Nr. 50 • 5. Dezember 2000


Feuerwache besetzt!
Am Samstag gegen 13 Uhr wurde die im Besitz der Stadt befindliche, seit eineinhalb Jahren leer stehende Feuerwache an der Vierhausstraße zwecks Umwandlung in ein Antirassistisches Zentrum (az) und Wohnprojekt besetzt. Ob die BesetzerInnen sich gegenüber der Stadt mit ihren Konzepten durchsetzen können, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen entscheiden.
Samstag am frühen Abend hatte sich die Lage zunächst zugespitzt, als gegen 18.30 Uhr sechs Streifenwagen der Polizei anrollten und die darin befindlichen PolizistInnen in recht aggressivem Tonfall die Personalien aller sich im Umkreis der Feuerwache befindlichen Personen feststellten. Da die Einsatzkräfte allerdings nicht angegriffen wurden, sie keine offensichtlichen Sachbeschädigungen und auch keine Bewaffnung der BesetzerInnen feststellen konnten, versuchten sie erstmal der Forderung der BesetzerInnen, nur mit Verhandlungspartnern der Stadt Gespräche zu führen, nachzukommen. Diese Bemühungen schließlich ergaben, dass sich in Oberbürgermeister-Kreisen am Wochenende sowieso niemand zuständig fühlt und dass man am Montag Morgen weitersehen werde, woraufhin die Polizei komplett abzog und die BesetzerInnen bis Redaktionsschluss nicht weiter belästigte.
politik, kultur, wohnraum, und zwar selbstbestimmt
Derart erleichtert konnte die für den Abend geplante Party im az doch noch stattfinden; ungefähr 250 Menschen erfreuten sich an erschwinglichem Essen, Musik, Info- Stand und zu späterer Stunde sogar an einem Spontankonzert einer eigens aus Wanne-Eickel angereisten Ska-Punk- Band.
Über die Konzeption des az berät das täglich stattfindende offene Plenum. Um das az von Anfang an mit Leben zu füllen, finden nahezu täglich Konzerte, Filmvorführungen, Parties und politische Veranstaltungen statt, so etwa „Punk – die Schublade ohne Grund und Boden“ am Sonntag Abend.
Die Verhandlungen mit der Stadt dürften spannend werden, hat sie in den vergangenen Jahren doch zahlreiche Initiativen und Gruppen, die auf der Suche nach halbwegs zentral gelegenen Büro- und Gruppenräumen waren, abblitzen lassen; obwohl die Stadt Bochum sich über einen Mangel leer stehender Gebäude in ihrem Besitz wahrlich nicht beklagen kann (was auch durch die Besetzung der Feuerwache sehr konkret bestätigt wird) und bisher erfolglos versucht hat, das Grundstück und Feuerwache zu verkaufen. Die Hauptforderungen der BesetzerInnen der Feuerwache sind zunächst Bestandsgarantie für das az (bzw. der Verzicht der Stadt auf polizeiliche Räumung) sowie die zügige Versorgung mit Strom, Heizung und Wasser. Um dem Ziel, mit dem Zentrum einen Ort und Infrastruktur für die Arbeit von und den Austausch zwischen verschiedenen Gruppen und Initiativen zu schaffen, näherzukommen, wollen sich die BesetzerInnen am Dienstag Abend mit interessierten Gruppen treffen, wodurch die Basis des az vergrößert und auch die Verhandlungsposition gegenüber der Stadt gestärkt werden könnte.
Aktuelle Infos beim Infotelefon des az bochum (0174/ 1450539) und unter http://www. bo- alternativ.de.