Antifaschistische Bochumer Blätter
Information der VVN - Bund der Antifaschisten; Nr. 2/2003

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Termine

Bewegende Gedenkfeier
in der Christuskirche

60 Jahre nachdem die letzten Sinti und Roma aus Bochum nach Auschwitz deportiert wurden, gestaltete die VVN - BdA zusammen mit dem Kulturbüro der Stadt Bochum, der Christuskirche und dem Verein deutscher Sinti und Roma, Landesverband NRW eine bewegende Gedenkveranstaltung in der Christuskirche.

Roman Franz, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Sinti und Roma e.V., Landesverband NRW, beschrieb in seinem Redebeitrag die Schwierigkeiten der überlebenden Sinti und Roma in den „Wiedergutmachungsverfahren” Entschädigungen durchzusetzen, zeigte aber auch die Erfolge der Sinti und Roma Bürgerrechtsbewegung seit den 70er Jahren auf. Dennoch ist die Diskriminierung der Sinti und Roma noch nicht beendet. Uralte Vorurteile von den im Zigeunerwagen herumfahrenden und stehlenden Zigeunern bestimmen auch heute noch das Bild von den fast ausschließlich sesshaften Sinti und Roma. Eine Teilnehmerin der Feier sagte, dass sie auch heute noch nicht sagen würde, sie sei eine Sintiza, sie würde eher behaupten, sie wäre eine Jüdin, wenn sie auf ihre schlechten Schreibkenntnisse angesprochen wird.
Dr. Hubert Schneider von der Ruhr-Uni Bochum und Vorsitzender des Vereins „Erinnern für die Zukunft” sagte in seiner Rede, dass er bei seinem ersten Besuch in Auschwitz erstaunt darüber war, dass bei den Totenlisten unter den in Bochum Geborenen oder zuletzt Lebenden mehr Sinti und Roma als Juden waren. Dies hatte zwar seine Ursache darin, dass die Namen der im „Zigeunerlager” Ermordeten besser dokumentiert waren, als die Namen der übrigen im Vernichtungslager Umgekommenen, erstaunt war er aber darüber, weil er bis dahin nicht einmal gewusst hat, dass auch aus Bochum Sinti und Roma nach Auschwitz deportiert worden sind.

 

Die Veranstaltung wurde aufgelockert durch Beiträge der Schauspielschüler Antje Charlotte Sieglin, Markus Lerch und John Wesley Zielmann, die aus Akten zitierten und vor allem auch durch die hervorragende Musik des Ricky Adler Swingtett (Bild links), das durch seinen Gypsy-Swing wesentlich zur Gestaltung beigetragen hat.

Mit besonderer Freude konnte der Kreisvorsitzende der VVN - Bund der Antifaschisten, Klaus Kunold, die inzwischen 79jährige Josefine Atsch begrüßen. Sie war mit 19 Jahren mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert worden und wurde kurz vor der Auflösung des „Zigeunerlagers” als noch arbeitsfähig in andere KZ geschickt. Sie ist damit eine der wenigen Zeitzeugen des Naziterrors.
Es war das Anliegen der Veranstalter, Sinti und Roma aus Ihrer Rolle als Opfer zweiter Klasse herauszuholen. Die vielen anwesenden Sinti und Roma machten auch deutlich, dass für sie die Verfolgung unter den Nazis nicht vergessen ist, und die Gedenkveranstaltung notwendig und eigentlich schon seit Jahren überfällig war.

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Dankeschön

Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Gästen und Beteiligten bedanken, die mit dazu beigetragen haben, dass die Veranstaltung am 18. Oktober 2003 in der Christuskirche so erfolgreich durchgeführt werden konnte.

Insbesondere auch vielen Dank an all diejenigen, die durch ihre praktische und finanzielle Unterstützung die Voraussetzungen zum Gelingen der Veranstaltung geschaffen haben.

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