az bochum eröffnet
Am 2. Dezember wurde die ehemalige, inzwischen leerstehende, Feuerwache an der Vierhausstraße besetzt. In den nächsten Tagen, Wochen und Monaten wird dort das „antirassistische ZENTRUM", das az bochum entstehen. Die Besetzung ist Teil einer Politik, die sich FaschistInnen, staatlichem sowie institutionellem Rassismus und Innenstadtvertreibung entgegenstellt.
In den 80er Jahren machten viele deutsche Städte eine gemeinsame Entwicklung durch. Schon seit Jahrzehnten bewohnte und genutzte Altbauten erreichten das Ende ihrer "Lebenszeit", um sie zu erhalten, musste viel Geld aufgewendet werden. Eine elegante Möglichkeit, diese Kosten zu sparen war, das Haus verfallen zu lassen, um es später abzureißen oder luxuszusanieren. Gutverdienende Mittel- und Oberschichten zogen zurück in die Innenstädte, für sie musste Luxuswohnraum geschaffen werden (=Yuppiesierung.) Die alteingesessenen MieterInnen standen dem im Weg. Zusammen mit einer zunehmenden Vereinsamung der Menschen in anonymen Wohnblöcken und ihrer Ausgrenzung und Marginalisierung im Zuge der "geistig-moralischen Wende" der beginnenden Ära Kohl bot sich in den Innenstädten ein desolates, sozial kaltes Bild. Um diesen Verhältnissen entgegenzutreten, betrieben damals Menschen politische Stadtteilarbeit und besetzten Häuser. Die 80er sind zwar vorbei, die meisten (ehemals) besetzten Häuser inzwischen von der Polizei geräumt, die gesellschaftlichen Zustände haben sich aber eher verschlimmert.
"Wir haben ein adäquates Mittel gefunden um unsere Ideen zu leben, Missstände aufzuzeigen und anzugreifen, Ausgrenzung und Vereinsamung entgegenzuwirken, Freiräume zu schaffen, den bestehenden gesellschaftlichen Normen unser Konzept von einem emanzipatorischen Leben entgegenzustellen: die Hausbesetzung. Unser Handeln bezieht sich auf unser Leben im Hier und Jetzt, darauf, der Verwirklichung unserer Vorstellung von einem selbstbestimmten, herrschaftsfreien, individuellen, nicht auf Konsum und Profit ausgerichteten Leben, in der Praxis ein Stück näher zu kommen, und auch allen anderen Menschen die Möglichkeit einer Alternative aufzuzeigen."
In dem neuen antirassistischen Zentrum ist für all das und noch viel mehr Platz: neben Wohnraum für Menschen, die selbstbestimmt leben wollen, sollen politische Veranstaltungen, Parties und Konzerte stattfinden, Filme sollen gezeigt werden, politische Gruppen können sich hier treffen, es wird ein Café geben, damit Menschen sich auch einfach so treffen und unterhalten können, es gibt Platz für Werkstätten. Einen solchen, von den Nutzerinnen selbstverwalteten, Raum gab es in Bochum bis jetzt nicht und ein solcher war von der Stadt auch nicht erwünscht und nicht zu bekommen, ist die Stadt selbst doch Teil der Probleme, gegen die sich gesellschaftskritische, emanzipatorische Politik richtet.
Aus dem Zentrum werden wir uns nicht mehr vertreiben lassen. Mit der ehemaligen Feuerwache in der Vierhausstraße „besitzt" Bochum jetzt einen Ort, von dem aus sich eben diese emanzipatorische Politik betreiben lässt, ein Ort, in dem sich Initiativen, Projekte und Einzelne vernetzen können, ein Ort für die antirassistische Praxis. Und nicht nur für diese. Die Verhältnisse in Deutschland fordern zu Widerstand schließlich geradezu auf: eine ausschließlich an den Profitinteressen der Wirtschaft ausgerichtete Atompolitik, die Rückkehr Deutschlands zur vermeintlichen "Normalität" (z.B. Kosovo-Krieg) seien hier nur als Beispiele genannt.
Wer Lust hat sich an all dem zu beteiligen, sich einzubringen oder sich einfach nur zu informieren ist im az herzlich willkommen.