Rede von Elke Koling, IPPNW auf der Demonstration des Bochumer Friedensplenums:
„Stillhalten ist tödlich – Wir widersetzen uns"
am Samstag, 20. März 2004


Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

das Thema meiner Rede soll Ramstein sein. Hier findet heute die zentrale deutsche Antikriegskundgebung zum internationalen Friedensaktionstag statt.
Viele Menschen beim Flugblätterverteilen oder bei der Pressekonferenz haben uns gefragt warum gerade in Ramstein.
Den meisten Menschen wurde sicher Ramstein durch den Flugzeugabsturz während einer Militärshow 1988 mit über 100 Toten bekannt.
Den meisten von Euch ist sicherlich außerdem klar, das Ramstein neben Büchel eines der beiden letzten Atomwaffendepots ist.
Man vermutet, dass in Ramstein etwa 65 Atombomben mit der insgesamt 150fachen Sprengkraft der Hiroschimabombe lagern. Genau kann das niemand sagen, da ausschließlich amerikanische Militärs das Gelände betreten dürfen.
Doch das ist lange nicht alles. In Ramstein passiert militärisch noch deutlich mehr, von dem wegen der Kürze der Zeit nur Ausschnitte angesprochen werden können.
Ramstein ist die größte US-Luftwaffenbase weltweit.
Hier arbeiten zur Zeit über 21.000Soldaten und Zivilbeamte der US-Armee.
Nach dem Schließen der Rhein-Main-Airbase bei Frankfurt wird die Zahl der jährlichen Flüge auf "astronomische" 63.000 Militärtransporte ansteigen.
In Ramstein befindet sich das Hauptquatier der US Air force Europe, das alle amerikanischen Luftstreitkräfte in Europa führt.
Ramstein ist der größte militärische Frachtumschlagplatz in Übersee. Dadurch hat Ramstein bei allen militärischen Konflikten in Europa und Asien eine wichtige Rolle als Drehscheibe für den Aufmarsch und die Kriegsführung der US-Streitkräfte.
Auch die NATO ist in Ramstein mit ihrem Luftwaffenkommando Air North präsent.
Die Airbase Ramstein soll außerdem weiterausgebaut werden u.a. um die Aufgaben der Rhein-Main-Airbase in Frankfurt zu übernehmen, die 2006 aufgegeben werden soll.
Neben dem Um- und Ausbau von Gebäuden sowie Start- und Landebahnen soll u.a. ein Unterstützungszentrum für die Weltraumkriegsführung der USA gebaut werden. Auch soll ein Depot für die sogenannten Mini-Nucs, den Mini-Atombomben der USA entstehen.
Dies soll auch mit Bundesmittel und Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz geschehen, zur Schaffung von Arbeitsplätzen versteht sich.
Bereits während des letzten Krieges gegen den Irak sind die amerikanischen Bomber von den Flughäfen Spangdalen und Ramstein gestartet. Die Bundesregierung gewährte ihnen das Überflugsrecht.
Doch möglicherweise werden wir in Zukunft auch Atomraketen von dieser Airbase starten sehen.
Bush hat nämlich in seinem Strategiepapier "National Security Statement" vom 20. Sept. 2002 zur Terrorismusbekämpfung auf Grund unterschiedlichster Gefahren mit dem Einsatz von Atombomben gedroht.
So sollen Atombomben eingesetzt werden gegen Gruppen und Länder die biologische oder chemische Waffen anwenden oder mit dessen Einsatz drohen . Auch sollen Atombomben eventuell gegen die sogenannten Schurkenstaaten " Russland, China, Libyen. Syrien, Iran, Irak und Nordkorea eingesetzt werden.
Die USA geben zur Zeit 45% mehr für Ihre Atomwaffen aus als während des kalten Krieges. Nach Auffassung von Nuklearwaffenexperten waren die USA im Krieg gegen Afghanistan dem Einsatz von Atomwaffen bedrohlich nahe.
Und diese Kriege werden dann auch von Ramstein geführt. Insbesondere, wenn dort demnächst auch die neuartigen Atombomben der USA, die MINI-NUCS lagern.
So kann man sagen, Menschenverachtung und Kollateralschäden nehmen von deutschem Boden und mit bundesdeutscher Unterstützung und Beteiligung ihren Ausgang.
Da bleibt es uns nur zu sagen:

Wir werden uns widersetzen, denn Stillhalten ist tödlich.