Flugblätter mit dem folgenden Text wurden am 15. März 2007 zur 10-Jahresfeier von agil verteilt:


Boykottaufruf für die agil-10-Jahresfeier im Jahrhunderthaus der IG Metall Bochum

Aufruf zum Boykott der 10-Jahresfeier der Abteilung agil im Dienstleistungsunternehmen Gewerkstatt


An alle Gäste und Ehrengäste!
Ich fordere Sie auf, nicht an dieser Veranstaltung teilzunehmen, die nur der Befriedigung der Eitelkeit der Managerebene dient. Die aufgeblähte Managementebene hat durch überhöhte Gehälter zwar Gewinne vermieden, aber das g für Gemeinnützigkeit ist ein Hohn, da die Arbeitsverhältnisse schlechter sind als in jedem ordentlichen Leiharbeits- oder Gebäudereinigungsunternehmen.
Es handelt sich um eine Abteilung, die die schwächsten Glieder dieser Gesellschaft: viele Alleinstehende Frauen oder Frauen ohne ordentliche Männer ausbeutet. Da viele auch keinen Beruf erlernt haben, in dem heute Arbeit zu finden ist, sind sie in der Zwangslage, den niedrigen Lohn 7,20 Euro, der weit unter den Tarifen vergleichbarer Berufe liegt, und die harten Arbeitsbedingungen zu erdulden. Der Aufschlag je Arbeitstunde beträgt über 100%!!! Die Zeitvorgaben an die MitarbeiterInnen und Leistungsversprechen an die Kunden führen immer wieder zu Konflikten, da bei ordentlicher Haushaltshilfe-Arbeit die Zeit zu kurz ist. Bei Mängelrügen der Kunden werden aber die MitarbeiterInnen noch mehr angetrieben, was immer wieder zu gesundheitlichen Problemen und Arbeitsunfällen führt, zudem bei Übernahme von Aufträgen weder auf die Arbeitssicherheit noch auf die Praktikabilität der von den Kunden zur Verfügung gestellten Arbeitsgeräte und Putzmittel durch die Managementebene geachtet wird.
Die Fluktuation ist trotzdem groß, aber mit Beihilfe des Arbeitsamts werden in langwierigen und praxisfernen Kursen immer wieder neue Opfer gefunden, um eine normale Hausfrauentätigkeit, die jede der Frauen bereits von Haus aus beherrschte, neu zu "lernen". Die teueren stümperhaften Kurse kommen der Managementebene zu Gute und werden vom Arbeitsamt bezahlt.
Bezeichnend ist ausserdem, ist dass jeder Versuch einen Betriebsrat zu gründen strikt unterbunden wird. Die MitarbeiterInnen sind also schutzlos der Managementebene ausgeliefert. Für die Selbstdarstellung der Managementebene bei der Feier und Werbezwecke wurde angeordnet, dass Fotos von allen MitarbeiterInnen gemacht werden. Einwände auf das Recht des Schutzes der Persönlichkeit wurden mit der Androhung von Repressalien und Hinweisen auf gute Beziehungen zu der in Bochum herrschenden Partei und deren direkten Einfluss auf Arbeitsagentur und Sozialamt abgeschmettert.
Bei der Festveranstaltung müssen die MitarbeiterInnen im Kittel erscheinen, damit nur nicht der Unterscheid zwischen Managementebene und den "Armutslohnsklaven" verwischt wird.
Dass die Veranstaltung in Räumen der IG Metall stattfinden soll, kann wohl nur damit erklärt werden, dass die Gewerkschaften sich nur noch um Konzernarbeitnehmer bemühen.
Kein sozial denkender Mensch sollte an dieser Veranstaltung teilnehmen.

Bochum, den 14.03.2007
Im Namen vieler agil-Gewerkstatt Lohnsklaven

Ich erwarte, dass die Veranstaltung durch die Gewerkschaft verhindert wird und dass gegen Lohndumping und Ausbeutung der MitarbeiterInnen in den Gewerkstatt-Firmen vorgegangen wird. Die Finanzverwaltung ermittelt bereits wegen Steuerhinterziehung durch falsche Angaben zur Gemeinnützigkeit. Das Amtsgericht Bochum muss ein Zwangsgeld androhen, weil seit 2002 die gesetzlich vorgeschriebene Einreichung der Jahresabschlüsse zum Handelregister nicht erfolgte.
Was unternehmen Sie?