Die Solidaritätskundgebung mit den Beschäftigten bei Opel brachte
heute über 20.000 Menschen auf die Straße.
Tausende waren von außerhalb gekommen, z.T. von weit her, wie von Berlin, Antwerpen, Eisenach, Bremen. Es
gab Soli-Adressen aus der ganzen Welt, die gesamte Bochumer und regionale Prominenz war versammelt. Die Stimmung
war trotz der ungeklärten Lage bei Opel recht gut bis kämpferisch.
Allerdings - je länger die Kundgebung dauerte und die Redebeiträge nicht besser wurden, - um so mehr
machte sich im Kreis vieler AktivistInnen ein unangenehmes Gefühl breit: sich weitgehend auf einer sozialdemokratisch
kontrollierten Veranstaltung zu befinden, die die Plattitüden der Clementfraktion in beliebigen Varianten
wiederholte. "Nieten in Nadelstreifen", "Managementfehler", "Alle in der 1. Liga - VFL,
Bochum und Opel", "die amerikanische Betriebskultur des Heuerns und Feuerns kennen wir in Europa nicht",
"die Arbeitnehmer in Bochum sind anpassungsfähig und können sich fügen, sie identifizieren
sich voll mit Opel" (Ottilie Scholz).
Als Weihbischof Franz Grave aufforderte, "an die Arbeit zurück zu gehen", waren viele Versammelte
mit der Geduld am Ende. Es wurde gepfiffen.
Kaum eine RednerIn ging auf die schwierige und komplizierte Lage für die Opel-ArbeiterInnen ein - z.B., falls
nicht bedingungslose, sondern etwa "sozialverträgliche" Entlassungen ins Spiel gebracht würden.
(Was dann tatsächlich durch ein später kursierendes Papier von Betriebsrat und Geschäftsleitung
geschah.)
Ebenfalls mit keinem Wort wurde der laufende Sozialabbau mit Höhepunkt Hartz IV erwähnt,
der "sozialverträgliches" Feuern so gut wie ausschließt. Die Veranstalter wollten keins der
sozialdemokratischen Sozialverbrechen auch nur erwähnt wissen.
Als dann die schlappen und entwaffnenden Redebeiträge immer weniger zum kämpferischen Aufmarsch passten,
kursierte auch noch die o.g. "gemeinsame Stellungnahme" von Geschäftsleitung und Betriebsrat : "sprechen
über gemeinsame Lösungen". Demnach sollen die "Standorte Rüsselsheim und Bochum soweit
wettbewerbsfähig gemacht werden, dass sie über 2010 hinaus als Automobilstandorte erhalten werden können."...."Personalanpassungen
sollen im Rahmen der geplanten Restrukturierung sozialverträglich gestaltet" ...werden. Ein Papier, das
offensichtlich nichts klärt und nichts sichert, das aber wohl von interessierten Kreisen benutzt werden soll,
um die baldige Arbeitsaufnahme wieder schmackhaft zu machen.
So gesehen kann die Kundgebung auch unterm Strich als Aufforderung zur Beendigung des Arbeitskampfes verstanden
werden. Das wäre vermutlich - zum jetzigen Zeitpunkt - alles in allem die Organisierung einer schweren Niederlage.
Am Dienstag Abend hat eine Abstimmung bei Opel ergeben, dass - nach Kenntnisnahme des Papiers - nicht sofort wieder
gearbeitet wird und am Mittwoch erst eine Betriebsversammlung darüber befinden soll: 11 Uhr, Ruhr-Congress.
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