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FOOD KOOPS

Was sie sind und warum wir mehr von ihnen brauchen.

Ein Leitfaden zur Neugründung

Food-Koops: über den eigenen Tellerrand hinausgucken; nicht nur an die eigene Gesundheit, sondern auch daran denken, welche Erzeugerinnen und somit Anbauweise wir durch unsere Ernährungsgewohnheiten unterstützen.

Lebensmittelkooperativen (Food-Koops) sind Zusammenschlüsse von Menschen, die den Einkauf vollwertiger und ökologischer Lebensmittel in die eigenen Hände genommen haben. Sie bestellen gemeinschaftlich und möglichst direkt bei den Erzeugerinnen.

Die ersten Food-Koops in der BRD entstanden Mitte der 70er Jahre im Zusammenhang mit der Ökologie- und Bürgerinitiativen-Bewegung.

Mittlerweile gibt es bundesweit schätzungsweise 200-300 Food-Koops mit eigenen Lagerräumen und über 2000 Einkaufsgemeinschaften.

Warum Food-Koops?

Ein Grundprinzip der FoodKoops ist es, Produkte aus ökologischem Landbau zu beziehen, die frisch und vollwertig sind. Bei einer Koop mitmachen ermöglicht, sich gesund zu ernähren„.

-FoodKoop Mitglieder entziehen mit ihrer Ernährungsweise der konventionellen Agrarindustrie, die zur Zerstörung unserer Lebensgrundlage beiträgt, die Unterstützung.

-FoodKoops beziehen alternativ gehandelten Kaffee und Tee aus biologischem Anbau von ProduktionsgenossInnenschaften in "Dritte-Welt"-Ländern, zu Preisen weit über dem Weltmarktniveau.

-Durch den Direktbezug der Waren entfällt der Preisaufschlag des Einzelhandels. Dadurch und durch die gemeinschaftliche Übernahme der Arbeiten (es gibt keine Angestellten) ergeben sich billigere Preise für Naturkost, ohne daß die ErgzeugerInnenpreise gedrückt werden (im Gegenteil erhalten die Höfe so oft mehr als vom Großhandel). Die Preise werden auf diese Weise auch von weniger reichen Leuten akzeptiert.

- Der direkte Kontakt zur ErzeugerIn, der auch persönliches Kennenlernen und Besuche auf den Höfen einschließt, leistet einen Beitrag zur Aufhebung der Entfremdung von unseren Nahrungsmitteln. Sie erlangen so eine angemessenere Bedeutung. Der Direktbezug verbessert Information und Kontrolle über die Herkunft der Lebensmittel. So wird auch Verständnis„ für die verzwickte Situation der Bäuerinnen geschaffen.

- Die FoodKoop schafft Kontakte zwischen den Menschen aus der Nachbarschaft, die oft auch über die FoodKoop hinausgehen.

- Bei einer FoodKoop mitmachen vergrößert den selbstbestimmten Lebensbereich: in der Gemeinschaft organisieren KooplerInnen ihre Lebensmittelversorgung basisdemokratisch. FoodKoops sind ein Schritt vom fremdbestimmten Konsumieren zur bewußten Auseinandersetzung mit unseren Lebensgrundlagen.

Wie funktioniert eine Koop?

Lebensmittelkooperativen sind so verschieden wie die Menschen, die sie bilden:

Die Food-Koop gibt es nicht. Dennoch sind sich die allermeisten über wesentliche Prinzipien einig.

Die Koop besteht aus einer festen Gruppe von Mitgliedern. Ziel ist es, kostendeckend und gewinnfrei zu wirtschaften. Sie setzt Engagement voraus und erfordert mehr Zeit, als für den Einkauf im Laden nötig ist.

Lagerraum

Wichtige Voraussetzung zur Gründung einer Food-Koop ist ein möglichst kühler und trockener Lagerraum. Er sollte ebenerdig sein, so daß ohne Probleme geliefert werden kann. Günstig sind Hinterhof-, Parterre- und Souterrainwohnungen. Erfolgversprechend ist es, bei Kirchengemeinden, (Umwelt-)Verbänden, Stadtteilinitiativen, Parteien oder auch Unis (z.B. beim AstA) nachzufragen. Manchen reicht schon eine ungenutzte Garage.

Zweckmäßiges Inventar einer Koop sind u.a. ein Kühlschrank, eine Waage, Regale, Paletten, Käsebrett und -messer.

Mitgliederzahl

Die Mitgliederzahl hängt u.a. von der Größe des Raumes ab. Je mehr (in gewissen Grenzen) Menschen in einer Food-Koop mitmachen, desto weniger Arbeit fällt pro Person an und um so mehr ökologische Produkte werden gekauft. Andererseits wird die Koop so immer unpersönlicher. Die übliche Größe von Food-Koops liegt zwischen 15-60 Mitgliedern.

Entscheidungen

Koops sind hierarchiefrei gedacht; die Mitglieder treffen Entscheidungen gemeinsam. Die meisten Food-Koops haben ein monatliches Plenum, auf dem die Arbeitskoordination, Organisationsprobleme, Verbesserungsvorschläge„ und gemeinsame Aktivitäten besprochen werden. Alle Arbeiten wie Bestellungen, "Ladendienst", Finanzen werden untereinander aufgeteilt. Darüberhinaus gibt es in manchen Food-Koops Leute, die Produktinformationen einholen und solche, die die Food-Koop-Idee in der Öffentlichkeit bekanntmachen.

Arbeitsverteilung

Hier stellt sich die Frage, wie lange mensch für eine Arbeit zuständig sein soll. Nachteil von seltenem Wechsel ist die Arbeitsbelastung für Einzelne, Vorteil ist die kompetente Erfüllung der übernommenen Aufgabe. Häufiges Wechseln schafft wahrscheinlich eine größere Übersicht und Verantwortlichkeit bei mehr Mitgliedern in bezug auf die gemeinsame Sache, andererseits vielleicht mehr Chaos. Ein Mittelweg sind Kleingruppen, die jeweils für etwas längere Zeit mit einem Bereich betraut sind und sich intern abwechseln.

Bestellungen

Eine Übersicht über mögliche Bezugsquellen findet ihr weiter unten. Entweder wird diese Aufgabe entsprechend den LieferantInnen oder nach Produktgruppen aufgeteilt (wenn es mehrere Quellen für eine Gruppe, z.B. Obst und Gemüse, gibt). Die BestellerIn kann entsprechend der Erfahrung, was in den Wochen zuvor gekauft wurde, bestellen, oder (aufwendiger, aber sicherer) sie faßt die Einzelbestellungen der Mitglieder zusammen.

Zu entscheiden ist, welche Produktgruppen geführt werden sollen und ob mensch ein Vollsortiment haben will oder sich auf lagerfähige Produkte (Getreide, Brotaufstriche, Säfte u.a.) beschränken möchte. Sinnvoll ist, den regelmäßigen LieferantInnen einen FoodKoop- Schlüssel zu geben, so daß nicht jedes Mal eineR die Bestellung entgegennehmen muß. Es ist üblich, daß die Produkte in die Food-Koop gestellt und später bargeldlos bezahlt werden. In einzelnen Fällen wird selbst abgeholt.

Kriterien für die Auswahl der Waren:

· Alle Lebensmittel sollten aus "ökologischem Landbau stammen. Ausnahmen machen manche Koops nur dann, wenn es in einer Produktgruppe nur konventionelle Angebote auf dem Markt gibt.

· Waren aus der Region werden bevorzugt. Nur so sind persönliche Kontakte zur ErzeugerIn und ein energiesparender Transportweg möglich.

· Food-Koops bestellen hauptsächlich saisongemäßes Obst und Gemüse. Sie beziehen keine Produkte aus beheizten Treibhäusern.

· Sie achten darauf, Verpackungsmüll zu vermeiden. Konkret heißt das, Pfandflaschen und -gläser zu bestellen. Vermieden werden kleine Verpackungseinheiten (500g oder 1kg) zugunsten von großen Säcken, Eimern etc., aus denen jedeR seine Lebensmittel in mitgebrachte Taschen, Gläser selbst abfüllt.

Ladendienst

Die meisten Food-Koops haben ein bis zwei Einkaufstermine in der Woche, üblicherweise jeweils ein bis zwei Stunden am frühen Abend. Ein oder zwei Leute (= der Ladendienst) finden sich zu Beginn der Öffnungszeit in der FoodKoop ein. Wenn eine neue Lieferung angekommen ist, müssen sie vorzeitig da sein, um die Lebensmittel in die Regale zu stellen und auszupreisen. Wichtig ist, die auf dem Lieferzettel verzeichneten Waren mit den tatsächlich gelieferten zu vergleichen.

Bei manchen Koops gibt es keine Lagerhaltung. Hier wird die gesamte Lieferung gleich vollständig unter den Mitgliedern verteilt, was genaue Einzelbestellungen der Mitglieder erfordert.

Finanzen

Es hat sich als praktisch erwiesen, die Finanzen bargeldlos abzuwickeln. Dafür muß ein FoodKoop-Konto eingerichtet werden (am besten auf den Namen einer StudentIn, damit keine Gebühren entstehen).

Bei Lagerbeständen ist es nötig, daß jedes Mitglied eine "Grundeinlage" (ca. 50-150 DM) bezahlt. Beim Austritt aus der FoodKoop erhält mensch seine Einlage in bar oder Waren ausgezahlt. Außerdem gibt es einen Monatsbeitrag, der Miete und gemeinsame Anschaffungen abdeckt und meistens zwischen 5 und 10 DM liegt.

Durch Gewichtsschwund und Fäulnis der Produkte entsteht immer ein gewisser Verlust, der entweder durch einen prozentualen Aufschlag auf die Preise oder durch eine entsprechend höheren Monatsbeitrag abgedeckt werden muß. Letzteres begünstigt die, die viel einkaufen und wirkt umsatzerhöhend.

Praktisch kann die Bezahlung z.B. folgendermaßen ablaufen: es gibt ein Kontobuch, in das das Guthaben (= die Einzahlungen aufs Konto) jedes Mitglieds auf einer Seite eingetragen wird. Davon werden getätigte Einkäufe und Monatsbeitrag abgezogen. Geht das Guthaben eines Mitglieds gegen Null, ist es Zeit für eine neue Überweisung.

Einkäufe

JedeR wiegt seine Produkte selbst ab und addiert die Preise auf einem Zettel. Die Gesamtsumme zieht sie/er von seinem Guthaben im Kontobuch ab. Der Zettel geht mit Namen und Datum, zur Kontrolle durch die Kassenleute, in einen Belegkasten. Da in großen Verpackungseinheiten bestellt wurde, muß jedeR seine eigenen Behältnisse mitbringen.

Rechtliches

Da FoodKoops geschlossene Gruppen sind (d.h. nicht an Außenstehende verkaufen), haben sie nichts mit dem Gesundheitsamt zu tun. Da sie keinen Gewinn erwirtschaften, ebensowenig mit der Gewerbeaufsicht.

Kontakte zwischen den Koops

Es gibt in einigen Regionen regelmäßige Zusammenarbeit zwischen den Koops, z.B. im Berliner Raum, in Sachsen und am Niederrhein. Bundesweit sind einige Koops in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Lebensmittelkooperativen e.V. organisiert. Die Arbeit darin geschieht ehrenamtlich, einmal im Jahr wird ein Treffen organisiert, 3-4 mal im Jahr wird das Koop-Telegramm mit Infos aus der Szene herausgegeben.

Verhältnis zu Bioläden

FoodKoops und Naturkostläden stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Sie haben unterschiedliche Zielgruppen: Wer mehr Zeit hat als Geld, kann sich für die Koop entscheiden, wem es eher an Zeit als an Geld mangelt, für die ist der Bioladen ideal. FoodKoops und Läden kommt es im Gegensatz zu großen Supermarktketten darauf an, über alternative Vermarktungswege eine ökologische und soziale Landwirtschaft zu fördern.

Mögliche Bezugsquellen

GroßhändlerInnen und ProduzentInnen

· Hanfhaus; Eppendorfer Weg 1

20259 Hamburg; 040-322457

Hanfprodukte; mehrere Filialen

· Horst Bode GmbH, Havighorster Weg 6f, 21031 Hamburg; tel 040/739-3320, fax-7035;

Trockensortiment bundesweit per Spedition, Frisches nur im eigenen Liefergebiet

· Reforma-Werk Andreas Stellisch GmbH; Stellauer Hauptstr. 8; 22885 Barsbüttel; tel 040/675795-0, Fax -20

Trockenfrüchte, Nüsse, Getreide, Honig, Naschzeug

·Bio-Antakya; z. Hd. Mathias Bohlen; Ludwig-Erhard-Str. 34

28197 Bremen; tel 0421-5287770; fax 0421-5287772

Großhändler für Koops und Einkaufsgemeinschaften, beliefert in Niedersachsen und angrenzenden Bundesländern

· Leela Cotton; Georg-Wulf-Str.15

28199 Bremen; tel 0421-551612; fax 0421-535605

Baumwolltextilien aus kbA (Schlafanzüge, Unterwäsche, z.T. Oberbekleidung)

· Eilter Bauernkäse; Barni Derneke; Eilte Nr. 27

29693 Ahlden bei Walsrode; 05164-2614

Rohmilchkäse aus Kuhmilch: Schnittkäse mit Kräutern, Versand bundesweit mit Kurierdienst

· Biohalle GmbH Alsfeld; Pfarrwiesenweg 5

36304 Alsfeld; tel 06631-96370; fax 06631-963710

Ökolog. Fleisch und Wurstwaren, Partyservice

Erzeugergemeinschaft von Bioland und Demeterbauern aus dem Vogelsberg

· Hofgemeinschaft Nienhagen; Dorfstr. 2

37186 Moringen; 05554-760

Schnittkäse, Schweinewurst, Rinderwurst, zeitw. Fleisch

· Bienenhof Bühle; Heike Appel; Am Eschenbornrasen 11

37213 Witzenhausen; tel 05542-8568; fax 05542-72560

bioland Imkerei: Honig, Kerzen; eigene Touren nach Göttingen, Hannover, Neuss, sonst Versand per Paketdienst

dd

· Alfred Galke GmbH; Postfach 1120

37535 Gittelde; tel 05327-86810; fax 05327-5420

Kräuter, Gewürze, Pflanzliche Produkte, zum Teil kbA; kbA-Programm ist im Aufbau

· Grüne Welle Naturprodukte; Eppelerstr. 87

46459 Rees; tel 02851-1007; fax 02851-3450

Kekse, Aufstriche, Mayonaise etc.; ab 400 DM Netto-Warenwert Lieferung frei Haus

· Hüttermann Naturwaren; Lanterstr. 38

46539 Dinslaken; tel 02064-98055; fax 02064-91334

Käse (international)

· Ökologisches Handeln GmbH; Bärbel Holve; Hochstr. 30

53894 Lückerath; tel 02443-1631; fax 02443-1668

von Koops organisierter Großhandel für das Rhein-Ruhr-Gebiet

· Geo-Kreativ & Spinnweberwerkstätten; Zum Johannistal 3

57610 Altenkirchen; tel 02681-7730; fax 02681-7737

Schaffelle, Wolle, Kerzen, Lederware, Spielzeug

· Südasien Imexpo; Schwanthaler Strasse 54 HH

60596 Frankfurt; tel 069-628644; fax 069-6032290

Tee, Kaffee, Gewürze, Schmuck u.a.; Versand bundesweit

· Harald Zellerer; Friedrichstr. 36

67433 Neustadt; tel 06321-35757; fax 06321-35329

Käse, Wurst, Nussmuse, Kekse, Nudeln, Aufstriche, Öl; liefert bundesweit, eigene Tour einmal monatlich

VIVA GmbH; Postfach 2530; 76615 Bruchsal; Tel 07251-349990; Fax 07251-349993

Großhändler, beliefert bundesweit Koops und Einkaufsgemeinschaften

· Bretti's Naturkost GmbH; Lärchenweg 43

82335 Berg; tel 08171-78470; fax 08171-78462

Süßkram: Waffelröllchen, Gummibärchen,

· Bioland-Hof Moser; Hans Moser; St. Felizitas Str. 23

86860 Jengen-Weinhausen; tel 08241-2699; fax 08241-1059

Dinkelvollkornnudeln aus eigener Herstellung ; bundesweiter Versand in Mehrwegbox

Regionalkontaktstellen:

· Verbrauchergem. f. umweltgerecht erz. Produkte; c/o Barbara Rische; Postfach 120509;

01007 Dresden; 0351/4943322; Mitgliederladen: Schützengasse

· Regionalkontaktstelle Berlin; Hanna Voss de Marin; Jagowstr. 16

10555 Berlin; 030/3924154

· Ökomarkt e.V.; z.H. Jochen Schneck; Kurfürstenstr. 10

22041 Hamburg; Tel:040/6565042; Fax:040/7340371

· Horst Eitmann; Bruchhauser Str. 2c

28277 Bremen; 0421/820520

· Projektwerkstatt; Ludwigstr. 11

35447 Reiskirchen-Saasen; 06401/903283; Fax 06401/903285

initiert Abnehmergemeinschaften mit örtl Bauernhöfen

Ansprechp.: Jörg Bergstedt

· Frank Weber; Pfingststr. 3

38118 Braunschweig; 0531/892178

· Food Coop Magdeburg; c/o Anne Marx; Harsdorferstr. 9;

39110 Magdeburg; Tel 0391/7315980 Umweltbüro

· Annette Hoffstiepel; Im Mailand 131

44797 Bochum; Tel & Fax 0234/797831

· Frauke Kunze; Zum Boul 6

53894 Mechernich; 02443/1600

· Annette Hoeft, Im Sarkberg 30;

54296 Trier; 0651/9990951

· Thomas Igelhard; Buchenstraße 13

79108 Freiburg; 0761/555231

· Regionalkontaktstelle Württemberg; Harry Weber; Mörsingen 71

88529 Zwiefalten; tel & fax:07373/477

· email:BAG.d.Lebensmittelkooperativen@t-online.de

· "wie gründe ich eine Lebensmittelkooperative" im Internet:

http://www.foodcoops.de

Bundeskontaktstelle

Bundesarbeitsgemeinschaft der Lebensmittelkooperativen e.V.

c/o Annette Hoffstiepel, Im Mailand 131, 44797 Bochum, Tel & Fax 0234/797831