Verkehrspolitische Bilanz des VCD 2001:
Wenig Fortschritt/
Radverkehr: Projekte kommen nicht voran


Wenig Fortschritte für eine umweltverträgliche Verkehrspolitik sieht der
Verkehrsclub Deutschland in seiner Bilanz der Verkehrspolitik für 2001.

Nach wie vor sei das Geschehen in der Innenstadt geprägt durch die
Baustellen. Diesbezügliche Klagen seien einerseits verständlich, meint
der VCD. Andererseits hätten SPD, CDU und Wirtschaftsverbände die aus
Sicht des VCD fragwürdigen Grossprojekte Tunnel für die
Straßenbahnlinien 302 und 310, 306 und Parkplatztunnel Massenbergstraße
gewollt - "auch manche, die jetzt klagen", so VCD-Sprecher Jürgen
Eichel. Ein Ärgernis ist aus Sicht des VCD der illegale Autoverkehr
durch Massenberg-/ Bongard-/Hans-Böckler-/Viktoriastraße mit
Behinderungen für Bahn, Bus, Rad und Fußgänger.

Kein Verständnis hat der VCD für die auch im letzten Jahr wiederholt
geäusserten Klagen über angeblich unzureichende Parkmöglichkeiten in der
Innenstadt. Hier gebe es nun eine umfassende Aufstellung der EGR -
Ergebnis: In Bochum gibt es mit über 5000 Stellplätzen ein
überdurchschnittlich gutes Parkplatzangebot, selbst in Spitzenstunden
sind reichlich Stellplätze frei. Den Preis von 2 DM pro Stunde hält der
VCD für angemessen. Da der Platz in der Innenstadt aber begrenzt sei,
müsse jedem klar sein: "Der normale Abstellplatz für Pkw in der
Innenstadt ist das Parkhaus", so der VCD. Ohnehin kommen nach den
vorliegenden Erhebungen über 50 % der Besucherinnen und Besucher mit Bus
und Bahn, Rad oder zu Fuss in die Innenstadt - "und das sollte gestärkt
werden", meint der VCD.

Als Schwächung der Innenstadt sieht der VCD allerdings die im letzten
Jahr vollzogene Erweiterung des Ruhrparks. "Die negativen Folgen machen
sich in den angrenzenden Stadtteilen ja schon bemerkbar: Mehr
Autoverkehr und mehr Umweltbelastung", so der VCD.

Immerhin sind die Fahrgastzahlen der Bogestra wieder leicht gestiegen.
"Die Stagnation scheint überwunden - die Trendwende zugunsten Bahn und
Bus ist das aber sicher noch nicht", so VCD-Sprecher Eichel. Dafür seien
Angebot und Erschliessung vielfach noch nicht gut genug. Als dringend
erforderlich sieht der VCD daher die kontrovers diskutierte Verlängerung
der Strassenbahn nach Langendreer wie auch von Laer nach Werne. Dabei
hält es der VCD für wichtig, die Planungen vor Ort ausführlich zu
diskutieren; dies sei auch im neuen Jahr geplant.

Wieder Stillstand verzeichnet der VCD bei der Förderung des Radverkehrs.
Zwar konnte das Bündnis Umweltfreundlicher Stadtverkehr im April drei
Jahre Fahrraddemos feiern. Auch im Haushalt wurden die notwendigen
Mittel doch noch eingestellt. Immerhin wurde der untere Teil der
Dorstener Strasse im Rahmen des Umbaus mit Radstreifen ausgestattet.
Doch ansonsten fällt die Bilanz ernüchternd aus: "Projekte kommen kaum
voran, die Stelle der Radverkehrsbeauftragten wird seit einem
dreiviertel Jahr nicht neu besetzt, den zugesagten Radverkehrsbericht
gibt es immer noch nicht." Anfragen von VCD-Sprecher Jürgen Eichel
würden von der Verwaltung seit Monaten nicht beantwortet.

Als Trauerspiel wertet der VCD die Diskussion um den europaweiten
autofreien Tag am 22.9., an dem Bochum u.a. aufgrund der ablehnenden
Haltung des OB diesmal nicht teilgenommen hatte. "Manche fordern die Love
Parade auf der A 40, aber sehen den Untergang nahen, wenn in der
Innenstadt im wesentlichen die jetzt schon gültige rechtliche Regelung:
keine Durchfahrt für Pkw umgesetzt wird", so VCD-Sprecher Eichel
kopfschüttelnd. Als besonders peinlich betrachtet der VCD die
gleichzeitige Unterstützung der Stadt Bochum für den Klimaschutz-Lauf
zugunsten der UN-Klimakonferenz im Juni: "Klimaschutz weltweit ja, aber
nicht in Bochum - das ist unglaubwürdig", meint der VCD.

Und auch die Diskussion um die "Bochumer Lösung" und aktuell um die
Aufstufung des westlichen Teils des Aussenrings zur Autobahn zeigt nach
Meinung des VCD, dass es vielen nicht ernst ist mit dem Reden vom
Klimaschutz im Verkehr. An diesen Widersprüchen leide auch der Bochumer
Agenda 21-Prozess, in dessen Rahmen Lösungen für eine zukunftsfähige
Entwicklung gefunden werden sollen. "Manche meinen immer noch, es könne
mit dem Autoverkehr immer so weitergehen - eine fatale
Fehleinschätzung", so der VCD.