Karin Schiele
Weiherstr. 37
44789 Bochum
Tel.: 0234-311642
21. September 2000
An das
Agendabüro Bochum
44777 Bochum
Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei senden wir Ihnen einen Antrag auf Unterstützung eines Projekts, das u.E. in die lokalen Agenda Aktivitäten
eingebunden werden sollte.
Zukunftsfähigkeit - insbesondere in sozialer Hinsicht - i.S. der Rio Vereinbarungen beinhaltet auch, aus der
Vergangenheit Erkenntnisse für die Gestaltung der Zukunft zu ziehen, beinhaltet ebenso, einen Dialog sowohl
zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher ethnischer Herkunft als auch zwischen den
Generationen zu fördern. In Kapitel 25 des Dokuments wird unter der Überschrift "Kinder und Jugendliche
und nachhaltige Entwicklung" die Rolle von Kindern und Jugendlichen hervorgehoben und gefordert, die Jugend
zu befähigen, sich an Regierungsentscheidungen zu beteiligen. Ein wichtiges Stichwort im entwicklungspolitischen
Kontext ist der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen. Gerade in unserem Land halten wir es für wichtig,
den nachwachsenden Generationen die deutschen Verbrechen gegen die Menschheit bewusst zu machen und in Erinnerung
zu halten, nicht zuletzt auch, um die jungen Menschen zu befähigen, Menschenrechtsverbrechen in der heutigen
Zeit sowie deren Ursachen zu erkennen.
Unter diesen Gesichtpunkten möchten wir als ein Projekt der Bochum Agenda vorschlagen, Frau Orna Birnbach
nach Bochum einzuladen. Frau Birnbach ist mit 72 Jahren eine der jüngsten Überlebenden von Auschwitz.
Heute lebt sie in Tel Aviv. Zu Bochum hat sie eine besondere Beziehung - hier hat sie am Landgericht zwischen 1964
und 1974 in spektakulären NS-Prozessen ausgesagt, von denen selbst Lokalhistoriker bis zu ihrem ersten Besuch
in unserer Region (1998) nichts wussten.
Anknüpfend an die große Resonanz, die Frau Birnbachs Besuch 1998 hervorgerufen hat, planen wir eine
Reihe von Begegnungen und Gesprächen in Schulen in Bochum und Umgebung, auch Abendveranstaltungen für
einen offenen Teilnehmerkreis sind möglich.
Wir haben uns bereits an den OB der Stadt Bochum mit der Bitte um Förderung aus dem Topf des Landes NRW (gegen
Gewalt und Rassismus) gewandt, doch leider sind die Mittel noch nicht in den Kommunen angekommen. Wir würden
Frau Birnbach gern Anfang November einladen. Zwar sind bereits organisatorische Vorbereitungsarbeiten geleistet,
da die Finanzierung jedoch noch nicht gesichert ist, sind noch keine rechtsverbindlichen Zusagen (z.B. Flugticket)
gemacht worden.
Gerade in der aktuellen Situation, in der angesichts der Zunahme von Gewalt gegen "Fremde" die Bevölkerung
aufgerufen ist, Zivilcourage zu zeigen und Toleranz zu üben, möchten wir unseren Kindern und Jugendlichen
die Begegnung mit der klugen und engagierten Zeitzeugin Orna Birnbach ermöglichen.
Die bisher erfolgte konzeptionelle Arbeit wurde ehrenamtlich geleistet. Im Fall einer Einladung wird auch weitere
ehrenamtliche Arbeit anfallen, so z.B. die Betreuung und Begleitung, Fahrdienste usw. Es ist vorgesehen, Frau Birnbach
privat unterzubringen. Trotzdem übersteigt der Kostenrahmen unsere finanziellen Möglichkeiten. Wir bitten
Sie deshalb, unseren Antrag positiv zu entscheiden und freuen uns auf Ihre Antwort.
Mit besten Grüßen
Für die Organisation
Karin Schiele
Kostenkalkulation:
Internationale Reisekosten 1500,-
PKW-Kosten während des Aufenthalts hier 500,-
Übernachtung/ Verpflegung
11 Tage (pausch. 80,-) 880,-
Aufwandsentschädigung Frau Birnbach
pro Vortrag 400,- 4800,-
Ausflugsprogramm zu Gedenkstätten 300,-
Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation 500,-
Summe Kosten 8400,-
Finanzierungsplan:
Deckungsbeitrag Schulen u.ä. 2400,-
Eigenanteil 1000,-
Antrag Bochum Agenda 5000,-
Die Einladung an Orna Birnbach wird unterstützt u.a. von: GEW-Bochum, VVN-Bochum,
Bochumer Kulturrat, Gesellschaft Bochum-Donezk, Verein Erinnern für die Zukunft.
Deutsche Bank Bochum: Andreas Disselnkötter, Verwendungszweck- "Orna Birnbach"
BLZ: 430 700 24 KtoNr.: 323125501
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