Ruhr Nachrichten - 21. 03. 2003

Die Menschen wollen keinen Krieg
"Wir haben blau machen müssen, um an dieser Kundgebung teilnehmen zu dürfen", klagten zwei Schüler des Schiller-Gymnasiums bei der Mahnwache auf dem Husemannplatz. Anderen wurden keine Steine in den Weg zu den Kundgebungen und Aktionen gelegt, die gestern das Schulleben weitgehend bestimmten. Bei verschiedenen Veranstaltungen der Aktion "Jugend trifft Politik" war immer wieder die Frage aufgetaucht "Was tun wir, wenn es doch Krieg gibt?". Die Jugendlichen wollten nicht tatenlos zusehen. Johannes Scholz-Wittek hat schließlich in Kooperation mit den Grünen, der SPD, den Falken sowie den Ratsfraktionen der Grünen und der SPD und dem Jugendamt die Mahnwache für den Frieden auf dem Husemannplatz organisiert, die zunächst eine Woche lang von 10 bis 20 Uhr die Haltung der Jugendlichen und der beteiligten Organisationen zum Ausdruck bringen soll.

Spontan entschieden sich die Schülersprecher der weiterführenden Schulen der Stadt in Absprache mit den meisten Schulleitungen, am Tag X selbst in Friedensmärschen und Demonstrationszügen zur Mahnwache in der Bochumer Innenstadt zu ziehen. Aus Wattenscheid nahmen an dieser Aktion alle weiterführenden Schulen teil.

Die Albert-Einstein-Schule und die Hans-Böckler-Schule hatten ihrerseits in den vergangenen Wochen die Themen Gewalt und Krieg in vielen Klassen zum Unterrichtsthema gemacht. In der Lehrerkonferenz der Albert-Einstein-Schule hatte sich das Kollegium darauf verständigt, den Tag X vorzubereiten. Zusammen mit der Kunstlehrerin Petra Lauhoff-Spiegel hatten die Klassen 6 und 7 Plakate gemalt, die in einer Ausstellung in der Schule zu sehen sind. In Eigenregie stellten die Jugendlichen auf dem Schulhof zur gestrigen Kundgebung das Peace-Zeichen nach. Beeindruckt von den höchst aktiven und keinesweg meinungslosen Schülern zeigten sich gestern vor allem die Lehrer. Schüler wie Lehrer bezogen an der Albert-Einstein- und der Hans-Böckler-Schule ebenso wie am Husemannplatz Position und drückten auf sehr persönliche und emotionale Art ihre Meinung zum Krieg aus. Auch an der Goethe-Schule und der Heinrich-Böll-Gesamtschule hatten die Schüler mobil gemacht. Schüler setzten sich auf dem Schulhof zu Symbolen zusammen, Transparente machten vielerorts auf die "Aggression der USA" aufmerksam, der Name Bush fiel in allen Varianten, er wurde verantwortlich gemacht für die gegenwärtige Situation. "Krieg ist die Niederlage der Menschheit". Zahlreiche Schüler beteiligten sich auch an der um 18 Uhr am Bahnhof zusammengefundenen Demonstration, bei der rund 3500 Menschen gegen den Krieg protestierten. Neue Formen von Protest forderte Christian Leye, Mut zum Weitermachen, Mut zum Nein-sagen machte Annemarie Grajetzky - sie erinnerte auch an die Angst der 300 irakischen Menschen in Bochum, die Freunde und Familien im Kriegsgebiet hätten. Seinen Platz eher in Bochum bei der Mahnwache als im Düsseldorfer Landtag sah Heinz Wirtz, der den Plenarsaal am Rhein mit dem Husemannplatz tauschte. Die Teilnahme an der Mahnwache der Bochumer Schüler bedeute für ihn, ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen.

Und das umschlungene Schüler-Paar auf der Bank demonstrierte auf sein Art. Erinnerungen an die Zeit des "Make love, not war" wurden wach. Ralf Schäfer Die Jugendlichen und Erwachsenen, die sich bei den gestrigen Protestaktionen versammelten, vertraten ihre Positionen: Nesibe: "Ich bin gegen den Krieg, sehe es nicht ein, dass unschuldige Menschen sterben müssen". Alina: "Dieser Protest dient als symbolisches Zeichen dafür, dass wir alle gegen den Krieg sind". Agnes: "Hiermit wollen wir den Protest zum Ausdruck bringen. Wir werden uns auf gar keinen Fall alles gefallen lassen. Wir wollen unserer Gemeinschaft zeigen, dass Krieg keine Lösung sein kann". Christian Leye: "Der Friedensmarsch durch Bochum ist nichts gegen den Fußmarsch von Bagdad in die Türkei. Unser Protest muss deutlicher werden." Rekha Thiageswaran