Donnerstag, 22.2. 19.30 Uhr, Bahnhof Langendreer
Festivalisierung und Eventisierung der Stadtpolitik
Triennale, Olympia im Ruhrgebiet, Fußball-WM 2006, Andre Hellers
Jahrhundert-Hallen-Projekt "Anima", Planet of Vision, Planet Sport, Kongreßhalle, Konzerthalle,
Kulturstadt-Ruhr, Tanzmesse Ruhr...
Es sind immer die ganz großen Projekte und die noch bombastischeren Etiketten,
auf die Stadtplanung hierzulande verstärkt zielt. Unterhalb von "Leuchttürmen" von planetarischem
Ausmaß scheint nichts mehr zu laufen. Und richtig viel Geld muß es auch kosten, wenn auch nur zum Teil
aus der eigenen - klammen - Stadtkasse gezahlt.
Eins der aktuellsten Beispiele, wie so etwas vonstatten geht, wird uns gerade mit der sogenannten "Triennale",
dem geplanten Ruhrgebiets-Kultur-Event von mindestens Weltniveau, vorgeführt. Sowas funktioniert natürlich
nicht mit Kunst aus der Region. Das Welt-Niveau muß eingeflogen werden - Geld spielt dabei nur eine untergeordnete
Rolle. Und die künstlerischen Inhalte offenbar auch.
Noch vor genau einem Jahr, als Ministerpräsident Clement seine Kulturministerin Brusis zu diesem Schritt in
die Öffentlichkeit quasi nötigen mußte, gab es reichlich Streß im Saal und die Kulturdezernenten
des Ruhrgebiets blieben demonstrativ zu Hause. Zu nah waren offenbar noch die Kommunalwahlen mit allerlei Versprechen
auf Stärkung der Basiskultur, zu abgehoben und überflüssig schien demgegenüber das "Weltkultur"-Event.
Heute stellt sich der grüne Kulturminister Vesper demonstrativ hinter das Projekt und die Kulturdezernenten
diskutieren anerkennend über die "Triennale als Chance und Verpflichtung". (WAZ v. 15.1.01). Da
ist viel die Rede von "Spielen in der 1. Liga", von der "Kulturstadt Ruhr" und von den nötigen
Anstößen für Tourismus, Regionalerneuerung, Image-Stärkung, Identitätssteigerung, Wirtschaftswachstum
und überhaupt von Arbeitsplätzen.
Also doch Salzburger Festspiele (oder sowas Ähnliches) an der Halde - oder lieber "Kein Olympia im Ruhrgebiet!"?
Ist es gut oder schlecht, dass etliche dieser Kometen genau so schnell wieder verglüht sind, wie sie von der
Marketing-Maschine der Ruhr-ModernisiererInnen in die Umlaufbahn geschossen wurden?
Wir wollen anhand einiger Untersuchungen dieser "Politik durch Projekte" - sowohl, was Olympische Spiele
und Expos angeht, als auch Architektur- und Kulturprojekte der Internationalen Bauausstellung (IBA, 1988-98) -
den Prinzipien und strukturellen Effekten dieser Politik näherkommen: zwischen "Phönix aus der Asche"
und "inszeniertem Fortschritt durch Regionaldesign".
Später soll eine öffentliche Diskussion zur Festivalisierung folgen, zu der wir deren Exponenten und
KritikerInnen einladen wollen.
Eine Veranstaltung des Linken Netzwerkes.
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