Dienstag 06.04.21, 12:59 Uhr

Magazin des atelier automatique 6


Das atelier automatique – getragen durch die Gemeinschaft zur
Förderung und Vernetzung der freien Künste Bochums e.V. – hat ein „magazine automatique“ herausgebracht und schreibt dazu auf seiner Webseite: »Mitten in die feministischen Aktionswochen im März 2020 fiel der erste Lockdown aufgrund der damals für viele noch schwer greifbaren Covid19-Pandemie. Das liegt inzwischen fast ein Jahr zurück. Was ist da passiert, zwischen März und März? Was hat sich getan, verschoben, als wichtig erwiesen?

Um die Inhalte der vielen schon geplanten Veranstaltungen im atelier automatique nicht einfach versanden zu lassen, aber auch aus einer Sehnsucht nach Austausch heraus, entstand die Idee, dieses Magazin zu realisieren. Fragen, die sich durch dieses Heft, aber auch diese Pandemie ziehen, sind: Wie können und wollen wir miteinander sein, anstatt zu vereinzeln? Was heißt es, als freie*r Künstler*in oder Kulturarbeiter*in verantwortungsvoll Teil gesellschaftlicher Prozesse zu sein? Was gibt es da noch, jenseits des Internets? Das atelier automatique ist weiterhin ein realer Ort und soll auch in Zukunft wieder zu Zusammenkünften echter Körper einladen.

Wir haben uns bewusst für den Druck eines analogen Magazins entschieden und laden euch ein, es in seiner Haptik . Streichelt es, biegt es, blättert es hin und her, schnuppert daran, schmeißt es meinetwegen gegen die Wand. Es gibt auch hierin genügend Gründe zur Trauer und zur Wut.

Auch wenn wir selten unsere Schiebetüren geöffnet hatten: Das vergangene Jahr war alles andere als ein Jahr des Stillstands. Das atelier automatique war immer wieder auch das, wofür es vor über vier Jahren gegründet wurde: ein geteilter Arbeitsort, unser berufliches Zuhause, getragen von einem gemeinnützigen Verein. Damit der Laden läuft, wird hier von vielen Menschen geplant, geputzt, abgerechnet, reflektiert, veröffentlicht, gestritten, gequatscht, genervt, beantragt, verziehen, verabschiedet, vernetzt, gesorgt, mal wieder geputzt – und darüber gelacht oder geweint. Dieses Magazin ist ein Versuch, einen Raum zu schaffen, der dem nahekommt, was das atelier automatique darüber hinaus ist. Gespräche, die so oder anders öffentlich hätten stattfinden können, ziehen sich hindurch, können als Einladung verstanden werden, genau das zu tun: im Gespräch zu bleiben, einander zuzuhören, ernst zu nehmen und zu antworten.«

Das gesamte Magazin kann HIER heruntergeladen werden.
Weitere Informationen gibt es in dem der Webseite.


6 Gedanken zu “Magazin des atelier automatique

  • Der Monk

    Das Öffnen solcher Läden wie den von atelier automatique wird erst wieder Ende 2022 möglich sein. So schätzen dass jedenfalls viele in der Berliner Kunstszene ein.
    Der Deutsche Staat wird die Öffnung dieser Läden ganz zuletzt zulassen. Vielleicht versuchen die Politiker*innen damit auch unabhängige Läden „auszuhungern“, weil die will kaum jemand von denen. Viele Politiker*innen begreifen „alternative“ Kunst als Störfaktor. Die Pandemie wird zum Mundtotmachen genutzt (!).
    O.K, jezt schau ich mir aber erstmal ihr PDF an.

    • Der Bong

      Der Bong

      Öh, nööö. Solche Läden gehen in der Pandemie halt drauf, weil der Markt es regelt, dass die Finanzstarken überleben.

      Was haben denn die Politiker*innen damit zu tun? Und welche bitte?

      Solche Läden sind, wie die Rotunde, die vor 20 Jahren mit solchen Kunstprojekten anfing und der Einstieg zur Gentrifizierung des Ehrenfelds wurde, ein tool ur Wertsteigerung von Wackel-Quartieren. Sie dienen der Aufwertung und späteren Vermarktung des dortigen Wohnungsmarkts.

      Wo soll hier der anti-kapitalistische Impuls liegen? Warum soll jemand etwas gegen solche Läden haben?
      Würden sie den Kapitalismus stören, wären sie verboten.

      • Der Plonk

        Die Partei „Die Linke“ will auch den Kapitalismus stören, ja sogar abschaffen, ist aber trotzdem nicht verboten. Ein bisschen Opposition wirkt ja auch sehr schmückend. Hast du dir den verschrubbelten Laden von atelier automatique schon mal angeschaut ? Was ist daran Hip oder eine Wertsteigerung des Quartiers ? Ich denke manchmal, die malen doch nur die Wände voll und rauchen Hasch. Hasch wird schon vermarktet und Farbe gibt´s im Baumarkt. Das brauch keine:r, Yeb.
        Shit, jetzt muss ich hier noch eine Rechenaufgabe lösen. 6 – 3, das müsste ungefair 2 oder so sein. Brauch man:frau ein abgeschlossenes Mathematikstudium um hier mitreden zu können ;-\

        • Der Zonk

          Also beide Kommentare erscheinen mir doch sehr vereinfachend.

          Nicht „der Deutsche Staat“ entscheidet, ob im „atelier automatique“ wieder Veranstaltungen durchgeführt werden können. Das hängt von der Coronaschutzverordnung NRW ab und dann wiederum von der Auslegung der CoronaSchVO durch die lokalen Behörden. Ich hab damit beruflich in ganz NRW zu tun und kann nur sagen, dass bei dem Durchführungschaos durch Gesundheits- und Ordnungsämter, „der Deutsche Staat“ ganz schön weit weg ist. Übrigens im Gegenteil zu privatwirtschaftlichen Interessen, die auch auf lokaler Ebene die jeweils gültigen CoronaSchVO und deren Auslegung beeinflussen. Wenn „der Deutsche Staat“ missliebige Organisationen etc. aushungern will, dann versucht er das auf Bundesebene eher über das Steuerrecht. Siehe das Beispiel „Attac“.

          Auf der anderen Seite sehe ich tatsächlich keine Aufwertung von Ehrenfeld durch die Rotunde. Die ist eher ein Nebenprodukt der Privatisierung und Kommerzialisierung des Bermudadreiecks, bzw. der Privatisierung des öffentlichen Raums des „Konrad Adenauer-Platzes“. Hier: http://www.ruhrbarone.de/die-b3e-story/52640 gibt es übrigens die umfangreiche, aber nicht immer stimmige und eher unkritische Geschichte, wie aus dem ehemaligen Bochumer Bahnhofsviertel das Bermuda3eck wurde.

          Und hier: http://www.realize-ruhrgebiet.de/2017/09/19/wohnungsmaerkte-als-gentrifizierer-ein-beitrag-zu-einer-bochumer-debatte/ findet mensch einen älteren, interessanten Debattenbeitrag zur Gentrifizierung in Bochum. Die findet m.M. nach eher durch Neubauvorhaben statt, die die alteingesessene Bevölkerung langfristig verdrängen. Ich denke da z.B. an das Wohnquartier zwischen Alsenstraße und Oskar-Hoffmann-Straße, den Vivawestneubau an der Hermannshöhe oder auch die Neubaupläne der Bochumer Wohnstätten Genossenschaft am Nixenplatz in Riemke. Solche Projekte treiben die Vergleichsmieten in die Höhe und verändern langfristig die Bevölkerungsstruktur.

          Übrigens: Früher hieß das bei uns immer „Ich wohne IN Ehrenfeld“. Heute sagen die Leute „Ich wohne IM Ehrenfeld“, was für mich immer wie „AUF dem Soldatenfriedhof“ klingt. Das ist die Gentrifizierung im Kopf ;-)

          • Der Bong

            Vor 20 Jahren fand mit Polizei, privater Security und Bebauung des Platzes am Mandragora eine weitere Verdrängung der einkommens- und kaufschwacher Schichten im Bermuda-Dreieck statt. Nazis durften, versehen mit KKK-Aufnähern u.ä. brav ihr bezahltes Bier trinken, während den subkulturellen und ärmlichen Jugendlichen die Bierpulle vonna Bude zum Verhängnis wurde. Und spurte man nicht gleich den Anweisungen, gab es einen drauf.

            Währenddessen konnte Kunst- und Kulturszene gegenüber im alten Bahnhof auf Libertinage, freie Kunstszene, Öffnung für die Bevölkerung machen. Peu a peu wurde das Ganze dann kommerzialisiert und solche Kommerzkünstler wie Schamp nutzten die Gelegenheit und tobten sich dort aus. Für das damals noch eher proletarische Ehrenfeld war dann noch die künstlerische Gestaltung unter der Brücke (das Kunstlichttor Nr. 1) sozusagen die Einfallstür. Natürlich war Kunstszee und die die sich amateurhaft darum gruppiert eine Aufwertung dieses Terrains. Natürlich eine Umschreibung von Nutzung.
            Sieht man sich diese ganzen Hipster-Läden im Ehrenfeld an, dann ist das voll Mittelschicht. Mietpreise stiegen in den letzten 20 Jahren parallel zur Nutzung von Ladenflächen/Installierung von Läden für betuchtere Leute. Früher letztes Refugium alternativer Szenen, heute Wonnaby-Paradis.

            Früher gab es von Babsi das Orando für die lesbische Szene, das Cox für die schwule Szene und das Freibad für die Nachtschwärmer. Dazu zwei Pommesschmieden und zwei Kioske. Dazu mindestens eine prollige Eckkneipe. (Gegenüber dem Orlando, wo man nicht wusste, ob sich da auch Nazis trafen.) Heute ist in diesem Viertel nichts mehr subkulturell. Selbst die Graffiti-Läden wie RAP X und die Sold Out Gallery, die mit Anarcho A und Punk-Historie werben sind voll auf Abziehe.

            Dieses ganze Schöngeschreibe ist doch echt sozialdemokratischer Beschiss!!!

  • Dr. rer. nat. Brinkmann

    Zusammen mit meiner Frau bin ich dort schon mehrfach gewesen, meine Frau hat Kunst auf Lehramt studiert. Keine der Ausstellungen und Darbietungen konnte wirklich überzeugen. Die Arbeiten wirkten eher wie Studien von Erstsemestern. Nichts wo man sagen könnte, dieses ist eine Ausstellung wert. Na ja, jetzt die Veröffentlichung habe mal überflogen, es wirkt alles eher halbgar.
    Was mich besonders stört ist das Verhältnis zu Männern. Wehe du sagst da 1x das falsche Wort, da wirst du direkt freigestellt und kannst gehen. Überhaupt, diese Cancelingkultur die dort eingepflegt wurde, wirkt alles schon sehr dogmatisch und undemokratisch. Also meins ist es nicht.

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