Rede von Annemarie Grajetzky
Frauen für den Frieden in der Evangelischen Kirche von Westfalen/Gruppe Bochum
auf dem Friedhof Freigrafendamm am 8.November 2003


Zeichen der Versöhnung pflanzen!

Liebe Freundinnen und Freunde,
zum vierten Mal sind wir in diesem Jahr hier an diesen Gräberfeldern um Blumen als Zeichen der Versöhnung zu pflanzen. Im Juli gingen wir hierher mit ehemaligen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen aus unserer Partnerstadt Donezk. Im Oktober gingen wir diesen Weg zusammen mit ehemaligen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen aus Polen, die auf Einladung der Stadt Bochum unsere Stadt besuchten. Der Besuch auf dem Friedhof an den Gräbern ihrer verstorbenen Mitgefangenen bedeutet den Gästen aus Donezk und Polen sehr viel. Im Oktober habe ich hier an diesen Gräbern zu unseren polnischen Gästen und ganz besonders zu uns gesagt: "Mit unserer Erinnerungsarbeit wollen wir mitwirken daran, dass junge Menschen sich nicht hineintreiben lassen in Feindschaft und Hass gegen Menschen anderer Nationalitäten und Rassen; dass sie lernen miteinander zu leben und nicht gegeneinander. Wir wollen diese Erinnerungsarbeit tun für eine menschenwürdige Zukunft in Frieden und Gerechtigkeit." Das ist nötiger denn je. Ich denke da besonders an die Rede des CDU-Politikers Martin Hohmann am 3.Oktober, in der er den Holocaust verharmlost und die Juden als "Tätervolk" bezeichnet hat. Das ist widerlicher Antisemitismus, der hier sein hässliches Gesicht entblößt. Das ist Aufstachelung zum Rassenhass und Volksverhetzung. Damit nicht genug! Wochenlang ist Hohmanns perfide Hetze auf der Internetseite seiner Partei der CDU zu lesen gewesen. Unbegreiflich, ja unfassbar: So eine widerliche antisemitische Rede wird von dem General Reinhard Günzel, Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte der Bundeswehr, noch als "mutig und klar" gewürdigt. Günzel bedankt sich ausdrücklich bei Hohmann für "seinen Mut zur Wahrheit und Klarheit". Gut, dass dieser General sofort entlassen wurde. Ebenso sollte Hohmann schnellstens aus seinen Ämtern entfernt werden!! Hohmann / Günzel ein Netzwerk der "Neuen Rechten".

Morgen finden hier in Bochum Gedenkveranstaltungen zum 65. Jahrestag der Reichspogromnacht statt. Ein Benefizkonzert der Initiative "Zusammenleben" für den Bau einer Synagoge in Bochum.
Zusammenleben, miteinander leben nicht gegeneinander. Erinnerungsarbeit gegen antijüdische Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit, Erinnerungsarbeit für eine menschenwürdige Zukunft in Frieden und Gerechtigkeit. Darauf setzen wir unsere Hoffnung. In der Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht", die wir Friedensfrauen im Oktober besuchten, hat mich ein Wort von Rose Ausländer sehr tief berührt, ermutigende Worte .

Und
und
Wiesen gibt es noch
und Bäume
und Sonnenuntergänge
und das Meer
und Sterne
und das Wort
und Menschen
und
und

(
Rose Ausländer)

In diesem Sinne lasst uns wieder und immer wieder Erinnerung einpflanzen in die Erde und in die Herzen.