Bericht von der Anti-Kriegskundgebung am 12.04.04. in Bochum
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Wenn die Schlapphüte zwar ohne Hut aber mit Sonnenbrille und Kamera am Rande einer Kundgebung stehen, dann bedeutet dies in aller Regel nichts Gutes. Von Provokationen ist dann auszugehen.
Und richtig: Die Aktiven des Bochumer Friedensplenums staunten heute Mittag nicht schlecht, als sie merkten, dass der Husemannplatz für sie militärisches Sperrgebiet war. Die Maischützen waren los. Mit einer gewaltigen Lautsprecheranlage wurde der leere Platz und die nähere Umgebung mit Disko-Musik beschallt.

Die Polizei verhandelte mit den Organisatoren von Stadtmarketing und Maischützen, ob sie die Musik nicht wenigsten so weit drosseln könnten, dass die Anti-Kriegsdemonstration auf der Huestraße nicht übertönt wird. Die Gespräche gestalteten sich schwierig. Das Friedensplenum bestand darauf, dass es ordnungsgemäß eine Kundgebung angemeldet hatte und von seinem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit Gebrauch machen möchte.

In Bezug auf Lautstärke konnte das Friedensplenum dann einiges entgegensetzen. Vor allem aber auch inhaltlich etwas bieten: EasyX.
"Wenn wir nicht widersprechen,
wird es keiner machen,
wenn wir keine Regeln brechen,
passieren diese Sachen,
In diesen Gleichmacherwelten
marschiert Klon neben Klon,
doch fuck das System,
wir schwimmen gegen den Strom.
Es ist Krieg da draußen!"


Christian Leye

Christian Leye, einer der Akteure von Easy X, erinnerte in seinem Wortbeitrag daran, welche Bilder uns in den letzten Wochen von Krieg vorgesetzt wurden, mit welcher Begründung der Überfall auf den Irak begründet wurde und welche nächsten Kriege bereits angekündigt sind. Klaus Kunold, Vorsitzender der VVN-BdA, (auf dem Foto neben Elke Koling) blickte auf die Zeit zurück, als die ersten Ostermärsche von der Polizei noch auf Feldwege abgedrängt wurden, damit sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollten. Er rief dazu auf, am nächsten Wochenende massenhaft auf die Straße zu gehen und mit dem diesjährigen Ostermarsch ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen.

Doch dann marschierte erstmal tasächlich Klon neben Klon. Mit Marschmusik im Rücken schubsten zwei Bierzipfelträger(?)* der Maischützen den Weg durch die Friedenskundgebung frei. Von der Bühne des Friedensplenums wurde daran erinnert, in welch übler militaristischen und patriarchalen Tradition sich die Maischützen befinden.
*Bierzipfel
"Diese entstanden aus dem Band der Ordenskreuze der studentischen Orden. Auch in der Maiabendgesellschaft wird der Bierzipfel getragen. Hierbei handelt es sich um eine schmale Schärpe, meist ca. 28mm breit, in den "Blau-Weißen-Farben", deren Enden in Silber eingefasst und meistens sehr filigran graviert sind. Der Bierzipfel wird als äußeres Zeichen zum Frack, rechtsseitlich, getragen."

aus: Bochumer Maiabendgesellschaft von A-Z
   
Ulrich Schröder ließ es sich nicht gefallen, dass ihn einer der Maischützenanführer zur Seite gestoßen hatte. Er erstattete Anzeige. Daraufhin erstattete der andere Anführer Anzeige gegen einen unbeteiligten Demonstrationsteilnehmer. Die Polizei wollte daraufhin dessen Personalien aufnehmen. Es kam zu einem kleinen Tumult und die Polizei lenkte schnell ein. Sie war schließlich Zeuge gewesen, wer sich wie aufgeführt hatte. Ulrich Schröder las derweil auf der Bühne schon wieder Gedichte vor. Es wurde daran erinnert, dass es am kommenden Sonntag eine sehr attraktive Tagesabschlußveranstaltung des Ostermarsches im Bahnhof Langendreer gibt. Schließlich wurde öffentlich darüber nachgedacht, ob die Friedensbewegung aus Bochum und Dortmund nicht ein Friedensfest an der Stadtgrenze veranstalten und die beiden Städte einen ewigen Frieden schließen sollten. Dann könnten die Maischützen ihre Kompanien demnächst zu Hause lassen...
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