Erbärmliche Almosen

Endlich – Zwangsarbeit
wird entschädigt!

Das Stiftungsgesetz wurde vom Bundestag verabschiedet.

Das Kuratorium der Stiftung ist gebildet und der Vorstand des Kuratoriums wurde gewählt.
Das deutsch-amerikanische Regierungsabkommen zwischen den Vertretern der Bundesrepublik Deutschland und den USA sowie den Opferverbänden und den Anwälten wurde in Berlin unterzeichnet.
Zunächst können wir erst einmal feststellen, daß endlich nach 55 Jahren die Überlebenden eine kleine, symbolische Entschädigung erhalten. Aber ob dieses Geld noch im Jahre 2000 ausgezahlt wird, dafür gibt es keine Garantie.
Wenn es auch den Anschein hat, es sei alles geregelt und gehe schon seinen Gang, so gibt es doch noch einiges zu tun, denn es kann und darf das Thema Zwangsarbeit nicht in den Akten abgeheftet werden.

Wir möchten noch einmal eine kurze Rückschau halten und uns dann damit befassen, was in Zukunft noch zu tun ist.

Fast zwei Jahre beschäftigte sich nun wieder die VVN - BdA Bochum und später dann zusammen mit der Initiative "Entschädigung jetzt!" mit dem Thema Zwangsarbeit in Bochum.
Erst durch die Ankündigung von Sammelklagen in den USA von ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern gegen deutsche Konzerne, die während des Faschismus durch die Ausbeutung der Arbeitssklaven profitierten und um ihren heutigen Absatz in den USA fürchten, wurde die deutsche Wirtschaft aktiv.
Die ersten Vorstellungen der deutschen Wirtschaft zur Frage der Entschädigung waren jämmerlich. Auch der erste Referentenentwurf des Finanzministeriums war enttäuschend und menschenverachtend und benachteiligte eindeutig die Opfer.
Erst die Proteste der Opfer, ihrer Anwälte, der Opferverbände und der Öffentlichkeit bewirkten, daß einige Verbesserungen im Gesetzentwurf erreicht und die Benachteiligung einzelner Opfergruppen beseitigt wurde. Durch die gute Öffentlichkeits- und Pressearbeit der VVN - BdA Bochum und der Bürgerinitiative "Entschädigung jetzt!" haben wir auch in Bochum dazu beigetragen, daß sich einiges bewegt hat.
Von den 200.000 Unternehmen, die von der Zwangsarbeit profitierten, haben sich bisher nur 3.000, also 1,5% an der Stiftungsinitiative beteiligt.
Von den zugesagten 5 Milliarden DM der deutschen Wirtschaft sind beim Schreiben dieses Artikels erst 3,2 Milliarden DM zugesichert, jedoch nur zum Teil eingezahlt worden.
Die Auszahlung an die Opfer soll erst erfolgen, wenn die gesamte Summe vorhanden ist und die Sammelklagen zurückgezogen. worden sind. Weiterer Druck ist erforderlich, um dieses skandalöse Verhalten der deutschen Wirtschaft zu beenden.
Auch in Bochum gibt es noch einige Firmen, deren Beitritt zur Stiftungsinitiative noch aussteht.
Auch diese müssen davon überzeugt werden, das sie ihrer historischen und moralischen Verantwortung nachzukommen haben.
Desweiteren müssen Bochumer Firmen dazu bewegt werden, ihre Archive für historische Recherchen zu öffnen.
Die Initiative "Entschädigung jetzt!" hat sich Ende September mit einem Schreiben an den Oberbürgermeister und an die im Rat vertretenen Parteien gewandt.
In diesem Brief wird nachgefragt, was aus dem Ratsbeschluß vom 27. Januar 2000 geworden ist.
Welche humanitäre Hilfe den ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, die während des Faschismus in Bochum Sklavenarbeit leisten mußten, gewährt wurde.
Gleichzeitig unterbreitete die Initiative konkrete Vorschläge zu diesem Thema.
Bisher ist der Initiative auf ihr Schreiben noch keine Antwort zugegangen.
Wenn diese erfolgt, werden wir in unserer Zeitung darüber berichten.

Klaus Kunold