Montag 29.04.19, 13:27 Uhr
Seebrücke-Aktion

Fluchtboot auf dem Husemannplatz


Für Samstag, den 4. Mai ruft das Bochumer Seebrücke-Bündnis zu einer ungewöhnlichen Protestaktion auf: »Als Mahnmal gegen das Massensterben an den EU-Außengrenzen bauen die Aktiven am Husemannplatz ein echtes Fluchtboot aus dem Mittelmeer auf. Los geht es um 11 Uhr. In dem Schlauchboot haben mehr als hundert Menschen vergeblich versucht, der Folter, dem Menschenhandel und anderen unvorstellbaren Menschenrechtsverletzungen in Libyen zu entfliehen.
„Die europäische Abschottungspolitik hat den Tod tausender Menschen zur Folge“, sagt Carla Scheytt von der Seebrücke Bochum. „Nun bringen wir eines der Schlauchboote in unsere Innenstadt, um die Verzweiflung der Menschen zu verdeutlichen, die alles riskieren, um der libyschen Hölle zu entkommen.“ Das Boot wurde von der durch die Europäische Union finanzierten libyschen Küsten-Miliz abgefangen. Die Schutzsuchenden wurden in die Folterlager des Bürgerkriegslandes zurücktransportiert. Eine Crew der zivilen Seenotrettungsorganisation Sea-Eye fand das verlassene Boot und brachte es nach Deutschland.
Die Kundgebung auf dem Husemannplatz ist Teil der „Proteststaffel für Humanität und Solidarität“ der internationalen Seebrücke-Bewegung. Zusammen mit dem Boot wird in allen teilnehmenden Städten ein Transparent ausgerollt. Alle sind aufgerufen darauf zu unterschreiben, um ein Zeichen gegen die unmenschliche EU-Abschottungspolitik und ihre tödlichen Folgen zu setzen. Seebrücke-Aktive transportieren das Banner zusammen mit dem Schlauchboot auf einer vorgeplanten Route in die verschiedenen Städte. Am Samstag Nachmittag geben die Bochumer Aktiven den Proteststaffel-Stab an die Seebrücke Dortmund weiter.
Die Bochumer Seebrücke schreibt in ihrer Ankündigung zu der Aktion: „Wir fordern sichere Fluchtwege sowie eine Entkriminalisierung und Unterstützung der zivilen Seenotrettung. Wir fordern einen Notfallplan für aus Seenot gerettete Menschen, freiwillige zusätzliche Aufnahme von Schutzsuchenden in Bochum, ein Landesaufnahmeprogramm und ein Ende der menschenrechtswidrigen Rückführungen in die libyschen Folterlager. Wir fordern echte Seenotrettung durch die EU-Staaten statt einer EU-Finanzierung von libyschen Milizen zur Abschreckung und Abschottung.“
„Die europäischen Regierungen und die Bundesregierung müssen sich endlich zu ihrer humanitären Verantwortung zu bekennen und dafür zu sorgen, dass kein Mensch mehr im Mittelmeer ertrinkt“, sagt Carla Scheytt. „Auch die Bochumer Politikerinnen und Politiker, die gerade EU-Wahlkampf machen, tragen eine Mitverantwortung. Sie haben es in der Hand, mit uns einzufordern, dass Bochum sich endlich bereit erklärt, freiwillig zusätzliche Gerettete aufzunehmen. Und angesichts der schlimmen Menschenrechtsverstöße durch die EU-Staaten machen wir klar: Wer über Europa redet, darf zum Sterben an den EU-Außengrenzen nicht schweigen!“«