Lieber Herr Stratmann-Mertens, liebe PDS Bochum

es steht Attac offen, die eigenen Konflikte in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Die Frage dabei ist, in wie weit müssen dritte Gruppen dabei diffamiert werden. Erstens spricht es von wenig Kenntnissen der politischen Lage ein DKP/PDS Spektrum zu konstruieren. Zweitens wird durch die Wiederholung von Behauptungen aus dem Verfassungsschutzbericht, die DKP würde Bündnisse nur ausnutzen, wie es deutlich anklingt, nicht richtiger.
Natürlich haben wir die Friedensbewegung, deren Teil wir waren und sind, mit beeinflusst. Das ist aber vollkommen legitim. Wir haben aber nicht dort mitgearbeitet nur aus taktischen Gründen, sondern weil uns die Ziele der Bewegung an sich wichtig waren. Dafür hat die DKP viel Arbeit geleistet und sie hat auch häufig ihre eigenen Ziele hinter die der Bewegung gestellt. Dass es natürlich manch bürgerlichem schauderte, wenn er nur mal eine rote Fahne sieht, ist natürlich. Dieses sollte aber Menschen, die sich als Linke bezeichnen nicht weiter erschrecken. Wir gehören zu diesem Land und vor allem zu der Opposition in diesem Land.
Dass Menschen wie Pfarrer Haumann, die keine Kommunisten sind, aber keine Berührungsängste haben, gleich als Kommunisten betrachtet werden, ist der Stil der FAZ und des Verfassungsschutzes. Herr Haumann hat über viele Jahre sich aktiv sich für den Frieden eingesetzt. Er hat viele Freunde im gemeinsamen Kampf in der DKP gefunden. Aber er fragt nicht die DKP, was er zu tun hat.
Die DKP Bochum wusste übrigens auch nicht eher als Sie von der Demo in Bochum (eher später: unsere erste Information erreichte uns am 17.5. 1h33.). Vielleicht hat man vergessen uns bescheid zu sagen, vielleicht sind wir einfach zu schwach um auf jeder Hochzeit zu tanzen.
Ich hatte gehofft, dass wir in der Linken andere Umgangsformen miteinander entwickelt hätten, die nach dem Ende des kalten Krieges notwendig sind, um unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen. Bevor man andere diffamiert, sollte man sich erst mal kundig machen. Aber bei diesem Tonfall: "Ich habe keinerlei Lust, bei Attac-Bochum das wieder zu erleben, was man zu Zeiten der DKP in den 80er Jahren häufig erleben konnte,..." steht wohl das eigene Befinden mehr im Vordergrund als die Ziele. Ich möchte konkret wissen, wann hat die DKP wen zu was instrumentalisiert! Zu den Fehlern der 80er Jahre könnte man prima beispielsweise über die Anfänge der Grünen in Bochum diskutieren. Dort wurden auch von linken Grünen dafür gesorgt, dass bestimmte Spektren nicht dabei sein durften. Das Ausbooten konnten alle gut.
Vielleicht aber sollten wir aus den Fehlern lernen, anstelle sie zu wiederholen und sie ständig als Totschlag Argumente zu benutzen.
Den absoluten Hammer stellt aber das Zitat "Die Instrumentalisierung von Attac, bzw. der Friedensbewegung, die die Redeliste der Demo nahelegt, ..." der PDS-Erklärung dar. Die Demonstration ist ohne Wissen und ohne Rücksprache mit der DKP Bochum und Herne zu Stande gekommen. Heinz Stehr folgte einer schriftlichen Einladung ohne Kenntnisse irgendwelcher lokalen Rivalitäten. Er hat seine Teilnahme abgesagt, nachdem klar war, dass es sich nicht um ein breites Bündnis handelte und anscheinend politisch umstritten war. (In welcher Weise sollte man die dreißig Unerschrockenen auf der Demo instrumentalisieren? Kann man das gegen deren Willen?)
Ich kann nicht nachvollziehen, warum die DKP, die im Gegensatz zur PDS nicht mit einem einzigen Mitglied an der Vorbereitung beteiligt war, plötzlich der angebliche Instrumentalisierer ist! Der ganze Tonfall kotzt mich an!
Ich kann mich über die fehlende Quotierung der Redeliste beschweren; ich kann diskutieren, welche Spektren in eine Vorbereitung eingebunden gehören; wie man eine Demo sinnvoll vorbereitet und vor allem wie man sinnvoll ein breites Bündnis bildet. Aber eine unbeteiligte Kraft mit purem Antikommunismus die Schuld für was auch immer zu zuschieben, ist äußerst fragwürdig!
Ich denke, dass diejenigen, die solche Äußerungen tätigen, sich dafür entschuldigen sollten. Sinnvoller ist es doch, wenn wir uns über Inhalte und Wege streiten, als uns mit gegenseitigen Vorwürfen traktieren.
Mit freundlichen Grüßen,
ein Mitglied der DKP Bochum

(Leider muss ich im Internet aus beruflichen Gründen anonym bleiben, die Redaktion von bo-alternativ.de kennt meinen Namen und Adresse!)