den Fokus auf diese Bereiche des vielschichtigen Themas lenken. Angestrebt ist eine Kooperation mit regionalen Institutionen - insbesondere Schulen - sowie die abschließende Dokumentation der Arbeitsergebnisse.

  2. Stand der Diskussion

    Das Projekt besteht in der Förderung des kritischen Umgangs mit der eigenen Geschichte im Sinne der landesweiten Initiative "Für Toleranz und Zivilcourage". Die Aufarbeitung aller Facetten von Zwangsarbeit begreifen wir als Teil einer verantwortungsbewußten Erinnerungskultur in unserer demokratisch verfassten Gesellschaft. Dabei sichert der lokalgeschichtliche Zugang eine Anknüpfung an die eigene Lebenswirklichkeit. Dies ist insbesondere für die Arbeit von Jugendlichen von Bedeutung, die die 'Erinnerungsspuren' jenseits von Archiven 'vor Ort' erkunden können und - soweit dies möglich ist - Geschichte und Geschichten durch Zeitzeugen vermittelt bekommen. Abstraktes Schulwissen über die NS-Geschichte kann auf diese Weise Namen und Gesichter bekommen. Das aktive Einbeziehen von Schülern in die lebensnahe Aufbereitung von Geschichte ‘vor Ort’ kann darüber hinaus gerade in Zeiten wiedererwachter rassistischer und antisemitischer Tendenzen aufklärerische Wirkungen zeitigen und die Ausbreitung neo-nazistischen Gedankenguts unter Jugendlichen verhindern helfen. Auch hier kann das Projekt an pädagogische Impulse der Gedenkstätten anknüpfen und gleichzeitig eigene entwickeln.

    Die Arbeitsergebnisse des Projekts sollen in der Form von didaktisch aufbereiteten Unterrichtsmaterialien, einer Monographie sowie kleineren Publikationen den zuständigen städtischen Institutionen und allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern zugänglich gemacht werden und damit Multiplikatorenfunktionen wahrnehmen.

    Bislang liegen erste Arbeiten zu einer systematischen historischen Aufarbeitung dieser Thematik vor, die ihrerseits auf weiterhin bestehende Forschungslücken verweisen. Dazu gehören u. a.: Manfred Grieger ("Die vergessenen Opfer der Bochumer Heimatfront", Bochum 1991); und die von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes herausgegebenen Schriften - ("Widerstand und Verfolgung in Bochum und Wattenscheid" ,1988; "Die Verfolgung der Juden in Bochum und Wattenscheid" ,1993).

  3. Projektskizze

Das Projekt kann auf Wissensgrundlagen und Vorarbeiten von lokalen Institutionen und Initiativen zurückgreifen. Auf der Grundlage neuerer historischer Studien ergeben sich im lokalgeschichtlichen Rahmen vorläufig fünf Themenkomplexe:

Für die Kooperation mit Schulen in Bochum und Wattenscheid, dem Bochumer Stadtarchiv sowie dem Verein "Erinnern für die Zukunft", der Gesellschaft Bochum - Donezk, der VVN-BdA, der Jüdischen Gemeinde Bochum u .a. sind teilweise bereits erste Vorabsprachen getroffen worden.

  1. Dauer des Projekts

    2001-2003

  2. Angestrebter Beginn der Förderung

6. Mittelanforderung

Für die Durchführung des Projekts beantragen wir Mittel in einer Gesamthöhe von: 95.000 DM.

Diese Summe ergibt sich im Einzelnen aus:

Veranstaltungen mit Überlebenden und Zeitzeugen 40.000,- DM

 

Reisekosten 3000,- DM

(Archive in Münster, Düsseldorf, Koblenz)

Druckkosten 25.000,- DM

(Monographie, Pädagogische Handreichungen, Kopien)

Büromaterialien

(EDV-Grundausstattung) 10.000,- DM

Honorare und Werkverträge für

Recherche und Dokumentation 15.000,- DM

Sonstiges 2.000,- DM

Hiermit erklären wir, dass Mittel für dieses Projekt bei keinem anderen Förderer beantragt wurden.

 

Bochum, den 22.11.2000

 

Waltraud Jachnow Dr. Wilfried Korngiebel

 

 

Klaus Kunold Karin Schiele

 

 

Dr. Hubert Schneider Susanne Slobodzian