Montag, 10. 9. - Sonntag, 30. 9.
Ausstellung -
Empore Kino-Café:
Oradour -
Blicke gegen das Vergessen
Fotoausstellung von Martin Graf
Am 10. Juni 1944, 16 Uhr, blieb die Zeit in Oradour stehen.
Im Juni 1944 wurde das ruhige Dorf im Südwesten Frankreichs von der SS-Panzerdivision "Das Reich"
innerhalb von einer Stunde in Schutt und Asche gelegt. 642 Menschen wurden erschossen oder verbrannt. Darunter
240 Frauen und 205 Kinder.
Oradour - den Namen kennt fast jedes Schulkind in Frankreich.
Mehrere Hunderttausende Französinnen und Franzosen besuchen jedes Jahr die Gedenkstätte. Seit 1945 sind
die Ruinen ein europaweit einmaliges - und unbeschreibbar eindrucksvolles - Denkmal. Neben BesucherInnen aus Frankreich
kommen - an den Autokennzeichen sichtbar - auch viele Menschen aus den übrigen europäischen Ländern
von Holland bis Italien.
Deutsche sind darunter jedoch nicht zu finden. Zufall oder
Plan: in Deutschland, im Land der Täter dieses grauenvollen Massakers, ist der Name Oradour bis heute fast
unbekannt. Daran hat sich auch nichts geändert, obwohl Hunderttausende von deutschen Touristen Jahr für
Jahr an Limoges und Oradour-sur-Glane vorbei in den Urlaub fahren.
Aber auch das wird deutlich: in Oradour selbst - seit zwei
Jahren existiert neben der Ruinenstadt ein Centre de la Mémoire - gibt es keinerlei Material zu dem Massaker
in deutscher Sprache. Auch nach fast 60 Jahren sind die Wunden hier noch zu tief und sind Deutsche auch nicht so
einfach willkommen.
Wir wollen versuchen, mittels der Ausstellung und zwei zugehörigen Informationsveranstaltungen etwas mehr
Licht und Bekanntheit in dieses Kapitel der Verbrechen des faschistischen Deutschlands im Nachbarland Frankreich
zu bringen.
"Ich möchte einen frommen Wunsch äußern,
und schließe dabei den Hass aus unseren Gedanken aus, Quelle des Unglücks: Dass wir nicht vergessen.
Dass wir uns erinnern."
Das sagte Robert Hébras, einer der letzten Überlebenden
des Massakers, bei seinem Besuch 1994 in Düsseldorf.
Nachfolgend werden wir uns weiter um die Organisation von möglichen
Besuchsreisen nach Oradour und anderen Stätten deutscher Verbrechen in der Region Limousin und Perigord bemühen:
falls Interesse besteht und eine Finanzierung erreicht wird, damit gerade Jugendliche und SchülerInnen die
Möglichkeit der Information vor Ort bekommen.
Dienstag, 11. September, 19.30 Uhr
Eröffnungsveranstaltung zur Oradour-Ausstellung mit
Florence Hervé
Dr. Florence Hervé, freie Journalistin und Wissenschaftlerin
mit zahlreichen Veröffentlichungen in Deutschland und Frankreich mit Schwerpunkt Frauengeschichte und Freiheitsbewegungen,
ist Mitautorin (zusammen mit Martin Graf) des Buches "Oradour - Blicke gegen das Vergessen". Sie schreibt
in der Einleitung unter anderem:
"Oradour heute: das sind Häuser, die kein Dach mehr
haben, das sind Straßenbahnschienen, die nirgendwohin führen. Das sind Oberleitungsmasten, die keine
Verwendung mehr finden. Das sind verrostete Nähmaschinen, die nicht mehr gebraucht werden. Das sind verkohlte
Kinderwagen...
Oradour war einzigartig in der Ungeheuerlichkeit. Aber in dem
Verbrechen lag die Systematik des menschenverachtenden und -vernichtenden NS-Regimes, die Logik des Eroberungs-
und Vernichtungskrieges."
Florence Hervé wird über die Hintergründe
des Massakers berichten, über die ungläubige Verzweiflung der Menschen der Region bis heute, darüber,
dass die Mörder von Oradour (bis auf einen) nicht bestraft wurden, dass der Kommandeur der SS-Division, der
General und Ritterkreuzträger Heinz Lammerding, als "geachteter" Bauunternehmer in Deutschland seinen
Lebensabend verbringen durfte - obwohl er in Frankreich zum Tode verurteilt war. Und sie wird auch berichten, warum
es in der offiziellen deutsch-französischen Politik kaum Interesse an der Aufarbeitung von Oradour gab und
gibt. Auf eine Entschädigung - oder gar nur auf eine Entschuldigung - seitens Deutschlands wartet Oradour
seit 1945 vergeblich.
Zu sehen sind an diesem Abend auch Ausschnitte eines Videofilms
aus dem Centre de la Mémoire, der bei Interesse später noch einmal in ganzer Länge gezeigt werden
soll.
Mittwoch, 26. September, 19.30 Uhr
Die Deutschen in der französischen Résistance
Mit Peter Gingold,
Vorstandsmitglied des DRAFD - Verband Deutscher in der Résistance,
in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung "Freies Deutschland" e.V.