Antifaschistische Bochumer Blätter
Information der VVN - Bund der Antifaschisten; Nr. 2/2003

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Termine

Besuch aus Polen

Zum zweiten Mal (11.18.10.2003) besuchte auf Einladung der Stadt Bochum eine Gruppe ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter/innen unsere Stadt. Seit 1992 kamen achtmal ehemalige ukrainische Zwangsarbeiter/innen aus dem Gebiet Donezk zu Besuch nach Bochum

Die ersten vier Delegationen aus der Ukraine wurden von der Gesellschaft Bochum Donezk eingeladen. Nach dem Beschluss des Bochumer Stadtrates vom 27. Januar 2000 erfolgten die Einladungen durch die Stadt. Bis zum 18. Oktober 2003 besuchten 10 Gruppen ehemaliger Zwangsarbeiter/innen Bochum.
Bei der Betreuung und insbesondere bei der Spurensuche wirken auch immer wieder Mitglieder der Gesellschaft BochumDonezk und der VVN  Bund der Antifaschisten mit. Aus dem umfangreichen Besuchsprogramm für die Gäste sind u.E. drei Punkte sehr wichtig.

- Das Gespräch bzw. das Erzählen in Bochumer Schulen über ihre Erlebnisse als Zwangsarbeiter/innen während des Krieges in NaziDeutschland. Oft entwickelten sich daraus sehr intensive Gespräche.

- Die Spurensuche. Von wesentlicher Bedeutung für die Besucher war immer die Spurensuche. Sie wollten noch einmal die Orte sehen, an denen sie als Jugendliche, manche von ihnen waren erst 12 oder 13 Jahre alt, fern ihrer Heimat, in einer für sie fremden Umgebung unter schrecklichen Bedingungen leben mussten. Viele dieser Orte existieren heute nicht mehr, oder die Umgebung hat sich vollkommen verändert. Trotz gemeinsamer Bemühungen und insbesondere mit Hilfe der Betreuer, gelang es nicht immer, die Orte der Vergangenheit zu finden bzw. wiederzuerkennen.

- Auch der Besuch auf dem Friedhof an den Gräbern ihrer verstorbenen Mitgefangenen bedeutet ihnen sehr viel. Annemarie Grajetzky von der Initiative „Frauen für den Frieden”, die bei diesen Anlässen an den Gräbern einige Worte spricht, hat mit ihrer Rede die Anwesenden sehr beeindruckt. Ich möchte deshalb einige Sätze aus ihrer Rede am 14. Oktober 2003 auf dem Friedhof Freigrafendamm zitieren:

 „Lasst uns nicht aufhören, diese Gräber auch weiterhin zu besuchen und zu pflegen. Mit unserer Erinnerungsarbeit wollen wir mitwirken daran, dass junge Menschen sich nicht hineintreiben lassen in Feindschaft und Hass gegen Menschen anderer Nationalitäten und Rassen, dass sie lernen, miteinander zu leben, nicht gegeneinander. Wir hoffen, dass auch unsere Kinder und Enkelkinder diese Gräber pflegen, für eine menschenwürdige Zukunft in Frieden und Gerechtigkeit.”

Klaus Kunold