Denis Goldberg – biografische Angaben

Denis Goldberg wurde 1933 in Kapstadt geboren. Er ist von Beruf Diplom-Ingenieur. Durch seine Erziehung im Elternhaus wurde er sich schon früh der Ungerechtigkeit des Apartheid-Regimes bewußt und engagierte sich für schwarze Arbeiter. Als in den 50er Jahren in Südafrika die Kongreßbewegung als ein vom ANC geführtes Bündnis von Organisationen der verschiedenen Hautfarben gegen die Apartheid entstand, wurde Goldberg einer ihrer Aktivisten.
Die Kongreßbewegung verabschiedete auf ihrem ersten und einzigen Volkskongreß 1955 im Soweto-Stadtbezirk Kliptown die bekannte Freiheitscharta. Als Pretoria 1960 wegen des wachsenden Widerstandes, der alle südafrikanischen Ethnien umfaßte, den Notstand über das Land verhängte, wurde Goldberg verhaftet und vier Monate lang ohne Gerichtsurteil eingesperrt.

Untergrundkampf
Mit der Gründung des von Nelson Mandela geleiteten bewaffneten Flügels des ANC, Umkhonto we Sizwe (MK; übersetzt: Speer der Nation), im Jahre 1961 wurde Goldberg dessen Techniker. Er gehörte dem MK-Oberkommando an, als er im Juli 1963 in Rivonia, einem Vorort von Johannesburg, der Sicherheitspolizei in die Hände fiel.
Im Prozeß gegen dieses Oberkommando, der als der berühmte Rivonia-Prozeß in die Geschichte Südafrikas einging, wurde er 1964 als Angeklagter Nummer Drei nach Nelson Mandela und Walter Sisulu zu lebenslanger Haft verurteilt. Für die Gefangenen, zu denen auch Govan Mbeki, Ahmed Kathrada, Raymond Mhlaba, Elias Motsoaledi und Andrew Mlangeni gehörten, war die Todesstrafe beantragt worden. Als aufgrund der weltweiten Proteste dann doch »nur« lebenslänglich ausgesprochen wurde, rief Denis Goldberg seiner Mutter in Gerichtssaal zu: »Leben! Zu leben ist wundervoll!« - Worte, die seine Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Freiheit unterstreichen.
Goldberg, der einzige Weiße, wurde zur Verbüßung der Strafe ins Zentralgefängnis von Pretoria verbracht, damals der einzige Hochsicherheitstrakt für weiße politische Gefangene in Südafrika. Seine Kameraden wurden auf die berüchtigte Gefängnisinsel Robben Island im Atlantik vor Kapstadt ausgeflogen.

Gefängnis
Im Gefängnis erarbeitete sich Goldberg weitere Studienabschlüsse an der südafrikanischen Fernuniversität UNISA, darunter in Öffentlicher Verwaltung, Geschichte, Geographie und Bibliothekswesen.
Mit der Zeit wuchs der nationale und internationale Druck auf das Apartheidsystem, und auch die Gefangenen spürten das. Die Rivonia-Lebenslänglichen wurden in den 80er Jahren, als sich mehr als 600 verschiedene Anti-Apartheid-Gruppen und Organisationen erstmals wieder zu einer legalen politischen Organisation, der Vereinigten Demokratischen Front (UDF; United Democratic Movement) zusammenschließen konnten, zu deren Schirmherren ernannt. Ihr Engagement wurde vielen jungen Anti-Apartheid-Gegnern Vorbild und Verpflichtung, und so wirkten sie selbst aus dem Gefängnis heraus an den neuen, nun viel machtvolleren Kämpfen gegen das Regime mit. 1982 streckte dann Pretoria erstmals seine Fühler zur Sondierung für geheime Gespräche mit Nelson Mandela aus. Die Rivonia-Gefangenen wurden von Robben Island ins Kapstädter Pollsmore Gefängnis verlegt.
Denis Goldberg war der erste, der 1985 nach 22 Jahren aus der Haft entlassen und zu seiner Familie ins Londoner Exil abgeschoben wurde. Sukzessive kamen auch die anderen Rivonia-Häftlinge frei. Nelson Mandela wurde 1990 als letzter entlassen, vorbereitet auf die Übernahme der Präsidentschaft in einem neuen demokratischen Südafrika!

Nach der Apartheid
In Großbritannien reihte sich Goldberg in die politische Arbeit des Exil-ANC ein und übernahm Aufgaben im Londoner Büro der Organisation. Er vertrat den ANC auf vielen internationalen Tagungen und Konferenzen in Westeuropa und den USA und repräsentierte ihn auch im Anti-Apartheid-Komitee der UNO. Für diese hervorragende Arbeit erhielt Goldberg 1989 den Albert-Luthuli-Friedenspreis. Für seine Verdienste um Südafrika ehrte die Caledonia-Universität im britischen Glasgow Denis Goldberg 1995 mit einer Gastprofessur.

Gründung von Community H.E.A.R.T.
1995 gründete Goldberg in London die Hilfsorganisation Community H.E.A.R.T., um finanzielle Hilfe für den Aufbau des neuen Südafrika zu organisieren. Dabei liegt der Schwerpunkt in der Unterstützung kommunaler Selbsthilfeprojekte sowohl in den schwarzen Townships als auch in den Gebieten der ehemaligen Homelands. 1996 konnte er die Arbeit erweitern und ihr den selbständigen Verein Community H.E.A.R.T. e.V. Deutschland mit Sitz in Essen hinzufügen. Inzwischen gibt es auch eine im Aufbau begriffene Verbindung in die USA.


© 1997 - zuletzt geändert: Fre, 28. Jan 2000, 0:05 Uhr
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