Das Flugblatt für die Demonstration ist als pdf-Datei ansehbar und damit zum Kopieren und Drucken auch ausdruckbar

Demonstration in Bochum am: 30. 04. 2001
Uhrzeit: 18. 00 Uhr
Treffpunkt: Bochum Hbf

„Stühle raus!“ die Biergärten sind auf- Wir sagen: Grenzen auf - der Tanz zwischen den Stühlen beginnt!
Freiraum für alle - außer für FaschistInnen und RassistInnen!
Her mit dem Antirassistischem Zentrum!

Die letztjährige staatliche Antifaschismusdebatte war nicht nur geprägt vom Ruf nach härteren Gesetzen gegen Nazis (NPD-Verbot) sondern auch von der Einführung der Greencard. Mit der Greencard werden Nichtdeutsche nur nach ihrer Leistung und Arbeitskraft bewertet. Ihr Aufenthalt hängt von Qualifikation und Leistung ab. Dies alles geschieht lediglich aus wirtschaftlichen Gründen.
Die einstigen Wirtschaftsflüchtlinge werden zu IT-SpezialistInnen, falls sie der deutschen Wirtschaft nützlich sind. Werden sie nicht mehr benötigt, gehören sie schnell zu den „Unnützen“, und werden abgeschoben.
Ein wichtiger Nebeneffekt: Mit dieser Maßnahme wird das durch Nazis beschädigte Bild der BRD wieder aufpoliert. Kurz gesagt: AusländerIn bleibt AusländerIn.
Das gilt auch für die Flüchtlinge, die in Folter- und Kriegsländer abgeschoben werden, bzw. erst gar nicht ins Land einreisen dürfen. Diejenigen, die es dennoch schaffen, müssen unter Sondergesetzen in Flüchtlingsheimen und Abschiebeknästen unter menschenverachtenden Verhältnissen leben. Die Realität zeigt: Trotz staatlicher Antifaschismusdebatte werden Flüchtlinge ignoriert.
Ihre Probleme, wie die Bewältigung des Alltagsrassismus, die ihnen entgegenschlagende rechte Gewalt, zählen nicht. Kampagnen wie „Fremde sind Freunde“ oder das Bemühen um ausländische IT-SpezialistInnen können nicht über den tiefgreifenden gesellschaftlichen Rassismus in Deutschland hinwegtäuschen.
Die Folgen dieses rassistischen Klimas sind auch in Bochum abzulesen: Am Hauptbahnhof führen BGS-Beamte rassistische Kontrollen an nicht deutsch
Aussehende Menschen durch. Die zum größten Teil rassistischen NormalbürgerInnen fühlen sich in ihren Vorurteilen bestätigt. So konnten sich am Bahnhof letzten Sommer mehrere Monate lang jeden Freitag bis zu 30 Nazis treffen. Von den Kneipen „Secks“ und „Drugstore“ in der Bochumer Partymeile „Bermudadreieck“ gingen fast wöchentlich rassistisch motivierte Übergriffe von Nazis aus, an denen bis zu 100 Personen beteiligt waren. Für Betroffene MigrantInnen, linke Jugendliche oder Obdachlose wurde das Klima immer unangenehmer.
Die Kneipen und die Stadt befürchteten Imageverlust und Gewinneinbußen. Eine Auseinandersetzung mit den Ursachen des Rassismus und der sozialen Eingebundenheit der Nazis im Bochumer Stadtleben blieb aus.
Während die Naziszene in den Wintermonaten mehr in den privaten Bereich und in die Außenbezirke zurücktrat, ist mit der Biergartensaisoneröffnung zu befürchten, dass die „braunen Aktivitäten“ im Innenstadtbereich wieder zunehmen. Vorboten dieser Einschätzung waren die rassistischen Übergriffe während der Karnevalstage in Bochum.
Die Optimierung der wirtschaftlichen Nutzung des „Bermudadreiecks“
verschärft die Vertreibung derer, die sich nicht dem Kaufzwang anpassen können oder wollen. Früher wurden Obdachlose, DrogenkonsumentInnen oder alternative Jugendliche durch die Polizei von öffentlichen Plätzen vertrieben. Mit der Privatisierung solcher Plätze erledigen das heute von den PächterInnen
eingestellte Securitys. Dies geschieht oft unter Androhung bzw. unter Anwendung von Gewalt. Sogenannte sozial Schwache und Randgruppen werden somit diskriminiert. Nazis oder Sonstige, die ein reaktionäres Weltbild vertreten, fühlen sich hier zunehmend wohler. Sie sind von der Vertreibung nicht betroffen.
Seit einem halben Jahr wird wieder von rund 40 Gruppen die Forderung nach einem antirassistischen Zentrum lauter. Es könnte eine Möglichkeit von vielen sein, sozial unverträglichen Entwicklungen entgegenzutreten. Mit der Besetzung und Nutzung leerstehender städtischer Gebäude (alte Feuerwache, Frieda-Schanz-Straße und USB-Gelände, Universitätsstraße) wollten VertreterInnen des Antirassistischen Zentrums die Dringlichkeit ihrer Forderungen verdeutlichen und die Behauptung der Stadt widerlegen, dass es keine ungenutzten Räumlichkeiten für sie gebe. Die schnelle polizeiliche Räumung der Orte, die Strafanträge der Stadt und die Lügen und Verzögerungen während der Verhandlungen mit den BesetzerInnen zeigen, dass bei den Stadtoberen Desinteresse und Ignoranz überwiegen. Eigeninitiative gegen Rassismus, Faschismus und Innenstadtvertreibung ist offenbar nicht erwünscht.
„Stühle raus!“ die Biergärten sind auf- Wir sagen: Grenzen auf - der Tanz zwischen den Stühlen beginnt! Freiraum für alle - außer für FaschistInnen und RassistInnen! Her mit dem Antirassistischem Zentrum!