Erlebnisbericht:
Drei Kundgebungen - ein Ziel

Gemeinsam gegen Rechts, das war das Motto unter dem in Bochum ein erneuter Nazi Aufmarsch verhindert werden sollte.
Das Besondere an diesem Tag ist die Tatsache, dass alle gesellschaftlichen Kräfte dieser Stadt dazu beigetragen haben, es den Braunhemden so schwer wie möglich zu machen, hier aufzumarschieren.
Um 11.00 Uhr rief Oberbürgermeister Ernst Otto Stüber dazu auf, sich den NeoNazis entgegenzustellen, und ein Erstarken von reaktionären Denkweisen nicht zuzulassen. Es sprachen u.a. Theaterintendant Matthias Hartmann und die Trägerin des Ehrenringes der Stadt Bochum, Annemarie Grajetzki von Frauen für den Frieden und dem Bochumer Friedensplenum.
Sie stellte mit ihrem letzten Beitrag auf dieser großen Kundgebung eines breiten Bündnisses aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und engagierten Kreisen der Stadt (der Husemannplatz war gut gefüllt) die Brücke zur zweiten Kundgebung des Tages her:
Am Hauptbahnhof hatten sich um 5 vor 12 ebenfalls zahlreiche AntifaschistInnen und engagierte BürgerInnen. Sie erhielten noch Zulauf von Teilnehmenden am Husemannplatz, so dass der Bahnhofsvorplatz mit ca. 1.000 BesucherInnen gut gefüllt war. Gabriele Riedl, Bürgermeisterin von Bochum eröffnete diese zweite Kundgebung, in deren Verlauf Annemarie Grajetzki ebenfalls für das Friedenplenum sprach und Manfred Preuß für Bündnis 90 die Grünen in einer Rede darin erinnerte, dass die Wurzeln für reaktionäres Denken durchaus aus der Mitte der Gesellschaft kommen können.
Viele Menschen folgten dann dem Aufruf nach Langendreer, wohin die Nazis ausweichen wollten. Etwa 600 Menschen fuhren mit der S-Bahn um 12.34 nach Langendreer und blieben dann auf dem Bahnsteig. Einige vor allem ältere Menschen folgten nicht den Räumungsaufforderungen der Polizei und ließen sich vom Bahnsteig tragen. In der S-Bahnbahn war offenbar auch die Notbremse gezogen wurde. Die Aktion führte dazu, dass ca. 1,5 Stunden kein Nazi am Bahnhof eintreffen konnte.

Infos aus Wattenscheid besagten, dass sie auch dort nicht aussteigen konnten und am Hauptbahnhof konnten sie den Bahnsteig nicht verlassen, weil noch viele Menschen dort geblieben waren. Die bei der Blockade in Langendreer West zur Feststellung der Personalien Festgenommenen waren bald wieder dabei, dennoch sorgte die Nachricht vom Abtransport der Widerständigen für große Unruhe bei den Menschen auf dem Kundgebungsplatz in Langendreer. Der Platz an der "Hohe Eiche" schon gut gefüllt, als die DemonstratInnen vom Hauptbahnhof hinzukamen.
Es wurde entschieden, dass der Festnahme der BlockiererInnen der angemeldete Demonstrationsweg gegangen wird, damit vor dem Bahnhof Langendreer eine Abschlußkundgebung stattfinden konnte.
Auf diesem Weg kamen dann auch die Leute Bahnhof West noch hinzu und es wurde ein großer Zug, der friedlich durch Langendreer zum Kulturbahnhof zog. Die Polizei sprach von 1.500 Menschen. Hier fasste Reinhard Wegener, Verantwortlicher für die Kundgebung in Langendreer nochmal den Erfolg des Tages zusammen: "Es hat sich gezeigt, dass alle gesellschaftlichen Kräfte dieser Stadt keine Nazis hier wollen! Und es hat sich auch gezeigt, dass die Versuche, bestimmte Kreise im Vorfeld zu kriminalisieren, nicht gefruchtet haben. Die Kundgebung und die Demo verliefen auch hier in Langendreer friedlich und wird jetzt beendet."
Dass die Polizei dennoch ca. 150 verirrte Braunhemden in Langendreer West aus dem Zug ließ - Stunden nach ihrem geplanten Termin - ließ sich nicht verhindern. Es war für heute jedoch auch klar, dass Nazis hier überhaupt nicht willkommen sind.
Fest steht, dass ein wichtiges Zeichen für diese Stadt gesetzt worden ist: Bochum ist und bleibt weltoffen, tolerant und multikulturell. Braune Aufmärsche sind hier sowas von aufwendig und unattraktiv, dass keine/r sich mehr hierher wagen sollte. Allerdings ist auch zu hoffen, dass die Zeichen von Bochum beispielgebend für andere Städte sein sollten, auf die die Nazis womöglich ausweichen wollen. Sie haben nirgends was zu suchen!
Keine Nazis in Bochum und auch nicht anderswo!