Frauen für den Frieden in der evangelischen Kirche von Westfalen/ Gruppe Bochum

Annemarie Grajetzky, Schattbachstr. 11 44801 Bochum

 

Kundgebung am 20.März 2003 HauptBahnhof : Krieg gegen den Irak

 

Danke für Ihr Kommen, Danke für euer Kommen.

Um 3.33 Uhr heute Nacht hat dieser völkerrechtswidrige Krieg gegen den Irak begonnen.

Das Völkerrecht verbietet Präventivkriege. Dieses Völkerrecht hat die USA bei Gründung der UNO mitentwickelt. Die Bush-Administration verrät dieses Erbe heute mit diesem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg.

 

Der Diktator Saddam Hussein will einen heiligen Krieg führen. Auch Bush begründet seinen Krieg religiös: Als Kreuzzug  gegen das Böse. Beide haben Unrecht. Beide tun Unrecht.

Entsetzen, Grauen , Angst erfüllt uns , wenn wir an die Folgen für die Menschen im Irak denken.

 

Das Bochumer Friedensplenum hat monatelang in der Bochumer Innenstadt, in der Fußgängerzone, auf Kreuzungen gegen diesen drohenden völkerrechtswidrigen Präventivschlag protestiert. Wir haben gegen diesen gesetzeswidrigen abscheulichen Krieg Kräfte mobilisiert. Wir waren und sind solidarisch mit der weltweiten Friedensbewegung:

 Heute besonders mit der Friedensbewegung in den USA, und England, die seit heute Nacht weiter gegen die Kriegspolitik ihrer Regierungen protestieren und ihr deutliches Nein zum Irak- Krieg wiederholen.

 

Unser Mitgefühl, unsere Solidarität gilt heute besonders den in Bochum lebenden Irakern, den 300 Frauen und Männern hier in Bochum, die um das Leben ihrer Angehörigen und Familien im Irak Angst haben.

Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gilt ebenso den  kurdischen Frauen, Männern und Kindern , die bei uns in Bochum leben und große Angst und Sorge um ihre Familien haben.

 

Wir haben wöchentlich demonstriert. Viele hofften, dass die weltweiten Friedensdemonstrationen die Entscheidung der Bush-Administration beeinflussen würden. Diese Hoffnung wurde ja verstärkt, weil der Widerstand auch der amerikanischen Bevölkerung unüberhörbar und unübersehbar war. Seit heute Nacht müssen wir feststellen, dass wir uns scheinbar vergeblich engagiert und dass wir vergeblich gehofft haben.

 

Aber es wäre falsch von einer Niederlage der weltweiten Friedensbewegung zu sprechen. Ich persönlich tue das  auch nicht. Denn Recht haben immer die, die für Frieden eintreten. Die Bush-Regierung  setzt sich vor der Weltöffentlichkeit ins Unrecht.

 

Noch einmal frage ich: Ist der Krieg von George W. Bush  gegen die irakische Bevölkerung eine Niederlage der weltweiten Friedensbewegung? Scheinbar wird unsere Hoffnung auf Frieden in der Welt durch Raketen, Tarnkappenbomber und Panzer zerstört. Warum aber hören wir nicht auf,  immer und immer wieder unser Nein zu diesem Krieg zu sagen?

 

Mir hilft in diesen Stunden ein ermutigender Gedanke von Vaclav Havel.

Vaclav Havel war bis vor kurzem der Präsident der tschechischen Republik. In seinem früheren Kampf gegen Diktatur hatte er viel Grund seine Hoffnung aufzugeben. Er hat durchgehalten, und nicht aufgeben. Warum nicht ? Vaclav Havel sagt:

 

Die Hoffnung ist nicht die Erwartung, dass es gut ausgeht; sondern die Hoffnung ist unser Engagement in der Gewissheit, dass es Sinn hat, egal wie es ausgeht. -

 

Dass es Sinn hat, egal wie es ausgeht, sagt Vaclav Havel. Also egal wie ohnmächtig die Friedensbewegung mit ihrem Nein im Augenblick zu sein scheint. Unser Nein ist der Widerstand gegen die Logik und die Eigengesetzlichkeit des Krieges. Dieses Nein - stärkt die Widerstandskräfte in uns selber gegen die verheerende krankmachende Meinung, mit Krieg könne Demokratie und Frieden erreicht werden.. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Recht des Stärkeren sich wie ein Faustrecht wieder durchsetzt.

 

Dieser Krieg ist kein unabwendbares Naturereignis, sondern er ist gewollt, erdacht und entstanden in den Köpfen von Menschen : G.Bush, Tony Blair und natürlich Saddam Hussein und viele andere wären zu nennen.

 

Unser Nein zu diesem Krieg bewahrt uns davor, uns daran zu gewöhnen, dass Krieg und Gewalt künftig wieder zum normalen Verhalten der Völker gehören.

 

Diese Phase der Menschheitsgeschichte hofften wir mit Gründung der U NO überwunden zu haben. Die Bush-Regierung zerbombt das mühsam errungene Völkerrecht.!

 

Sind wir mit unserem Nein zum Irak-Krieg gescheitert ?

 

Ich frage dagegen: Was wäre, wenn wir heute und morgen und in Zukunft nicht Nein sagten ???

 

Erst wenn unser Nein verstummen würde , hätte Bush auch uns besiegt.

Aber das werden wir nicht zulassen.

Unser gemeinsames Nein  stärkt unser gemeinsames Engagement und befreit uns von ohnmächtiger Wut.

Es macht uns stark und selbstbewusst gegen eine todbringende Weltmacht.

 

Unser Nein zum Irak-Krieg , unseren Protest wir lassen ihn nicht verstummen. Wir tragen unseren Protest in diese Stadt, in die Herzen der Menschen.

 

Unser Nein zum Irak-Krieg verbindet sich mit dem millionenfachen Nein der weltweiten Friedensbewegung .

Unser Nein  wird zu einem Ja für das Leben in Gerechtigkeit und Frieden für alle Menschen.

 

Ich danke Euch, ich danke Ihnen für Euer NEIN.