Make Love and War - Wie Grüne und Achtundsechziger
die Republik verändern
"Deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik." So hatten es Grüne und
Sozialdemokraten 1998 in ihren Koalitionsvereinbarungen festgelegt. Doch schon bald wurde die deutsche Armee in
zwei Kampfeinsätze geschickt - 1999 gegen die Wilden in Jugoslawien, 2001/2002 gegen die Barbaren im Mittleren
Osten. Was kümmern Wahlversprechen, Grundgesetz und Völkerrecht? Es gilt die alte Parole: Legal, illegal,
scheißegal.
„Make Love and War: Der Krieg erfordert keine normierte Volksgemeinschaft mehr, sondern verträgt sich auch
gut mit der Spaßgesellschaft. Gestorben wird nämlich nur woanders, wir aber feiern - bis zur Vergasung..
Hieß es beim letzten deutschen Griff zur Weltmacht noch "Wollt ihr den totalen
Krieg?", so fragen die ehemaligen Pazifisten nun ganz anders: "Wollt ihr den totalen Friedenseinsatz?"
Die Achtundsechziger haben gesiegt, der Spießer ist tot: Der Kanzler darf sich drei Mal scheiden lassen,
Schwule können heiraten und Berlin regieren, und was früher als pervers galt,
kann man heute in der Volkshochschule lernen. Gegenüber Minderheiten ist Deutschland tolerant (den Rest erledigen
die Glatzen und der Bundesgrenzschutz), und anderen Staaten, die noch nicht soweit sind, wird Multi-Kulti notfalls
mithilfe von Cruise Missiles beigebracht.
„Freedom is another word for nothing left to lose“ - dieser Refrain von Janis Joplin ist das heimliche Motto des
globalen Kapitalismus, und er wurde von Achtundsechzigern genauso oft mitgegröhlt wie ihr „Oh Lord won't you
buy me a Mercedes-Benz“. Freedom, Democracy and Mercedes Benz - das soll nun weltweit durchgesetzt werden. Freedom
(and nothing left to lose) for Serbia, das bedeutet die Verlängerung des Baby-Strichs von Budapest nach Novi
Sad. Freedom (and nothing left to lose) for Afghanistan, damit die Frauen der Taliban morgen von der Nordallianz
gequält werden und sich übermorgen in die Container von Big Brother retten dürfen...“ (J: Elsässer)
Über eine Lesung in Potsdam schreibt die "Märkische Allgemeine",
ein "FAZ"-Ableger: "...Seine messerscharfe Polemik wollte vor allem eines: provozieren. Und keiner
entkam. Weder die Grünen noch die 68er und schon gar nicht Joschka Fischer. Vorwurf: Prinzipienlosigkeit und
Profitdenken."
„...Elsässer fragt aber auch nach Beweisen für die Urheberschaft von bin Laden und seines Al Qaida-Netzwerkes
für die Anschläge vom 11.September vergangenen Jahres. Bis dato sind exakte Beweise nicht vorgelegt worden.
Doch die schreibende Zunft, ob in Deutschland oder anderswo, stört dies kaum. Auch viele linke Blätter,
von den "Bahamas" bis zur "Jungle World", nicht. Elsässer schreibt: "Von Reza Pahlevi
bis Pinochet wurden bedenkenlos die blutigsten Feinde der Demokratie inthronisiert, sofern die nur die Gewähr
boten, die westlichen Wirtschaftsinteressen zu schützen. Als auch das nichts mehr nutzte, wurden zur Bekämpfung
der roten Teufel jene Geister gerufen, die sich heute gegen ihre früheren Auftraggeber wenden: Mullahs, Hamas,
Hizbollah und Mudjahedin...." („ND“)
Jürgen Elsässer war bis Juni 97 leitender Redakteur der Berliner Tageszeitung „Junge Welt“ und ist seit
April 99 Redakteur der „Konkret“. Daneben arbeitet er u.a. für den WDR, das Kursbuch, die Süddeutsche
Zeitung und die „Allgemeine Jüdische Wochenzeitung“
Veranst.: AG „4 Jahre Rot-Grün“, Bhf. Lgdr./Politik, Bochumer Friedensplenum, DFG-VK/Bochum
Dienstag
7. Mai
20 Uhr