Selbstdarstellungstext des ehemaligen Bochumer "Notruf für Frauen und Mädchen gegen sexuelle Gewalt e.V."
Der Verein hat sich im Mai 2001 aufgelöst



Warum es den Notruf gibt

Von sexualisierter Gewalt ist jedes Mädchen und jede Frau betroffen. Wir  alle sind von klein auf mit der Angst vor einer Vergewaltigung aufgewachsen und werden dadurch in Schach gehalten. Jede macht in ihrem Leben Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen (vom auf-den-Po-klatschen bis hin zur Vergewaltigung). Trotzdem wird sexualisierte Gewalt tabuisiert oder noch häufig zur Privatsache der Betroffenen erklärt. Den Frauen und Mädchen wird oft kein Glauben geschenkt oder ihnen wird eine Mitschuld (z.B. "aufreizende" Kleidung) unterstellt. Beide Reaktionsarten basieren auf Mythen und Vorurteilen. So ist der Prozentsatz unbegründeter Anzeigen nicht größer als bei anderen Delikten. Allerdings wird bei keinem anderen Delikt den Anzeigenden so schnell unterstellt zu lügen. 
Die Unterstellung einer Mitschuld der Frau/des Mädchens ist eine ungeheuerliche Ignoranz gegenüber den Opfern. Männer vergewaltigen Junge, Alte, Hübsche, Häßliche, Fremde, Freundinnen, Ehefrauen. Es existiert kein Zusammenhang zwischen dem Verhalten/der Aufmachung des Opfers und der Tat. Und jede Frau/jedes Mädchen wehrt sich, so gut sie es kann. Trotzdem hält sich dieser Mythos hartnäckig. Das hat zur Folge, dass die Betroffenen verunsichert werden und anfangen, die Schuld bei sich selbst zu suchen. Die Täter werden dadurch ihrer Verantwortung enthoben.

Die Arbeit des Notrufs
1988 haben sich in Bochum Frauen zusammengefunden, um das Schweigen zu brechen  und die Gewalt von Männern gegen Frauen und Mädchen öffentlich zu machen. Der Notruf versteht sich  als Anlaufstelle für  betroffene Frauen und Mädchen. Sie können mit uns über ihre traumatischen Erlebnisse sprechen und dabei mit Unterstützung und Vorurteilsfreiheit rechnen. Gemeinsam können wir überlegen, wie sie ihre Gewalterfahrung verarbeiten oder wie sie sich schützen können, wenn weiterhin Gefahr besteht. Neben dem telefonischen Gespräch ist selbstverständlich auch eine persönliche Beratung möglich. Frauen, die Anzeige erstatten wollen, können wir Rechtsanwältinnen vermitteln. Auf Wunsch  begleiten wir Frauen auch bei Prozessen.  Wir beraten Verwandte und Freundinnen, die z.B. nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Neben der Beratungsarbeit versuchen wir, durch Veranstaltungen, Flugblätter, Interviews oder Infotische  das Thema sexualisierte Gewalt in die Öffentlichkeit zu tragen. Frauen, die bei uns mitarbeiten wollen, sind immer willkommen. Langfristiges Ziel muss es sein, dass keine Gewalt ausgeübt wird.

Finanzielle Lage
Der Notruf ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Arbeit  ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert wird. Alle Notruffrauen arbeiten unbezahlt. Wir haben Kosten für Telefon, Faltblätter, Aufkleber etc.. Daher sind wir dringend auf Spenden angewiesen, besonders willkommen sind regelmäßige Spenden.

Auf Wunsch stellen wir natürlich eine Spendenbescheinigung aus.


 


 
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