17.4., 19.30 Uhr: Bahnhof Langendreer, Raum 6
Nahostkonflikt ohne Ende?

Antikriegsarbeit in Israel
Vortrag und Diskussion mit Lothan Raz / Tel Aviv

 

Täglich erreichen uns Schreckensmeldungen aus Nahost – ein Ende ist kaum in Sicht. Das Abkommen von Oslo (1993) ist faktisch außer Kraft gesetzt, Hoffnungen vieler Menschen in Israel und Palästina auf einen daran knüpfenden Friedensprozess, sind vorerst erloschen.

 

Der zweite palästinensische Aufstand gegen die isralische Besatzung, die Intifada, war Ausdruck des Scheiterns des sogenannten Friedensprozesses. Waren es Anfang der 90er Jahre Straßenblockaden und Steine werfende Jugendliche, die das Bild der Intifada prägten, so sind es dieses Mal Anschläge auf israelische Zivilpersonen und Soldaten, Selbstmordattentate sowie der Beschuss von Siedlungen.

 

Von der israelischen Seite wurden Gebiete und Städte im Gaza-Streifen und der West-Bank, die bereits von den Streitkräften geräumt waren, erneut besetzt. Sie ließ große Teile der erst in den letzten Jahren aufgebauten Infrastruktur in den besetzten Gebieten zerstören. Auf die palästinensischen Anschläge reagierte sie mit der Liquidierung derjenigen, die sie für die Anschläge verantwortlich macht. Blockaden der palästinensischen Gebiete durch die israelische Armee gehören zum Alltag.

 

Auf beiden Seiten schüren Hardliner den Konflikt, um ihn weiter eskalieren zu lassen. Zahlreiche Tote, Leid und große Zerstörungen sind zu beklagen. Die palästinensische und die israelische Gesellschaft scheinen sich unversöhnlich gegenüberzustehen. Die Zeichen stehen auf Krieg. Und dieser Krieg strahlt weit über die Region hinaus.

 

Über diese Eskalationspolitik herrscht in Israel keineswegs Einverständnis. Unter dem gemeinsamen Slogan „Die Besetzung tötet uns alle!” haben Friedensgruppen Demonstrationen mit Zehntausenden Teilnehmern und Teilnehmerinnen durchgeführt. Zahlreiche Initiativen sind in der Versöhnungsarbeit aktiv, unterstützen palästinensische Familien, deren Häuser zerstört wurden, machen Aktionen gegen die Blockaden des israelischen Militärs. Trotz einer stark militarisierten Gesellschaft, in der Kritik an der Armee tabuisiert ist, entwickelt sich jetzt auch eine neue Bewegung von Verweigerern, Reservisten widersetzen sich dem Einsatz in den besetzten Gebieten. Die Zahl der KriegsdienstverweigererInnen, die jeglichen Militärdienst ablehnen, steigt stetig.

 

Wir wollen diese Stimmen aus Israel zu Gehör bringen, um so einen anderen Blick auf die Verhältnisse zu ermöglichen. In Kooperation mit Connection e.V. war die Einladung von Lothan Raz möglich, der die Antikriegsorganisation New Profile vertritt. In seinem Vortrag wird er sprechen über

               Ursachen und Hintergründe des israelisch-palästinensischen Konfliktes

               Initiativen für die israelisch-palästinensische Verständigung,

               Aktivitäten der israelischen Friedensbewegung und

               Kriegsdienstverweigerung und ihre politische Bedeutung.

 

Lothan Raz hat mit gerade Anfang 20 einen beeindruckenden Erfahrungshintergrund in Friedens- und anderen politischen Gruppen vorzuweisen. Er arbeitet vor allem mit anderen jungen Menschen mit dem Ziel, Ansätze der Friedens- und Antikriegsarbeit konkret im krisenerschütterten Alltag umzusetzen. Als er als Kriegsdienstverweigerer im Militärgefängnis saß, erfuhr er die Solidarität einer breiten Bewegung von auch internationalem Ausmaß.