Pressemitteilung des Landschaftsbeirates Beirat bei der Stadt Bochum als unterer Landschaftsbehörde
13.10.2003 Ruhrtal-Planungen: - Landschaftsbeirat fordert nachhaltige Entwicklung des Ruhrtales - Ausdehnung der Personenschifffahrt auf der Ruhr schädigt die Grundlagen der Region und des Tourismus
Im Vorfeld der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr am 14.10.2003 äußerte der Landschaftsbeirat Bedenken und Anregungen. Diese teilte er dem Rat und der Verwaltung auch in einem Schreiben vom 13.10.2003 mit.
Bei allen vorgestellten Projekten handelt es sich um eine Intensivierung des Tourismus im gesamten Ruhrtal. Im Rahmen der Zukunftswerkstatt Mittleres Ruhrtal im Jahr 2000 wurden zahlreiche Ideen entwickelt. Offensichtlich werden bisher jedoch nur die touristischen Projekte weiter verfolgt. "Als primäres Ziel sollte oben an gestellt werden, die Ruhr und ihre Aue als Lebensgrundlage und Lebensraum nachhaltig zu erhalten und zu entwickeln, wie es in vielen Programmen und Richtlinien (z.B. Ruhrauenkonzept, EU-Wasserrahmenrichtlinie, Landschaftspläne) vorgesehen ist," meint der Landschaftsbeirat. "Eine nachhaltige ökologische Entwicklung des Ruhrtales ist die Grundlage für die Region (und darüber hinaus) und auch für den Tourismus," sagt Heike Peter, die Vorsitzende des Landschaftsbeirates. Als konkrete Maßnahmen schlägt der Landschaftsbeirat zum Beispiel vor: - Entfernung der Uferbefestigung in geeigneten Bereichen 2) Personenschifffahrt auf der Ruhr: Das Vorhaben, Personenschiffe auf weiteren Ruhrabschnitten (Kemnade bis Hattingen und Dahlhausen bis Baldeneysee) verkehren zu lassen, sieht der Landschaftsbeirat mit großen Bedenken. Die Mitglieder führten einige Auswirkungen der Personenschifffahrt auf: - Der Wellenschlag der Personenschiffe - Die Sogwirkung hinter den Personenschiffen zieht die Jungfische aus den Stillwasserbereichen: Sie geraten in die Strömung und werden abgetrieben. - Die Sedimentation im Flussbett verändert sich. Das heißt, dass die natürliche Dynamik, die in einigen Bereichen für Bodenabtrag sorgt und in anderen die Anlandung von Material und z.B. die Bildung von Kiesinseln bewirkt, gestört wird. Kiesinseln sind aber z.B. wichtig für durchziehende Watvögel und als Brut- und Laichhabitat. - Die Fahrrinne muss dauerhaft bestehen. Daher kann die Ruhr sich nicht selbst überlassen werden und kann keine eigene Dynamik entwickeln (s.o.). Auch ist - trotz gegenteiliger Absichten - damit zu rechnen, dass die Fahrrinne irgendwann aus wirtschaftlichen Gründen doch ausgebaggert werden muss. - An den Anlegern werden Folgeeinrichtungen im Ruhrtal entstehen: Der Abschnitt Kemnade - Hattingen ist heute ein relativ ruhiger Flussabschnitt. Während auf einer Seite ein Fuß- und Radweg entlang läuft, ist die andere Uferseite ein relativ ungestörter Rückzugsraum für die Tierwelt. Hier und im Schleusenkanal Blankenstein hat sich eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt erhalten. Dieser Flussabschnitt sollte unbedingt ungestört belassen und weder mit Personenschiffen befahren noch für Unterhaltungsschiffe ausgebaut werden. Insgesamt sollte in dem Abschnitt Kemnade - Hattingen die Personenschifffahrt durch den Bahnverbund ersetzt werden. Der Abschnitt Dahlhausen - Baldeneysee ist auf Bochumer Gebiet etwas weniger problematisch als der Abschnitt Kemnade - Hattingen. Allerdings bietet dieser Bereich gute Möglichkeiten, insbesondere das Ruhrufer naturnäher zu gestalten (s.o.). Diese Entwicklungspotentiale würden durch die Personenschifffahrt unterbunden. "Wir erwarten, dass unsere schwerwiegenden Bedenken, Hinweise und Anregungen bei den weiteren Planungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung des Ruhrtales Berücksichtigung finden", fordert Heike Peter, die Vorsitzende des Landschaftsbeirates.
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