Pressemitteilung des Mietervereins Bochum vom 22.1.2004:

Mieterverein zu den OB-Kandidaten: Schöne Bescherung!

Mit Schrecken vernimmt der Mieterverein die Ankündigung des CDU-OB-Kandidaten Lothar Gräfingholt, im Falle seiner Wahl Anteilen an der halbstädtischen Wohnungsgesellschaft VBW verkaufen zu wollen. Aber auch die SPD-Kandidatin Scholz betrachtet man an der Brückstraße mit Skepsis.
„Wir finden es sehr bedauerlich, dass Herr Gräfingholt nicht den Mut hat, sich dem Privatisierungswahn seiner Partei zu entziehen!“, so Mietervereinsgeschäftsführer Michael Wenzel. Dabei habe man Gräfingholt in einem langen und sehr konstruktiven Gespräch eine Vielzahl von Gründen nennen können, die den einmaligen Erlös aus einem Verkaufsgewinn wenig attraktiv erscheinen lasse.
„Trotz aller Kritik in Detailfragen ist die VBW die einzig wirklich große Bochumer Wohnungsgesellschaft, bei der die Gewinnmaximierung nicht im Vordergrund steht.“, so Wenzel. Die VBW verwalte rund 10 Prozent aller Mietwohnungen und trage mit ihrer moderaten Preispolitik zu einem angemessenen Mietniveau bei, sei hilfreich bei der Versorgung von Wohnungsnotfällen und in Fragen der Wohnumfeldgestaltung in schwierigen Siedlungsbereichen bereit, ihren Beitrag an einer vernünftigen Stadtentwicklung zu leisten - wie im Fall der Hustadt oder dem großen Neubauprojekt an der Dorstener Straße.
„Das würde kein rein privates Wohnungsunternehmen mitmachen!“ ist man sich beim Mieterverein sicher. In Anbetracht der Tatsache, dass die Zahl der Sozialwohnungen rapide abnehme, sei es leichtfertig, ein solches Steuerungsinstrument aus der Hand zu geben. Auch mit Blick auf die Viterra-Verkaufswelle sei ein Unternehmen, das seine Bestände erhalte und Pflege, statt sie zu verkaufen, an Bedeutung nicht zu unterschätzen.
Diese Kritik an Gräfingholt will der Mieterverein aber nicht als Propaganda für dessen Gegenkandidatin Ottilie Scholz verstanden wissen. Dies nicht nur wegen der satzungsmäßig festgeschriebenen parteipolitischen Neutralität, sondern auch wegen deren herausragender Rolle bei der Missachtung des Bürgerbegehrens gegen den Cross-Border-Deal vor einem Jahr. „Wir warten immer noch auf klare und eindeutige Aussagen von Frau Scholz, ob sie weitere Leasing-Geschäfte plant und ob sie den Willen der Bürgerinnen und Bürger künftig ernst nimmt!“, mahnt Wenzel.
Gräfingholt nehme man aber bei einer anderen Aussage beim Wort. Wenn er die CDU als „Bürgerpartei“ anpreise, die fordere, Kritik wie bei dem Croos-Border-Begehren ernster zu nehmen, dann könne er sicher sein, dass jeder Versuch, die VBW zu verscherbeln, mit dem nächsten Bürgerbegehren gekontert würde. Ein Blick in andere Städte zeige, dass die dortigen Mietervereine dabei immer einen großen Teil der Bürgerschaft gegen Privatisierungspläne mobilisieren konnten. "Und wir wissen wir ja auch inzwischen, wie man so was macht!“ so Wenzel schmunzelnd.