Wohngemeinschaft der Villa Kunterbunt (Bochum Langendreer) von Polizei gestürmt

Gedächtnisprotokoll

Die Villa Kunterbunt in Langendreer wurde nach einer Party am Morgen des 02.11.03 um ca. 5.28 von der Polizei wegen Ruhestörung aufgesucht.
Zwei Beamte betraten das Haus und begaben sich als erstes in die untere Küche der Villa, wo Gäste Musik hörten und sich unterhielten. Sicherlich wurden die Polizeibeamten nicht gerade mit überschwenglicher Freude begrüßt, dennoch zeigten sich die Bewohner und Gäste kooperativ: die Musik wurde erst leise und, als dies den Beamten nicht genügte, schließlich ganz abgestellt. Einer der Polizisten fühlte sich allerdings extrem von einem Papierkügelchen bedroht, womit ein Gast ihn an der Wange traf. Daraufhin verließen die Beamten empört das Haus, um Verstärkung zu rufen.
Zu dieser Zeit befanden sich noch ca. 40 Personen in dem Gebäude. Bewohner und Besucher wurden aber auf gar keinen Fall agressiv oder gewalttätig, wie es in dem Polizeibericht behauptet wird.
Als die Verstärkung eintraf, betraten mehrere Polizeibeamte mit gezogenen Schlagstöcken das Haus. Als einer der Besucher die Polizisten aufforderte, die Waffen wieder einzustecken, wurde einer der Beamten sofort gewalttätig und begann, den Gast zu würgen. Danach verließ dieser Beamte das Haus in Richtung Streifenwagen. Dabei wurde er von einem weiteren Gast dazu aufgefordert, seinen Namen und seine Dienstnummer anzugeben. Doch statt dem Gast zu antworten, drehte sich der Polizist um, und der junge Mann und Vater eines ebenfalls anwesenden elfjährigen Mädchens, bekam eine Ladung Pfefferspray ins Gesicht. Später wurde dieser junge Mann von der Polizei im ganzen Haus gesucht, da einer der Beamten behauptet hatte, dass er auf mehrere Polizeibeamte an der Haustür mit Pfefferspray losgegangen sei. Diese Behauptung ist absolut gelogen.
Als Folge dieser lehrbuchmäßigen (de)eskalierenden Situation begannen die anwesenden Beamten mit den willkürlichen und zum größten Teil brutalen und menschenverachtenden Verhaftungen. Eine junge Frau wurde bei dem Versuch, den Beamten ihren Personalausweis zu zeigen, festgenommen. Kurz darauf wurde sie Opfer eines anwesenden Polizeihundes: die Beamten warfen sie zu Boden um sie zu fesseln, worauf der Hundeführer seinen extrem agressiven Hund auf das Mädchen hetzte und zwar mit den Worten: "Der will nur spielen!".
Das Mädchen erlitt eine Bisswunde im Bauchbereich, die erst nach dem Polizeigewahrsam im Krankenhaus behandelt werden konnte.
Ein weiteres Opfer von diesem Beamten und seinem Hund wurde ein anderer Gast, ebenfalls bei seiner Verhaftung: ein Polizist drehte ihm seinen Arm auf den Rücken und bot dem Hund den Arm zum beissen an. Der Polizeihund biss ohne zu zögern mehrfach zu. Trotz dickem Pullover und Lederjacke erlitt er mehrere Bisswunden am Unterarm.
Was den Sachschaden an dem Polizeifahrzeug betrifft: ein Gefangenentransporter, dessen Zellen voll besetzt waren, nahm leichten Schaden, als einer der Gefangenen in diesem Fahrzeug von mehreren Beamten mit Pfefferspray besprüht wurde und daraufhin die anderen Gefangenen in den Zellen in Panik gerieten.
Danach stürmten etwa 30 Beamte das Haus, rissen Bewohner aus dem Schlaf, brachen gewaltsam Türen und Dachboden auf, zogen schlafende Bewohner an den Haaren und rissen ihnen ihre Bettdecken weg.Besonders verängstigt wurde das elfjährige Mädchen, das sich mittlerweile aus Angst mit ihrem Vater versteckt hielt.
Auf die 15 festgenommenen Gäste und Besucher kommen nun Anzeigen zu, wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt, Landfriedensbruch, Beleidigung, Sachbeschädigung und Körperverletzung.
Sechs der festgenommenen Personen wurden verletzt und mussten mit Prellungen, Hundebissen und Hämatomen am ganzen Körper ärztlich behandelt werden.
Der letzte Verhaftete wurde erst am Montag Vormittag, 03.11.03, aus dem Polizeigewahrsam entlassen.
Ein Dank geht auf jeden Fall an die Bochumer Anwältin, die sich sofort für die Freilassung der Verhafteten eingesetzt hatte.

ViSdP: Die Bewohner und Mitglieder des G.E.Heim E.V. + Freunde